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Warum ich kein Christ bin: Bericht und Argumentation (German Edition)

Warum ich kein Christ bin: Bericht und Argumentation (German Edition)

Titel: Warum ich kein Christ bin: Bericht und Argumentation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Flasch
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kennenzulernen, noch einmal an die Hebräische Bibel; ich suche sie auf einer Seite auf, die man als ihre Glanzseite rühmt. Ich meine die Berufungsgeschichte des Moses. In ihr nennt Gott seinen Namen und stellt sich vor. Ich lese diese folgenreiche Szene im Buch Exodus , Kapitel 3 bis 12, besonders 3,1 bis 7,7, ohne auf philologische Einzelheiten und Details der Wirkungsgeschichte eingehen zu können. Als bibeltheologischer Laie, der diese Bücher nicht als Spezialist liest, sondern sie nach ihrer allgemein-kulturellen, nach ihrer historischen und literarischen Bedeutung behandelt, werde ich mich der Hilfe eines höchst angesehenen katholischen Theologen versichern. Doch zuvor die Erzählung:
    Gott hört das Stöhnen der in Ägypten versklavten Israeliten; er denkt an seinen Bund mit Abraham, Isaak und Jakob; er beschließt, sich seinem Volk zu erkennen zu geben und es aus Ägypten herauszuführen in das Land, in dem «Milch und Honig fließt». Er beruft Moses als Führer.
    Die Erzählung beginnt in schöner Anschaulichkeit: Moses weidet die Schafe und Ziegen seines Schwiegervaters. Die Anfangsszene spielt nicht in Ägypten, sondern im Nachbarland Midian. Eines Tages verließ Moses mit seiner Herde die Steppe und kam an den Berg Horeb. Er sah einen brennenden Dornbusch, aus dem Flammen loderten, ohne ihn zu verbrennen. Er will sich den sonderbaren Vorgang näher ansehen, geht auf ihn zu, aber da warnt ihn die Stimme Gottes aus dem Dornbusch. Er dürfe nicht näher kommen, der Boden sei heilig; er solle seine Schuhe ausziehen. Gott stellt sich vor: «Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Da verhüllte Moses sein Gesicht, denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen.» ( Exodus  3,6).    [29]  
    Moses lernt Gott kennen auf dem Berg und in dem Feuer, das den Dornbusch nicht verbrennt. Dieser Gott wohnt hier; er ist eine Berggottheit, und Israel soll ihn nach der Flucht aus Ägypten auf diesem Berg verehren. Der Boden ist heilig; Moses darf ihn nicht mit Schuhen betreten. Der Berg heißt Horeb. Ist er identisch mit dem Berg Sinai? Hat der Berg zwei Namen oder handelt es sich um zwei verschiedene Vorgänge? Moses sieht zuerst einen ‹Engel› (3,2), aber dann ist es doch Gott selbst, der mit ihm redet. Verschwand der Engel oder gebraucht der Text das Wort ‹Engel› in der Bedeutung von ‹Gott›?
    Die Berg- und Feuergottheit hat einen Bund mit Israel geschlossen und erinnert sich daran in der Not des Volks. Der Gott der Väter will sein Volk befreien und in das Land führen, das er ihm versprochen hat. Beides ist ihm wichtig: die Treue zum Bund und der Besitz des Bodens, den jetzt noch andere Völker bewohnen. Israel soll die Gegenwart Gottes daran erkennen, daß er die Eingesessenen mit Gewalt vertreibt. Dieser Gott gebietet Abstand; sein Anblick ist zu fürchten. Moses verhüllt sein Gesicht. Gott beauftragt Moses, zum Pharao zu gehen und den Israeliten zu erklären, daß Gott sie durch ihn aus Ägypten herausführen will.
    Aber Moses wendet ein, die Israeliten werden fragen, wie dieser Gott der Väter heißt. Gott antwortet, er heiße: «Ich bin der ‹Ich bin da›», Ex . 3,14. Moses setzt voraus, die Israeliten würden sich nicht mit dem Hinweis nur auf die Väter zufrieden geben; sie wollen einen Namen wissen, wohl, um ihren Gott aus der Schar der Götter unterscheiden zu können. Vom Monotheismus sind wir weit entfernt.
    Der Name, mit dem Gott sich nennt, ist verschieden übersetzt worden. Die antiken Übersetzer der Hebräischen Bibel ins Griechische, der sog. Septuaginta , schrieben unter dem Einfluß der griechischen Philosophie: «Ich bin, der ich bin». Das klingt wie die Weigerung einer Namensnennung; der lateinische Westen legte es unter dem Einfluß Augustins vulgärplatonisch aus im Sinne von: Ich bin der Bleibende, der wahrhaft Seiende; ich bin das Sein selbst. Vermutlich sollte das heißen: Geschöpfe werden und vergehen, Gott hat Bestand. Nur was bleibt, ist «wahrhaft seiend». Diese Gleichsetzung entsprang zwar der Philosophie des Parmenides und Platons; aber Platon setzte keineswegs sein eigentliches Gottesprinzip, die Idee des Guten, mit dem Sein gleich, sondern sagte von ihr, sie stehe «jenseits des Seins». Die Identifikation des Unbedingten mit dem Sein kommt in der griechischen Philosophie vor, war aber nicht die Theorie Platons. Wer sie dafür hielt, fand sie im Gottesnamen wieder. Neuere Ausleger von Exodus  3,14 kritisieren die

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