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Warum so scheu, MyLady

Warum so scheu, MyLady

Titel: Warum so scheu, MyLady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Elizabeth Cree
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über den Mund, aber es gelang ihr nicht, die Krumen zu entfernen.
    “Lass mich das machen.” Ohne lange zu überlegen, strich er über einen ihrer Mundwinkel und spürte ihre warme, seidige Haut. Sein Blick fiel auf ihre leicht geöffneten Lippen, und sie starrte ihn wie gebannt an.
    “Sind die Krümel weg?”, flüsterte sie atemlos.
    “Ja …” Hastig zog er seine Hand zurück, als hätte er sich verbrannt. “Gehen wir zu den Pferden.”
    In die Eingangshalle von Ravensheed zurückgekehrt, musterte Devon verblüfft mehrere Truhen und Koffer. Ehe er einen Lakaien befragen konnte, kam Jessica in einem dunkelgrünen Reisekleid aus dem Arbeitszimmer. Lächelnd begrüßte sie ihren Bruder und ihre Schwägerin. “Tut mir leid, dass ich euch nicht geschrieben habe, wann ich ankomme. Ich habe ganz spontan beschlossen, heimzufahren und zu sehen, wie’s euch geht. Hoffentlich mache ich euch keine Unannehmlichkeiten.”
    “Unsinn!” Sarah eilte zu Jessica und ergriff ihre ausgestreckten Hände. “Du bist hier zu Hause, und ich freue mich so, dich wiederzusehen!”
    In ihrer Stimme schwangen Emotionen mit, die Devon nicht zu deuten vermochte. Seltsamerweise wusste er nicht, ob ihn Jessicas Rückkehr ebenso beglückte.

12. KAPITEL
    J essica beschloss, Devon und Sarah zum Dinner nach Kentwood zu begleiten. Als sie in der Kutsche saßen, erklärte sie: “Es war gar nicht so schwierig, Tante Beatrice zu entfliehen, wie ich’s befürchtet hatte. Ich erklärte ihr, zweifellos würde Sarah meine Hilfe brauchen, wenn sie die Haushaltsführung von Ravensheed übernimmt. Und als ich betonte, womöglich würde Mrs. Humphries die arme Sarah bevormunden, drängte mich unsere Tante, sofort abzureisen.” Lächelnd wandte sie sich zu Sarah. “Die beiden mögen sich nicht, und den Gedanken, die Haushälterin würde die Oberhand über dich gewinnen, konnte Tante Beatrice einfach nicht ertragen. Hoffentlich war Mrs. Humphries nicht allzu schwierig.”
    “Keineswegs.” Wahrscheinlich, weil ich mich bisher nicht in den Haushalt eingemischt habe, dachte Sarah. Wie würde sich Mrs. Humphries verhalten, wenn Devon ihr mitteilte, in Zukunft müsse sie die Anweisungen seiner Frau befolgen? Wenigstens war sie etwas milder gestimmt, seit sie ihr das Aquarell geschenkt hatte.
    Die Kutsche hielt vor Kentwood Hall, einem großen roten Ziegelgebäude. An der Haustür wurden sie von einem Lakaien erwartet. Er führte sie in den Salon, wo sich bereits einige Gäste versammelt hatten, darunter auch Lady Coleridge. Erfreut ging Charles Kenton den Neuankömmlingen entgegen. “Lady Huntington, ich würde Sie gern mit meiner Mutter und meiner Schwester bekannt machen.”
    Bevor sie ihm folgte, beobachtete sie, wie Devon die Stirn runzelte. Mrs. Kenton war eine schlanke, liebenswürdige Frau in mittleren Jahren, ihre Tochter Caroline ein hübsches Mädchen mit strahlenden grauen Augen.
    “Was für ein schönes Haus!”, bemerkte Sarah, die sich sofort zu den beiden hingezogen fühlte.
    “Oh, vielen Dank”, erwiderte Mrs. Kenton erfreut. “Es ist zwar nicht so grandios wie Ravensheed, aber wir führen ein recht komfortables Leben in unseren vier Wänden. Interessieren Sie sich für Gartenarbeit? Ich bin sehr stolz auf meinen Wintergarten.”
    “Dort verbringt Mama täglich mehrere Stunden”, fügte Caroline hinzu. “Jetzt hofft sie natürlich, Sie würden den Wunsch äußern, den Wintergarten zu sehen.”
    “O ja, ich würde ihn sehr gern bewundern”, versicherte Sarah.
    “Vielleicht nach dem Dinner”, schlug Charles vor.
    Während sie sich mit ihm unterhielt, bedauerte sie, dass Devon nicht so umgänglich war wie dieser nette Gentleman. Sie schaute zu ihrem Gemahl hinüber, der mit einem gertenschlanken jungen Dandy sprach. Missbilligend erwiderte er ihren Blick, und sie schaute rasch weg. Womit erregte sie seinen Unmut? Durfte sie nicht mit Mr. Kenton plaudern? War er eifersüchtig? Wohl kaum … Oder glaubte er, sie würde Trost in den Armen eines anderen Mannes suchen?
    In der Halle erklangen Schritte, und Mrs. Kenton wandte sich erwartungsvoll zur Tür. “Ah, das muss Mr. Branleys Freund sein. Er übernachtet bei uns, bevor er morgen zur Hausparty auf Harrowood fährt. Sicher freuen Sie sich, ihn wieder zu sehen, Lady Huntington. Er wohnt in der Nachbarschaft Ihrer Familie.”
    Neugierig drehte sich Sarah um – und sah zu ihrer Bestürzung Cedric Blanton eintreten.
    Devon kehrte mit den anderen Gentlemen in den Salon zurück.

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