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Warum französische Kinder keine Nervensägen sind: Erziehungsgeheimnisse aus Paris (German Edition)

Warum französische Kinder keine Nervensägen sind: Erziehungsgeheimnisse aus Paris (German Edition)

Titel: Warum französische Kinder keine Nervensägen sind: Erziehungsgeheimnisse aus Paris (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Druckerman
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über zwanzigjährige Violette, haben bereits eine eigene Mode- und Modelkarriere. De la Fressange spielt ihre Vorzüge herunter, indem sie sich als »dunkle Spargelstange« zu bezeichnen pflegt. Sie behauptet auch, keine perfekte Mutter zu sein. »Ich vergesse das Morgenyoga und trage Lipgloss und Wimperntusche stets erst vor dem Autorückspiegel auf. Wichtig ist nur, dass man keine Schuldgefühle hat, weil man nicht perfekt ist.«
    Natürlich ist de la Fressange keine gewöhnliche Französin. Aber sie verkörpert ein bestimmtes französisches Ideal von l’équilibre . In einem Interview mit der Paris Match erzählt sie, wie sie drei Jahre nach dem Tod ihres Mannes in einem Skiort in den französischen Alpen einen Mann kennen lernte. Sie machte dort mit ihren Töchtern Urlaub, und der Mann war zufällig der Herausgeber von Frankreichs wichtigsten Zeitschriften sowie Träger des Ordens der französischen Ehrenlegion. Sie hielt ihren Verehrer ein paar Monate hin und erklärte, sie sei noch nicht so weit. Aber wie gesteht sie Paris Match so schön: »Irgendwann habe ich ihn angerufen und gesagt: ›Gut, ich bin Mutter und berufstätig, aber eben auch eine Frau.‹ Ich dachte, es kann den Mädchen nur guttun, eine verliebte Mutter zu haben.«
    37 Wegen des Babybooms und des Mangels an Krippenplätzen zahlt der französische Staat wenigen Müttern 500 Euro im Monat, damit sie sich um ihre Kinder kümmern, bis das älteste drei ist. Mütter sind auch berechtigt, in den ersten drei Jahren Teilzeit zu arbeiten.
    38 Amerikanische Mütter empfanden die Kinderbetreuung als doppelt so unangenehm wie französische Frauen. Alan B. Kruger, Daniel Kahnemann, Claude Fischler, David Schkade, Norbert Schwarz und Arthur A. Stone, »Time Use and Subjective Well-Being in France and the U. S.«, Social Indicators Research 93 (2009): s. S. 7–18.
    39 Annette Lareau, Unequal Childhoods: Class, Race and Family Life (Berkeley: University of California Press, 2003)
    40 Laut Annette Lareau waren die meisten Mittelschichtsfamilien, die sie untersucht hat, schwer beschäftigt: Die Eltern arbeiteten Vollzeit, gingen einkaufen, kochten überwachten das Baden sowie die Hausaufgaben. Außerdem kutschierten sie die Kinder zu den unterschiedlichsten Aktivitäten. »Ihr Leben ist so hektisch, dass sich Zuhausesein manchmal nur noch anfühlt, wie in einer Warteschleife zwischen den verschiedenen Aktivitäten zu stecken«. In: »Questions and Answers: Annette Lareau, Unequal Childhoods: Class, Race and Family Life«, http://sociology.sas.upenn.edu/sites/sociology.sas.upenn.edu/files/Lareau_Question&Answers.pdf
    41 Elisabeth Guédel Treussard, »Pourquoi les mères françaises sont supérieures«, French Morning vom 24. Januar 2011.
    42 Robert Pear, »Married and Single Parents Spending More Time with Children, Study Finds« in der New York Times vom 17. Oktober 2006.

Caca boudin
    Als Bean etwa drei Jahre alt ist, benutzt sie einen Ausdruck, den ich vorher noch nie gehört habe. Erst denke ich, sie sagt caca buddha , was für meine buddhistischen Freunde etwas beleidigend klingen könnte ( caca ist französischer Kindersprech für »Kacke«). Aber nach einer Weile merke ich, dass sie caca boudin sagt. Boudin bedeutet Wurst. Meine Tochter schreit also überall das Wort »Kacka-Wurst« herum.
    Wie alle guten Schimpfwörter ist caca boudin vielseitig einsetzbar. Bean ruft es vergnügt, wenn sie mit ihren Freunden durchs Haus tollt. Sie verwendet es in der Bedeutung von »egal«, »Lass mich in Ruhe« und »Das geht dich nichts an«. Es ist eine Bemerkung für jede Gelegenheit.
    Ich: »Was habt ihr heute in der Vorschule gemacht?«
    Bean: »Caca boudin.« (Gekicher)
    Ich: »Möchtest du noch mehr Brokkoli?«
    Bean: »Caca boudin!« (Hysterisches Gelächter)
    Simon und ich wissen nicht recht, wie wir mit caca boudin umgehen sollen. Ist das unhöflich oder niedlich? Sollen wir wütend oder amüsiert sein? Wir verstehen den sozialen Kontext nicht und haben keine eigenen Kindheitserfahrungen in Frankreich. Um auf Nummer sicher zu gehen, verbieten wir ihr, das zu sagen. Ihr Kompromissvorschlag sieht vor, dass sie es nach wie vor sagt, um dann hinzuzufügen: » Aber das sagt man nicht. Das ist ein böses Wort.«
    Das Einfalltor, durch das Frankreich bei uns Einzug hält, ist die Schule. Bean geht jetzt in die école maternelle , Frankreichs Gratis-Vorschule. Sie findet mit Ausnahme von Mittwoch ganztags vier Tage die Woche statt. Die maternelle ist keine Pflicht,

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