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Warum so scheu, MyLady

Warum so scheu, MyLady

Titel: Warum so scheu, MyLady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Elizabeth Cree
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Huntington eine Kugel in den Kopf.”
    “Spar dir dein Blei”, erwiderte Monteville und stand auf. “Teilweise stimmt die Geschichte. Blanton hat nur die Rollen vertauscht. Hör mir zu, mein Junge, bevor du losstürmst, um die Ehre deiner Schwester zu retten.”
    Nachdem der Earl seinen Bericht beendet hatte, fluchte Nicholas erbost. “Ein Wunder, dass du Blanton nicht selber zum Duell gefordert hast! Heute Abend war ich nahe daran, ihn zu erwürgen. Hätte ich’s bloß getan!”
    “Solche Gewaltaktionen erfüllen nur selten ihren Zweck. Außerdem wurden Blantons Pläne ohnehin vereitelt. Aber ich traue ihm nicht. Unglücklicherweise versucht er immer wieder, reiche Erbinnen einzufangen – mit unlauteren Methoden. Wie mir der Vater einer jungen Dame mitteilte, hat Huntington letztes Jahr einen solchen Versuch unterbunden. Also ist Blanton sicher nicht gut auf ihn zu sprechen. Vielleicht erklärt das seinen Entschluss, dir diese Geschichte zu erzählen.”
    “Wahrscheinlich hofft er, ich würde Huntington erschießen.” Plötzlich hielt Nicholas den Atem an. “Glaubst du, er ist für den Angriff auf meinen Schwager verantwortlich?”
    “Davon bin ich sogar überzeugt, obwohl ich vorerst nichts beweisen kann.”
    “Übrigens, er erwähnte Sir Ralph Filbys Hausparty, die er besuchen wird.”
    “Tatsächlich? Davon wusste ich nichts. Nun frage ich mich, was er vorhat … Bist du auch bei Sir Ralph eingeladen?”
    “Ja, aber ich fahre nicht hin, weil ich keine Lust habe, mit lauter Speichelleckern unter einem Dach zu wohnen.”
    “Vielleicht solltest du dich anders besinnen.”
    Mit zusammengekniffenen Augen starrte Nicholas seinen Großvater an. “Meinst du? Also gut – wenn ich auch bezweifle, dass Huntington mich in seiner unmittelbaren Nachbarschaft mit offenen Armen aufnehmen wird.”
    “Wahrscheinlich wirst du eine Überraschung erleben. Deine Schwester übt einen größeren Einfluss auf ihn aus, als du vermutest.”
    “Warten wir’s ab”, entgegnete Nicholas und lächelte grimmig.

11. KAPITEL
    S arah strich den Rock ihres Reitkostüms glatt, das kurz vor jenem schicksalhaften Ball angefertigt worden war. Dann setzte sie den passenden Hut auf und wünschte, sie könnte ihre Nervosität überwinden. Sie hatte nichts zu befürchten. Wahrscheinlich würde ihr Devon in seiner üblichen arroganten Art zu verstehen geben, sie sei ein Ärgernis. Was allerdings seinem plötzlichen Entschluss widersprach, die Reise nach London zu verschieben und ihr den Besitz und den Turm zu zeigen, statt diese Aufgabe dem Verwalter zu überlassen. Vielleicht fürchtete er, sie würde die Gelegenheit nutzen und Dalton entfliehen.
    Nachdem sie die Hutbänder unter dem Kinn verknotet hatte, klopfte es an der Tür, und Devon trat ein, um sie abzuholen. “Bist du bereit?”
    “Ja, ich muss nur noch meine Handschuhe suchen.” Sie ging zu ihrem Toilettentisch und öffnete einige Schubladen, bis sie die Glacéhandschuhe endlich fand.
    Inzwischen hatte sich Devon in ihrem Zimmer umgesehen. “Hier hat sich einiges verändert. Sehr gemütlich.”
    “Du meinst wohl eher … unordentlich.” Seufzend folgte sie seinem Blick. Einen Teil ihrer Skizzen hatte sie nicht weggeräumt. Auf dem Nachttisch lag ein geöffnetes Buch. Wenigstens war ihre blau-weiße Vase mit frischen Blumen gefüllt.
    “Keineswegs, ich finde das Zimmer sehr hübsch und komfortabel”, versicherte er und schlenderte zu der Wand, wo sie eines ihrer Aquarelle aufgehängt hatte. “Dein Werk?”
    “Ja, es stellt den Garten unseres Hauses in Lancashire dar. Dort sind Nicholas und ich aufgewachsen.”
    “Ein wirklich schönes Bild. Wann seid ihr ins Monteville House gezogen?”
    “Kurz nach dem Tod unserer Mutter, vor drei Jahren.” Jetzt tat es nicht mehr so weh, an den Verlust der geliebten Mutter zu denken. “Mein Großvater nahm uns freundlicherweise auf.”
    “Warum ‘freundlicherweise’?”
    “Nachdem meine Eltern geheiratet hatten, brach Papa den Kontakt zu meinem Großvater ab. Mama war nur die Tochter eines Vikars, und als Papa mit ihr durchbrannte, stand er kurz vor der Verlobung mit der Tochter eines Dukes. Natürlich beschwor er einen schrecklichen Skandal herauf.” Das wusste sie nur, weil die älteste Schwester ihrer Mutter ihr genüsslich alle Einzelheiten erzählt hatte. Mama selbst hatte nie von jenen Ereignissen und Papas vornehmer Familie gesprochen, auch nicht nach seinem Tod, als Sarah bereits zwölf Jahre alt gewesen war. Nach

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