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Warum so scheu, MyLady

Warum so scheu, MyLady

Titel: Warum so scheu, MyLady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Elizabeth Cree
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musste es Morgen sein.
    Langsam wandte er den Kopf zum Fenster. Die Bewegung entlockte ihm ein Stöhnen. In einem der Lehnstühle saß seine Schwester, die Wimpern gesenkt.
    “Jessica?”, murmelte er verwirrt. Und dann kehrte die Erinnerung zurück. Zwei Männer hatten ihn bewusstlos geschlagen.
    Sofort öffnete sie die Augen, sprang auf und kniete neben dem Bett nieder. “O Devon, du bist wach!”, rief sie, den Tränen nahe. “Wie fühlst du dich?”
    “Als hätte mich eine Postkutsche überrollt.” Er versuchte zu grinsen, fürchtete aber, dass er nur eine Grimasse zu Stande brachte. “Wenigstens lebe ich noch.”
    “Gott sei Dank! Wir haben uns solche Sorgen gemacht. Die ganze Nacht hielten wir abwechselnd bei dir Wache.”
    “Wir?”
    “Lady Omberley, Lady Marleigh und ich. Und natürlich Miss Chandler. Zum Glück konnten wir Tante Beatrice daran hindern.”
    Also hatte Sarah während der Nacht neben seinem Bett gesessen. Unglaublich … “Da fällt mir ein … heute ist mein Hochzeitstag. Würdest du jemanden herschicken, der mir beim Ankleiden hilft?”
    “Devon, wie kannst du daran denken? Du bist schwer verletzt.”
    “Aber durchaus fähig, die erforderlichen Worte zu sprechen. Bitte, du musst Miss Chandler mitteilen, dass die Hochzeit wie geplant stattfinden wird.”
    “Willst du das wirklich?” Jessica starrte ihn an, als zweifelte sie an seinem Verstand.
    “Wenn du dich weigerst, Miss Chandler zu informieren, muss ich’s selber tun.” Trotz seiner schmerzenden Rippen versuchte er sich aufzurichten, und Jessica erhob sich hastig.
    Ihre Miene, die sanfte Resignation ausdrückte, erinnerte ihn lebhaft an seine verstorbene Mutter. “Hoffentlich kann dich jemand anderer zur Vernunft bringen, Devon.”
    Kurz nachdem die Zofe Sarahs Kleid am Rücken zugeknöpft hatte, klopfte es an der Tür, und sie ließ ihren Großvater eintreten. Da er nur selten in ihr Zimmer kam, fürchtete sie, etwas Schlimmes wäre geschehen. Hatte sich Devons Zustand verschlechtert? “Ist etwas passiert?”, fragte sie und entließ die Zofe.
    “Zumindest nichts Neues.”
    “Wie … geht es Lord Huntington?”
    “Offensichtlich besser”, erwiderte der alte Mann lächelnd. “Soeben komme ich aus seinem Zimmer. Die Hochzeit soll noch heute stattfinden wie geplant.”
    Sarah wich entgeistert zurück. “Will er mich … immer noch heiraten?”
    “Sieht so aus. Er rasiert sich gerade.”
    In ihren Schläfen begann es schmerzhaft zu pochen. “Nach allem, was gestern geschehen ist, kann ich ihn unmöglich heiraten. Dieser gefälschte Brief …” Allem Anschein nach hatte jemand ihren Namen benutzt, um ihn zum griechischen Tempel zu locken. Dort war er zusammengeschlagen worden.
    “Mein liebes Kind, dafür macht er dich sicher nicht verantwortlich.”
    “Vielleicht nicht. Aber … wie kann er in seinem beklagenswerten Zustand die Zeremonie durchstehen?”
    “Was das betrifft, scheint er nichts zu befürchten. Sobald alle nötigen Vorbereitungen getroffen sind, erwartet er dich in unserer Kapelle.”
    “Ja, Großvater.” Obwohl sie Mitleid in seinen Augen las, wusste sie, dass jeder Widerspruch sinnlos gewesen wäre.
    “Ich schicke Amelia hierher, sie wird dir helfen. Hab keine Angst, mein Kind. Er ist ein ehrenwerter Mann und wird dich gut behandeln. Aber anfangs wirst du viel Geduld aufbringen müssen. Wenn du Hilfe brauchst – ich bin immer für dich da.”
    “Danke, Großvater.” Sarah rang sich ein schwaches Lächeln ab.
    Nachdem er das Zimmer verlassen hatte, sank sie aufs Bett und versuchte den Aufruhr ihrer Gefühle zu bezähmen. Vielleicht hätte sie Blantons Antrag annehmen sollen. Dann wäre Huntington einiges erspart worden – nicht nur die Hochzeit, sondern auch die brutalen Schläge. Dass Blanton hinter dem Überfall steckte, bezweifelte sie keine Sekunde lang.
    Sie hatte den Brief von John entgegengenommen und sofort ihrem Großvater übergeben. Nachdem der Earl die wenigen Zeilen gelesen hatte, schilderte sie zögernd ihre Begegnung mit Blanton. Ihr Verdacht, dieser Mann könnte den Anschlag inszeniert haben, überraschte ihren Großvater nicht im Mindesten. Mit seinem Versprechen, er würde der Sache auf den Grund gehen, konnte er sie nicht trösten. Auch die Mitteilung, Huntington leide nur an einer Rippenprellung, ein paar Schürfwunden und einer großen Beule am Kopf, beruhigte sie nicht. Wahrscheinlich bereute er den Tag, an dem er zum ersten Mal von den Chandlers gehört hatte, denn ihre

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