Warum manche Menschen nie krank werden
bekannt. Der griechische Arzt Hippokrates gab Kranken frisches Quellwasser zu trinken. Zur Stärkung der körpereigenen Abwehrkräfte sind kalte Duschen in der östlichen Welt seit 5 000 Jahren fester Bestandteil der Yogapraxis. In der traditionellen chinesischen Medizin wird kaltes Wasser als Heilmittel eingesetzt. Und bis zum heutigen Tag praktizieren die Anhänger des Shinto-Glaubens in Japan ein meditatives Reinigungsritual namens misogi , bei dem sie sich unter einen Wasserfall stellen.
Der in der westlichen Welt bekannteste Fürsprecher der kalten Dusche ist der Priester Sebastian Kneipp, der in den 1860er-Jahren behauptete, Bäder in der eiskalten Donau hätten ihn von Tuberkulose geheilt. Die von ihm entwickelte Wasseranwendung baut auf Wechselbädern in kaltem und warmem Wasser auf. Kneipps 1886 erschienenes Buch Meine
Wasserkur wird noch heute aufgelegt. (In Norwegen ist Kneipp eher für sein Rezept für gesundes Vollkornbrot bekannt: das Kneipbrød.)
GESÜNDER DUSCHEN MIT (NEUEM) KÖPFCHEN
Gleichermaßen wichtig für Kalt- und Warmduscher ist es, immer schön auf den Kopf zu achten, und zwar auf den Duschkopf. Laut einer 2009 im Fachblatt Proceedings of the National Academies of Science veröffentlichten Studie können sich in einem Duschkopf Millionen von Mykobakterien tummeln, die von einer schützenden Schleimschicht umgeben und nicht mehr loszuwerden sind. 20 Prozent aller untersuchten Duschköpfe enthielten Mycobakterien in Konzentrationen, die die erwarteten Werte um mindestens den Faktor 100 überstiegen. Alles in allem ein alarmierendes Ergebnis, da bestimmte Stämme dieser Bakterien Lungenkrankheiten verursachen und beim Duschen leicht eingeatmet werden können.
Dennoch besteht nach Auskunft der Wissenschaftler für einen durchschnittlich gesunden Menschen kein Grund zur Panik. Personen mit einem geschwächten Immunsystem ist jedoch zu empfehlen, den Duschkopf alle sechs Monate auswechseln.
Kaltwasserkuren hatten im 18. und 19. Jahrhundert viele Befürworter. Zu ihnen gehörten der österreichische Landwirt und Naturheiler Vincenz Prießnitz und der Engländer Sir John Floyer, der die Geschichte der Wasseranwendungen in seinem Werk Psychrolousía; or, The History of Cold Bathing, Both Ancient and Modern beschrieb. Einer der bekanntesten
Kaltduscher unserer Zeit ist der Roman- und Filmheld James Bond, der seine Dusche mit heißem Wasser beginnt und mit eiskaltem Wasser beendet. In der Wellnessbranche wird die wechselwarme Wasserstrahldusche als »schottische Dusche« bezeichnet.
Über die Annehmlichkeiten moderner und oft mit allem Luxus ausgestatteter Badezimmer gerieten Kaltwasseranwendungen etwas ins Hintertreffen, sind aber mittlerweile wieder im Kommen. Kalte Duschen werden heute empfohlen, weil sie
die Durchblutung fördern,
die Haut straffen und stärken,
das Immunsystem stärken,
das Allgemeinbefinden verbessern,
abhärten und beleben sollen.
In der Fachliteratur werden diese Aspekte in zunehmendem – bislang aber noch immer unzureichendem – Maße untersucht und bekräftigt, wobei man sich vor allem in Nordeuropa, dem Ursprung der Kaltwassertherapie, entsprechenden Studien widmet. Eine 1987 durchgeführte, halbjährige Vergleichsstudie erbrachte zum Beispiel, dass in der Gruppe der »Kaltduscher« signifikant weniger, signifikant schwächer verlaufende und etwas schneller auskurierte Erkältungen zu beobachten waren als bei der Kontrollgruppe.
Im Zuge einer Studie, die in Prag durchgeführt wurde, ließ man die Probanden – kerngesunde junge Männer – ins kalte Wasser springen, um die Auswirkungen auf ihr Immunsystem zu untersuchen. Es wurde festgestellt, dass sich die Anzahl der weißen Blutkörperchen erhöhte, wobei nach Aussage
der Wissenschaftler aber noch zu klären ist, welche Bedeutung diesem Ergebnis beigemessen werden kann.
Von der medizinischen Fakultät der Berliner Humboldt-Universität ist zu hören, dass der Wechsel zwischen extremer Hitze und extremer Kälte (wie bei einem Saunagang mit anschließender Abkühlung im Schnee) die körpereigenen Abwehrkräfte stärkt und die Anfälligkeit für Atemwegserkrankungen senkt.
Wer sich ins kalte Wasser wagt, erhöht damit möglicherweise den Glutathionsspiegel – ein natürliches Antioxidans – im Blut. Erhöhte Grundwerte wurden im Zuge einer Berliner Studie bei Schwimmern gemessen, die sich extrem kaltem Wasser aussetzten. Die Leiter der Studie halten es für möglich, dass es sich dabei um eine
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