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Warum so scheu, MyLady

Warum so scheu, MyLady

Titel: Warum so scheu, MyLady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Elizabeth Cree
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sie. “Auf lange Sicht würde es mir sehr viel Ärger ersparen.”
    Plötzlich lachte er. “Wohl kaum. Ich habe nicht vor, mein langes Sündenregister auch noch mit einem Mord zu ergänzen.” Allmählich ließ der Regen nach. “Sollten wir nicht versuchen, einander etwas höflicher zu begegnen? Ich weiß, ich besitze ein ungestümes Temperament, und man hat mir schon des Öfteren vorgeworfen, ich sei ein Diktator. Aber von meiner Frau würde ich niemals die Unterwürfigkeit eines Dienstmädchens verlangen. Es ist mir lieber, Sie widersprechen mir, als dauernd ‘Ja, Mylord’ zu sagen.”
    “Tut mir leid. Wenn ich Ihnen widerspreche, bestürmen Sie mich sofort mit tausend Fragen.”
    “Dafür entschuldige ich mich.” Huntington fuhr mit beiden Händen durch sein regennasses Haar. “Jedenfalls dürfen Sie nicht mehr allein in den Garten gehen. Ich misstraue diesem Blanton.”
    “Dafür gibt es sicher keinen Grund”, entgegnete sie zuversichtlicher, als sie sich fühlte. Voller Unbehagen erinnerte sie sich an Blantons Worte. Aber was konnte er schon unternehmen?
    “Das sehe ich etwas anders. Immerhin bin ich für Sie verantwortlich.”
    “Noch sind wir nicht verheiratet. Und selbst wenn es so weit ist …”
    “Sarah!”, unterbrach er sie warnend.
    “Ja, Mylord?”
    “Ich habe mich anders besonnen”, verkündete er lächelnd. “In diesem Punkt bevorzuge ich eine unterwürfige Braut. Aber Sie müssten sich daran gewöhnen, mich mit meinem Vornamen anzureden.”
    Verwirrt schaute sie zu ihm auf. Das Lächeln verwandelte seine markanten, etwas zynischen Züge. In diesem Augenblick wirkte er beinahe jungenhaft – und sehr attraktiv. Eine sonderbare Wärme erfüllte ihr Herz.
    “Sarah?”
    “Verzeihen Sie”, flüsterte sie atemlos.
    “Versinken Sie oft in diese eigenartige Trance?”
    “Nein.” Als sie aufstand, zitterten ihre Knie. “Es regnet nicht mehr. Vielleicht sollten wir ins Haus zurückkehren. Danke für Ihr Jackett”, fügte sie hinzu und nahm es von ihren Schultern. Sofort fröstelte sie wieder.
    “Tragen Sie’s, bis wir im Haus sind.”
    “Oh … danke.” Was stimmte nicht mit ihr? Warum stotterte sie wie ein Schulmädchen? Nur weil er so liebenswürdig lächelte?
    Er legte den Reitrock wieder um ihre Schultern. Hastig stieg sie die Stufen des Tempels hinab und stolperte prompt. Als Huntington ihren Arm ergriff, um sie zu stützen, zuckte sie zusammen.
    “Was zum Teufel ist denn jetzt wieder los?”, fragte er.
    “Nichts.”
    “Glauben Sie etwa, ich würde Ihnen Gewalt antun? Habe ich nicht versichert, Sie müssten mein Bett nicht teilen?”
    “Das ist es nicht …” Wie sollte sie erklären, dass seine Berührung ihren Puls beschleunigte und ihr den Atem nahm, dass sie kaum noch klar denken konnte?
    “Was dann?”, fragte er ungeduldig.
    “Ich bin nur müde”, erwiderte sie und presste den Skizzenblock an ihre Brust. “Gehen wir zum Haus.”
    “Wie Sie wünschen”, stimmte er in kühlem Ton zu.
    Unterwegs schwiegen sie. Auf den Stufen, die zur hinteren Terrasse führten, legte sie sein Jackett ab und gab es ihm. “Danke, Sir.”
    “Keine Ursache.” Mit unergründlichen Augen erwiderte er ihren Blick. “Heute reise ich ab, um die Heiratslizenz zu besorgen. Wir sehen uns morgen wieder. Und übermorgen findet die Trauung statt.”
    Bedrückt biss sie sich auf die Unterlippe. “Ist es wirklich notwendig?”
    “Ja. Und versuchen Sie bloß nicht, die Flucht zu ergreifen.”
    “Natürlich nicht”, versprach sie gleichmütig. Voller Genugtuung las sie den plötzlichen Zorn in seiner Miene.
    Ohne ein weiteres Wort wandte er sich ab und ging davon. Tiefe Verzweiflung verdrängte Sarahs kurzfristiges Triumphgefühl. In zwei Tagen sollte sie einen Mann heiraten, dem sie nichts bedeutete. Wie würde sie das ertragen?
    Cedric Blanton zerknüllte die nicht besonders höfliche Mahnung, er möge seinen Kontostand bei Stulz’s ausgleichen. Erbost schleuderte er den Brief in den Kamin und sank auf den Stuhl hinter seinem teuren Mahagonischreibtisch. Nicht einmal der Anblick seiner reich verzierten Schnupftabakdose, für die er ein kleines Vermögen bezahlt hatte, vermochte ihn zu besänftigen.
    Wäre Huntington nicht dazwischengetreten, könnte er jetzt seine Verlobung mit Sarah Chandler bekannt geben, der Enkelin des Earl of Monteville. Stattdessen würden ihm seine Gläubiger die Tür einrennen. Und Miss Chandlers üppige Mitgift würde Huntington gehören.
    Warum war sein Plan

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