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Warum so scheu, MyLady

Warum so scheu, MyLady

Titel: Warum so scheu, MyLady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Elizabeth Cree
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allem, was über den formidablen Großvater bekannt gewesen war, hatte sie der Begegnung angstvoll entgegengeblickt. Aber er war sehr gütig gewesen, und allem Anschein nach hatte er die Entfremdung von der Familie seines einzigen Sohnes bedauert.
    “Dann haben wir etwas gemeinsam”, bemerkte Devon. “Auch
meine
Mutter wurde in der Familie meines Vaters nicht willkommen geheißen, weil sie Irin war, und außerdem glaubten meine Großeltern, er hätte unter seinem Stand geheiratet.”
    “Wie traurig … Ich kannte keinen gütigeren, klügeren Menschen als meine Mutter. Und sie war eine Lady, in allen Dingen, auf die es ankommt. Sicher hast du deine Mutter in ähnlicher Erinnerung behalten.”
    “O ja, ich liebte sie sehr.” Nach einer kurzen Pause schlug er vor: “Gehen wir?”
    Der Reitknecht Jerrick hatte bereits zwei Pferde gesattelt, Lord Huntingtons Fuchs und einen etwas kleineren Braunen. Lächelnd begrüßte der grauhaarige Mann seinen Herrn. Nicht zum ersten Mal bemerkte Sarah, wie beliebt Devon bei allen seinen Bediensteten war.
    “Für Sie habe ich Perceval gesattelt, Mylady”, erklärte Jerrick und verneigte sich vor ihr. “Er lässt sich leicht handhaben, besitzt aber genug Temperament, sodass sie im Sattel nicht einschlafen werden.”
    “Sicher komme ich gut mit ihm zurecht”, erwiderte Sarah belustigt und streichelte den Hals des Wallachs.
    Während sie Seite an Seite zum Wald ritten, wandte sich Devon zu Sarah. “Mrs. Dalton würde dich gern kennenlernen. Macht’s dir was aus, wenn wir bei ihr vorbeischauen, bevor wir den Turm besichtigen?”
    “Natürlich nicht. Die beiden haben vor Kurzem ein Baby bekommen.”
    “Ja. Wieso weißt du das?”
    “Sally hat’s mir erzählt.”
    “Sally?”
    “Ein Hausmädchen.”
    “Ich verstehe”, entgegnete er und runzelte die Stirn. Offenbar missfiel es ihm, dass sie mit dem Personal schwatzte, und sie erwartete einen Tadel. Stattdessen überraschte er sie mit einer Frage. “Fühlst du dich wohl in Ravensheed?”
    “Ja …”, antwortete sie zögernd.
    “Das klingt nicht sonderlich begeistert. Was bedrückt dich?”
    “Irgendwie komme ich mir wie ein unerwünschter Hausgast vor. Ich würde mich gern nützlich machen.”
    Verblüfft hob er die Brauen. “Wie denn?”
    “Nun, ich könnte mich um den Haushalt kümmern. Aber Mrs. Humphries hat alles so gut unter Kontrolle.”
    “Vielleicht
zu
gut. Möchtest du den Haushalt führen?”
    “Das würde ich mir doch niemals anmaßen. Aber es wäre wundervoll …”
    “Gut, ich werde mit ihr reden. In Zukunft muss sie sich vor dir verantworten.”
    “Bist du sicher?” Sarah hatte nicht angenommen, dass er ihren Wunsch so bereitwillig erfüllen würde.
    “Kriegst du plötzlich kalte Füße?”
    Entschlossen hob sie das Kinn. “Nein.”
    “Dann ist alles klar. Und wenn du die Köchin veranlassen könntest, mal was anderes aufzutischen als Geflügel in dieser oder jener Form, wäre ich dir sehr dankbar.”
    “Ich will mein Bestes tun”, versprach sie lächelnd.
    Sarah folgte Nancy Daltons rundlicher Gestalt um die Ecke des hübschen strohgedeckten Cottages, einen großen getigerten Kater im Arm, der bei der Ankunft sofort um ihre Beine gestrichen war. Nun schnurrte das Tierchen wohlig, die Augen halb geschlossen.
    “Wahrscheinlich ist Seine Lordschaft da hinten im Garten!”, rief Mrs. Dalton über die Schulter. “Hannah und Will wollten ihm die Kätzchen zeigen.”
    “Wie nett …”, erwiderte Sarah mit schwacher Stimme und versuchte sich vorzustellen, wie Devon junge Katzen begutachtete.
    Natürlich hatte sie nicht erwartet, dass sich die beiden Dalton-Kinder – die sechsjährige Hannah und ihr vierjähriger Bruder – kreischend auf ihn stürzen und die Ermahnung der verlegenen Mutter, “etwas mehr Respekt vor Seiner Lordschaft zu bekunden”, einfach ignorieren würden. Freudestrahlend packten sie seine Hände, zerrten ihn hinter das Haus, und er ließ es lachend geschehen. Nun saß Sarah auf einer Holzbank, Mrs. Daltons zwei Wochen altes Baby im Arm, und hörte der redseligen Frau zu. In einer Viertelstunde erfuhr sie mehr über die Gemeinde als in der ganzen Woche seit ihrer Ankunft. Schließlich schlief das Baby ein. Nancy Dalton legte es in die Wiege und schlug vor, nun sollten sie nach Seiner Lordschaft sehen. “Bevor er die Geduld mit den Kindern verliert …”
    “Ja, kümmern wir uns darum”, stimmte Sarah zu.
    Der Anblick ihres Mannes, an dessen elegantem Reitjackett ein

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