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Warum Mathematik glücklich macht: 151 verblüffende Geschichten (German Edition)

Warum Mathematik glücklich macht: 151 verblüffende Geschichten (German Edition)

Titel: Warum Mathematik glücklich macht: 151 verblüffende Geschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Hesse
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    «Die Offenbarung des Universums als einer komplexen Idee einer selbst im Gegensatz zum Sein in oder außerhalb des wahren Seins von sich ist in sich ein begriffliches Nichts oder ein Nichts in Beziehung zu jeder abstrakten Form des Seienden oder Sein-Sollenden oder in Ewigkeit Existiert-Habenden und den Gesetzen des Physikalischen oder der Bewegung oder der Vorstellung in Bezug auf die Nicht-Materie oder des Fehlens objektiven Seins oder objektiven Andersseins nicht unterworfen.»
Hegel mit Hegel gegen Hegel verwenden
Vielleicht sind Sie der Ansicht, es sei nicht fair, Hegel von der Höhe unseres modernen Denkens zu kritisieren. Doch ist etwas dagegen zu sagen, mit Hegel über Hegel hinauszugehen und mit dem weitergedachten Hegel Hegel selbst zu kritisieren?
Was ich damit meine, ist dies:[ 4 ]
«Das Wirkliche ist das Vernünftige.» (Hegel: Grundlinien der Philosophie des Rechts)
«Das Geistige allein ist das Wirkliche.» (Hegel: Phänomenologie des Geistes)
Hegel verzichtet auf eine naheliegende Schlussfolgerung, aber wir nicht:
Ergo: Das Geistige ist vernünftig.
Und weiter geht’s!
«Das Schöne ist wesentlich das Geistige.» (Hegel: Vorlesungen zur Philosophie der Religion)
Und wieder lässt Hegel eine rein logische Chance aus, aber wir …. Genau!

Ergo: 1. Das Schöne ist das Wirkliche.
Sage und schreibe!
2. Das Schöne ist vernünftig.
Lese und staune!
Tinnef mit allem Pipapo!
    Doch wir wollen nicht gar zu hart mit Hegel ins Gericht gehen. Im Vergleich mit den Hauptakteuren der folgenden Miniatur ist Hegels Elektrizität nur die eines Schwachstromelektrikers.
94. Sci-Phi-Philosophie
    Im Jahr 1996 reichte der amerikanische Physiker und Mathematiker Alan Sokal einen Artikel mit dem Titel Transgressing the Boundaries: Towards a Transformative Hermeneutics of Quantum Gravity (etwa: Die Grenzen überschreiten: Auf dem Weg zu einer transformativen Hermeneutik der Quantengravitation) bei der angesehenen kulturwissenschaftlichen Zeitschrift Social Text zur Veröffentlichung ein, die ihn kritiklos zur Publikation annahm.
    Kurz darauf gab Sokal bekannt, dass es sich bei seiner Schrift nur um eine an Wortgeklingel reiche Parodie handle, inhaltlich um völligen Unfug, nichts enthaltend, was einer logischen Herleitung auch nur nahe käme, von stringenten Argumentationsketten und seriösen Folgerungen keine Spur. Bei genauerem Hinsehen handelt es sich um eine abenteuerlich montierte Collage aus Fragmenten und Formulierungsbausteinen bekannter zeitgenössischer Denker, um einen Jux, mit dem Sokal die Rhetorik und begriffliche Schlampigkeit einer bestimmten Art von Philosophen aufs Korn nehmen wollte, kurz: Denkwelt- und Wissenswelt-Spam.
    Hier ist ein repräsentatives Textbeispiel aus Sokals Scherz-Artikel: «Die Lehre von Wissenschaft und Mathematik ist von ihrem autoritären und elitären Charakter zu befreien, und der Inhalt dieser Fächer muss durch das Einbeziehen der Erkenntnisse der feministischen, schwulen, multikulturellen und ökologischen Kritik bereichert werden.» Sokals Artikel richtet sich gegen die Philosophie in ihrer postmodernen Gegenwartsform und einige ihrer Denker, die in ihren Schriften mit mathematischem und physikalischem Vokabular (etwa Entropie, Unschärferelation, Gleichheitsaxiom, Gödels Unvollständigkeitssatz, um nur einige zu nennen) hantieren, das sie – aus ihren Texten heraus nachweisbar – nicht verstanden haben.
    Der Sinn ihrer Beiträge liegt offenbar darin, eine Art Einschüchterungsprosa hervorzubringen, die den Diskursen der Urheber den Anstrich von wissenschaftlicher Exaktheit geben und den Unterschied zwischen falsch und richtig nivellieren soll. Bei Lichte besehen sind die kritisierten Texte voll intellektueller Unkraft, Dumpfheit und Dünkel. Nimmt man sie beim Wort, mag es dazu führen, dass sich die Welt, auf die sie sich beziehen, selbst weltfremd wird.
    Sokals Text war eine grandiose Persiflage zur Entlarvung intellektueller Hochstapelei. Und manche der aufs Korn genommenen Wortkatarakte lesen sich denn auch wie diffuse Sentenzen aus der Voodoo-Abteilung: Ein Paul Virilio, der den Unterschied zwischen Geschwindigkeit und Beschleunigung nicht kennt, eine Julia Kristeva, die den Gödel’schen Satz nicht versteht, ein Jacques Lacan, der frei über Topologie und Algebra assoziiert und dessen Mathematikanwandlungen so fantastisch sind, dass seine Schlüsse für die seriöse Forschung nur irrelevant sein können. Sokal «plädiert» in seinem Beitrag sogar für eine von

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