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Warum Mathematik glücklich macht: 151 verblüffende Geschichten (German Edition)

Warum Mathematik glücklich macht: 151 verblüffende Geschichten (German Edition)

Titel: Warum Mathematik glücklich macht: 151 verblüffende Geschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Hesse
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der Wachtürme des Schlosses angelegt hatte. Immer wenn sich der Schlossherr näherte, flog der Vogel aus und wartete auf einem nahe gelegenen Baum, bis die Luft wieder rein war. Der Schlossbesitzer versuchte daraufhin den Raben zu überlisten. Er ließ zwei seiner Mitarbeiter in den Turm ein, nach einer Weile zog sich der eine zurück und der andere blieb im Turm. Der Rabe konnte aber 1 von 2 subtrahieren und wartete auch das Verschwinden des anderen Helfers ab, bevor er wieder zu seinem Nest zurückflog. Das nächste Mal versuchte man es mit 3 Männern, die in den Turm gingen, von denen sich 2 alsbald zurückzogen, aber auch hiervon ließ sich der Vogel nicht irritieren. Er wartete, bis auch der dritte Mann verschwunden war. Auch die 4-Männer-Variante des Experiments blieb ohne Erfolg. Erst mit 5 Männern gelang die Unternehmung. Der Rabe war nicht mehr in der Lage, 4 von 5 zu subtrahieren und so festzustellen, dass noch ein Mann im Turm auf ihn wartete.
    Elefanten und Raben sind recht hoch entwickelte Tierarten. Insofern ist die bei ihnen ausgeprägte Zahlenkompetenz nicht weiter überraschend. Geradezu sensationell muten dagegen neuere Ergebnisse von Würzburger Wissenschaftlern an, die einen Zahlensinn auch bei wirbellosen Tieren festgestellt haben, nämlich bei Bienen. Sie bauten vor den Tieren zwei optisch verschieden gestaltete Tafeln auf, die eine zeigte zwei Objekte, die andere nur eines. Außerdem hatte jede Tafel ein kleines Loch und hinter der Tafel mit zwei Objekten wartete auf die Bienen als Delikatesse eine Schale mit Zuckerwasser.
    Die Bienen hatten schnell heraus, hinter welcher Tafel sich das Zuckerwasser befand. Auch wenn der Versuchsaufbau variiert wurde, flogen die Bienen konsistent nur zur Tafel mit den zwei Objekten. Ganz gleich, ob die Tafel links oder rechts stand, ob es sich bei den Objekten um rote Äpfel oder gelbe Punkte handelte, ob sie groß oder klein waren. Ganz egal, solange es eben zwei waren. Anschließend wiederholten die Wissenschaftler das Experiment zuerst mit 2 und 3, dann sogar mit 3 und 4 Objekten. Auch dies war für die Tiere kein Problem. Erst ab Tafelpaaren mit 4 und 5 Objekten schwächelten die Bienen und zeigten sich überfordert. Bienen zählen bis 4.
126. Primzahlen, biozertifiziert
    In der Natur treten viele Zahlen auf und manche Zahlen treten in der Natur deshalb auf, weil sie Primzahlen sind. Ein erstaunliches Beispiel dafür ist der Lebenslauf der Dreizehnjahr-Zikade (Magicicada tredecim). Zikaden sind heuschreckenähnliche Insekten, die in vielen Mittelmeerländern und in Nordamerika verbreitet sind. Sie treten periodisch auf und haben lange Entwicklungszeiten: Diese Zikaden verbringen genau 13 Jahre als Larven, die sich von Wurzelsaft ernähren und nahezu reglos wartend unter der Erde liegen, um dann als ganzer Schwarm gleichzeitig innerhalb von nur wenigen Tagen zu schlüpfen.
    Sie fallen anschließend über eine ganze Gegend her wie eine Naturgewalt von biblischem Ausmaß. Dann ist wieder ein Zikadenjahr. Rund 40.000 Zikaden können unter einem einzigen Baum hervorschlüpfen. An der Oberfläche angekommen, leben sie dann so, als wollten sie alles in den letzten 13 Jahren Versäumte nachholen, mit Sex and Drugs and Rock ‘n’ Roll. Singzikaden als Schwarm verbreiten einen Lärm von annähernd 100 Dezibel Lautstärke. Jeder, der schon einmal in Mittelmeerländern seinen Urlaub verbracht hat, kennt das typische Zirpgeräusch. Dies ist ihr Lockruf für potentielle Partner. Hat der sich gefunden, kommt es zu Paarung, Eiablage und Tod in schneller Abfolge. Innerhalb von nur 4 Wochen ist der ganze Spuk vorbei. Abermals für genau 13 Jahre, in denen die neue Generation wieder im Erdboden schlummert, bis ihr nimmermüder Monat beginnt.
    Bei den Zikaden scheint es übrigens ein evolutionäres Wettrennen darum zu geben, welche Art die größte Primzahl in der eigenen Biographie unterbringen kann. Derzeitiger Rekordhalter in dieser Disziplin ist die Siebzehnjahr-Zikade (Magicicada septendecim), die genauso lebt wie ihre Kollegin, aber mit 17-jähriger Ruhepause zwischen zwei Hyperaktivitätsschüben.
    Bei Zikaden z ä hlen Zahlen. Die Wahl von Primzahlintervallen für ihr periodisches Auftreten lässt sich als subtile Überlebensstrategie erklären. Die Zikaden müssen sich gegen ihre natürlichen Feinde behaupten. Dies sind bestimmte Parasitenarten, die ihre eigenen Zyklenlängen haben und je nach Art alle 2, 3, 4 oder 6 Jahre aktiv auftreten. Wäre die

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