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Warum so scheu, MyLady

Warum so scheu, MyLady

Titel: Warum so scheu, MyLady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Elizabeth Cree
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Sarah nirgends entdecken und zog seine Taschenuhr hervor. Er war um fünf Minuten zu früh dran. Doch ihre schlanke Gestalt ließ sich auf keinem der Kieswege blicken. Schließlich stieg er ab und ergriff die Zügel seines Hengstes.
    Der erste Angreifer überfiel von hinten. Sofort ließ Devon die Zügel fallen und rammte seinen Ellbogen in den Bauch des Mannes, der gequält stöhnte und ihn abrupt losließ. Dann fuhr Devon herum, um seinen Widersacher mit einem Kinnhaken niederzustrecken. Da umklammerten ihn zwei andere Arme und zerrten ihn nach hinten. Ehe er sich wehren konnte, traf ihn die Faust seines ersten Gegners in den Magen. Vor Schmerzen halb benommen, trat er nach dem Burschen, der ihn festhielt. Mit aller Kraft versuchte er sich zu befreien. Aber obwohl er etliche Stunden im Gentleman Jackson’s-Boxclub verbracht hatte, war er den beiden kräftig gebauten Männern nicht gewachsen. Bevor er die Besinnung verlor, galt sein letzter Gedanke Sarah Chandler. Hoffentlich würde sie sich anders besinnen und den Tempel nicht aufsuchen. Wenn sie seinen Feinden über den Weg lief – oder seine Leiche am Boden liegen sah …

6. KAPITEL
    “S arah!”
    Verstört zuckte sie zusammen, als sie Amelias schrille Stimme hörte. Soeben war sie aus dem Garten, wo sie den Großteil des Nachmittags verbracht hatte, ins Musikzimmer zurückgekehrt. Von wachsender Nervosität geplagt, hatte sie erwartet, Lord Huntington würde jeden Moment vorsprechen, und ihren Skizzenblock kaum angerührt. Nur zwei misslungene Blumen verunstalteten das oberste Blatt. Nun schaute sie angstvoll ins leichenblasse Gesicht ihrer Kusine. “Was ist los, Amelia?”
    “Lord Huntington wurde schwer verletzt. Zwei Lakaien haben ihn ins Haus getragen. Bitte, komm mit mir!”
    “Verletzt? Lord Huntington?” Langsam legte Sarah den Skizzenblock beiseite.
    “Ja, Nick und Harry fanden ihn beim Tempel und trugen ihn ins Haus. Er war bewusstlos. Vor ein paar Minuten ist er zu sich gekommen und hat nach dir gefragt.”
    Kalte Furcht krampfte Sarahs Herz zusammen. “Wo ist er?”
    “Oben, in einem Gästezimmer.”
    Sarah folgte ihrer Kusine die Treppe hinauf. Wieder einmal fühlte sie sich wie in einem Albtraum. Als sie das Schlafzimmer betrat und Huntington auf dem Bett liegen sah – das Gesicht grün und blau geschlagen, die Augen geschlossen –, stockte ihr Atem.
    Während ihre Tante einigen Lakaien Befehle erteilte, drückte ein Dienstmädchen einen feuchten Lappen auf Devons Stirn, und er stöhnte leise.
    “Nick holt gerade den Arzt”, erklärte Lord Marleigh, der seiner Frau und Sarah entgegengegangen war.
    Sarah umklammerte seinen Arm. “O John, was ist passiert?”
    “Offensichtlich wurde er zusammengeschlagen.”
    “Um Himmels willen, wer würde so etwas tun?”
    “Keine Ahnung. Würdest du kurz mit ihm reden? Er sorgt sich um dich.”
    “Mein Gott, Devon …” Verzweifelt kniete sie neben dem Bett nieder. “Kannst du mich hören?”
    Langsam hob er die Lider. “Sarah … bist du verletzt?”
    “Nein, natürlich nicht.”
    “Gut …”, würgte er mühsam hervor. “Dein Brief … ich dachte …”
    “Welcher Brief?”, fragte sie verständnislos. Sprach er im Fieberwahn?
    “In der Tasche meines Gehrocks. Du wolltest mich treffen.”
    “Aber … ich habe dir nicht geschrieben.”
    “Wirklich nicht?”
    “Nein, ich …” Sie unterbrach sich, als der Lakai Nick eintrat, gefolgt von ihrem Großvater und Dr. Hampton.
    Lady Omberley umfasste ihren Arm. “Komm, überlassen wir ihn dem Doktor. Er ist in guten Händen.”
    “Ja, gewiss”, flüsterte Sarah und folgte ihrer Tante aus dem Zimmer.
    Im Flur wurden sie von Amelia erwartet. “Vielleicht solltest du dich ein wenig ausruhen, Sarah.”
    “Nein, nicht nötig. Wo ist Lord Huntingtons Gehrock?”
    “Vermutlich im Zimmer. Warum?”
    “Er hat einen Brief erwähnt, der in seiner Tasche steckt. Bitte, könnte John nachsehen?”
    “Ja. Aber warum interessiert dich dieser Brief?” Besorgt strich Amelia über die Schulter ihrer Kusine. “Du hast einen schlimmen Schock erlitten. Setz dich wenigstens.”
    Sarah hörte ihr kaum zu. “Seltsam … er sagte, der Brief sei von mir …”
    Obwohl eine Pferdeschar durch Devons Kopf zu galoppieren schien, zwang er sich, die Augen aufzuschlagen. Zunächst wusste er nicht, wo er war. Das Zimmer mit den hellgrünen Wänden glich keinem der Räume, die er in letzter Zeit bewohnt hatte. Nach dem Licht zu schließen, das auf sein Bett fiel,

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