Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Warum ich kein Christ bin: Bericht und Argumentation (German Edition)

Warum ich kein Christ bin: Bericht und Argumentation (German Edition)

Titel: Warum ich kein Christ bin: Bericht und Argumentation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Flasch
Vom Netzwerk:
Daseinsbedingungen» ( 3 LThK  1, 1185). Ich verstehe diese neue Theologie nicht. Wie denn? ‹Auferstehung›: Ja, aber keine ‹Wiederbelebung eines Toten›? Keine ‹Rückkehr› ins empirische Leben: Nahm nicht der Apostel Thomas eine sehr empirische Prüfung vor?
    Er tat dies ‹wirklich› – in der Erzählung. Blüten der orientalischen Erzählkunst des 1. Jahrhunderts beschneidet man nicht. Ihre Glaubwürdigkeit rettet nicht, wer sie in den Nebel eines weiteren Dogmas stellt, das noch weniger gewiß ist, also wenn jemand etwa sagt, sie gehöre in den Zusammenhang der Eschatologie, als sei diese bereits bewiesen.
    Laßt die bunten und konfusen Berichte stehen, wie sie sind. Die Erzählung wird schöner, sinnlicher und präziser, wenn Jesus am Ende der Erzählhistorie nicht nur als ‹Geist› und Lichtglanz vor uns steht, sondern mit «Fleisch und Bein» ( Lukas  24,39). Es handelt sich allemal um erzähltes ‹Fleisch und Bein›. Aus so etwas schöpft sich eher neue Hoffnung. Hat nicht schon einmal ein enttäuschter Gelehrter mit der Giftschale in der Hand seine Vorbereitung zum Suizid abgebrochen, weil die Botschaft an sein Ohr drang, Christ sei erstanden? Viele feiern die Auferstehung des Herrn, denn sie sind selber auferstanden, ohne einen historischen Beweis für die leibliche Rückkehr ihres Herrn aus dem Totenreich gefunden zu haben. Die Auferstehung als Bild sagt mir etwas, als Ereignis in der Außenwelt kann ich nichts von ihr wissen. Deswegen bin ich im Sinn der Kirchen kein Christ mehr. Deren Urkunden, angefangen vom Evangelium des Lukas , beschreiben Auferstehung Jesu und die Auferstehung der Toten am Jüngsten Tag durchweg als realistisches Faktum. Bilder lösen Lebensströme aus. Vielfältige, unerwartete, auch gegensätzliche. Die mühselig ermittelten Fakten der historisch-kritischen Forschung können das nicht.
    «Die Auferstehung Christi ist ausschließlich Glaubenszeugnis», sagt das maßgebliche evangelische Konkurrenzlexikon.    [22]   Ich wüßte gern, was hier das Wort ‹ausschließlich› bedeutet. Nimmt man der Auferstehung Jesu den Charakter des objektiv-realistischen Faktums und deutet sie außerdem nicht als ‹Bild›, weil dann ‹nur› ein ‹Bild› bleibe, so wird sie ‹ausschließlich› ein Ereignis der Verkündigung und des Glaubens. In dieser Form kann sie jeder gelten lassen, denn niemand bestreitet, daß die «Auferstehungszeugen» des Neuen Testaments und viele Christen nach ihnen an sie geglaubt haben. Aber welche Gründe hätte ein Ungläubiger, sich ihre Annahme anzueignen? Daß an der Entstehung der christlichen Bewegung intensive seelische Erfahrungen beteiligt waren, daß sie kaum durch Priesterbetrug oder Diebstahl eines Leichnams entstanden sein wird, ist ohnehin historisch plausibel.
    4.  Die ‹Bekehrung der Welt›
    Christliche Denker der älteren Zeit – Augustin voran, auch Thomas von Aquino – behaupteten, kein Mensch handle leichtfertig, wenn er dem christlichen Glauben zustimme. Sie lobten nicht den Sinn für Abenteuer, sie priesen nicht seinen Mut zum ‹Sprung›, sondern sie versicherten, er habe gute Gründe. Muslime glaubten leichtfertig, Christen nicht, erklärte Thomas von Aquino ( Summa contra Gentiles I 6). Er legte zunächst einmal dar, was ein ‹Wunder› sei: Durch das Wunder beweise Gott auf sichtbare Weise, daß die ewige Weisheit selbst zu den Menschen gesprochen hat und Glauben verdient. Was der Glaube lehre, übersteige die ‹natürliche Erkenntnis›, Gott bestätige dessen Wahrheit durch Wunder, «welche hinausgehen über die Fähigkeit der ganzen Natur» ( quae totius naturae superant facultatem ). Dann nennt Thomas dafür die oben bereits angeführten Grade der Wunder, wobei es mir hier darauf ankommt, daß er die weltweite Ausbreitung des Christentums an die Spitze aller Wunder stellt. Vorher nennt er: Krankenheilungen, Totenerweckungen,Veränderungen im Lauf der Himmelskörper. Dabei ist an Josuas Befehl zu denken, die Sonne soll eine Weile stillstehen.
    Ein größeres Wunder sei die Inspiration. Sie verleihe einfachen, ungebildeten Menschen in einem einzigen Augenblick durch die Gabe des Heiligen Geistes Weisheit und Redegabe.
    Nachdem sie das alles sahen, hätten unzählige Menschen die Beweiskraft dieser Bestätigungen eingesehen und hätten – ohne daß ihnen sinnliche Genüsse versprochen worden wären und trotz der Verfolgungen – den christlichen Glauben angenommen. Weise und sehr gebildete Leute

Weitere Kostenlose Bücher