Warum manche Menschen nie krank werden
Geschäft mit pflanzlichen Nahrungsergänzungs- und Gesundheitsprodukten tat das jedoch keinen Abbruch. Der
Fachzeitschrift Nutritional Business Journal zufolge verzeichnete die Branche in den USA von 2007 auf 2008 ein Umsatzplus von 6 Prozent auf 25,2 Milliarden US-Dollar.
MIT HEILKRÄUTERN UND CO. KOCHEN
So bekömmlich Arzneimittelpflanzen in Speisen auch sein mögen, mit manchen Medikamenten vertragen sie sich gar nicht gut. In einem 2010 im Journal of the American College of Cardiology veröffentlichten Artikel hieß es, dass bestimmte pflanzliche Wirkstoffe bei der gleichzeitigen Einnahme von Medikamenten gegen Herz- oder Blutkrankheiten zu gefährlichen Nebenwirkungen führen können. So erhöhen zum Beispiel Knoblauch und Ingwer das Blutungsrisiko, wenn gleichzeitig blutverdünnende Medikamente eingenommen werden, und das typischerweise als Stimmungsaufheller bei Depressionen beliebte Johanniskraut kann den Blutdruck und die Herzfrequenz erhöhen. Der US-amerikanische Verband für eine ausgewogene Ernährung (ein Berufsverband der Branche, die Produkte auf pflanzlicher Basis herstellt und vertreibt) hält dagegen, dass oben erwähnter Artikel einen »einseitigen, schlecht recherchierten und haltlosen Generalangriff auf pflanzliche Heil- und Ergänzungsmittel darstellt«. Unterm Strich bleibt festzuhalten: Angesichts der unklaren Sachlage empfiehlt es sich, mit potenten pflanzlichen Produkten aller Art ebenso verantwortungsbewusst umzugehen wie mit jedem anderen Medikament.
Das können Sie für Ihre Gesundheit tun
Um sich die Heilkräfte der Natur zunutze machen zu können, müssen Sie unbedingt wissen, wie und in welchen Mengen welche Pflanzen einzunehmen sind. Als Beispiele sollen hier nur die Heilpflanzen aufgeführt werden, die Bestandteile unseres imaginären Menüs waren: Grüner Tee entfaltet seine medizinische Wirkung am besten als frischer Aufguss aus getrockneten Blättern ohne Zusatz- oder Aromastoffe. Tee in Teebeuteln ist viel feiner geschnitten, weshalb die Blätter schneller austrocknen und sich die Inhaltsstoffe entsprechend schneller verflüchtigen. Unbehandelte Teeblätter enthalten doppelt so viele Catechine (Antioxidantien) wie entkoffeinierter Tee, dreimal so viele wie aromatisierter Tee und zehnmal so viele wie teehaltige Fertiggetränke.
Ginseng ist in den unterschiedlichsten Darreichungsformen im Handel erhältlich. Die medizinische Wirksamkeit eines Ginseng-Produkts hängt immer davon ab, welche Ginsenoside (die Hauptwirkstoffe der Pflanze) es in welcher Konzentration enthält. Wie bei vielen anderen pflanzlichen Arzneimitteln ist die maximal zulässige Konzentration der Inhaltsstoffe gesetzlich nicht geregelt, weshalb Sie sich vor der Einnahme fachlichen Rat bei Experten oder im Internet einholen sollten. Medizinisch gesehen am sinnvollsten ist es jedoch, sich kein fertiges Produkt, sondern eine Gingseng-Wurzel zu kaufen und sich einen Teeaufguss zuzubereiten, der etwa eine Stunde ziehen sollte. Es spricht auch nichts dagegen, einfach ein Stück Ginseng-Wurzel zu essen, wobei es sich allerdings empfiehlt, sie vorher zehn Minuten lang zu kochen.
STREITFALL PURPURNER SONNENHUT
Östlich der kontinentalen Wasserscheide Nordamerikas begegnet man dem Purpurnen Sonnenhut recht häufig. Echinacea, so der lateinische Name der in den mittleren und östlichen US-Bundesstaaten verbreiteten Pflanze, wurde bereits von den Prärie-Indianern als Allheilmittel eingesetzt. Einzug in die westliche Medizin hielt die Pflanze Ende des 18. Jahrhunderts im Rahmen des Eklektizismus, der im medizinwissenschaftlichen Bereich ein verstärktes Interesse an der Naturheilkunde auslöste. Dabei wurden viele Behandlungsmethoden und Arzneimittel der amerikanischen Ureinwohner übernommen. So kam es, dass Echinacea bei allen möglichen Beschwerden und Leiden – vom Schlangenbiss bis zu Milzbrand – verschrieben wurde.
An Popularität büßte der Purpurne Sonnenhut erst 1928 ein, als ihm – und vielen anderen pflanzlichen Arzneimitteln auch – das Penicillin Konkurrenz machte. Doch seit etwa zehn Jahren liegt Echinacea wieder voll im Trend und zählt zu den Wunderwaffen von Naturheilkundeärzten, Heilpraktikern und Homöopathen, um Erkältungen und Schnupfen zu bekämpfen.
Doch hilft Echinacea wirklich? Trotz zahlreicher Studien lässt sich diese Frage bis heute nicht zweifelsfrei beantworten. Das Lager der Echinacea-Gegner beruft sich auf eine Studie der Universität Virginia, die 2005 im New England
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