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Warum so scheu, MyLady

Warum so scheu, MyLady

Titel: Warum so scheu, MyLady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Elizabeth Cree
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manchmal Dinge, die man normalerweise verabscheuen würde.”
    “Das meine ich nicht”, erwiderte er und stand auf. “Verdammt, Sarah, inzwischen müsstest du gemerkt haben, wie verzweifelt ich mich nach dir sehne. Aber ich will dich nicht lieben, wenn ich betrunken bin. Und du sollst auch nicht in meine Arme sinken, weil du mich bemitleidest und meine Seele retten willst – sondern mich genauso heiß begehren wie ich dich.”
    “Ich bemitleide dich nicht”, entgegnete sie. Aber er hatte sich bereits abgewandt. Mit lautlosen Schritten verließ er das Schlafzimmer, und sie kroch unter die Decke zurück – zu verwirrt, um Tränen zu vergießen. Und dann sank sie in einen rastlosen Schlaf, ohne zu wissen, ob Devon zurückkehren würde.
    Am nächsten Morgen erwachte er mit heftigen Kopfschmerzen, staubtrockenem Mund und steifen Knochen, nachdem er die restliche Nacht auf dem Sofa in einem der Salons von Lacey Manor verbracht hatte. Stöhnend richtete er sich auf und rieb seinen verkrampften Nacken. Durch das Fenster, das zum Garten hinausging, sah er eine strahlende Sonne scheinen. Alle Regenwolken hatten sich verzogen.
    Gequält schloss er die Augen, als er sich an die Ereignisse der letzten Nacht erinnerte – Sarahs wohlgeformter schlanker Körper, ihre weiche, seidige Haut unter seinen Händen, ihre Gestalt an der Tür zum Ankleidezimmer, die Verletzlichkeit in ihren Augen, als sie ihm ihre Gesellschaft angeboten hatte. Und dann ihr Haar auf dem Kissen, die Lippen, die sich für ihn geöffnet hatten …
    Was zum Teufel war in ihn gefahren? Niemals hätte es so weit kommen dürfen. So betrunken war er nun auch wieder nicht gewesen, dass er das Mitgefühl in ihren Augen nicht bemerkt hätte. Sie erkannte seine Einsamkeit, und das erschreckte ihn. Deshalb hatte er ihr vorgeschlagen, er würde sie ins Bett bringen, und geglaubt, sie würde davonlaufen.
    Aber sie war nicht geflohen. Und sie hätte ihm alles gegeben, wenn auch nur aus Mitleid. Bevor er ein solches Geschenk annahm, würde er lieber zur Hölle fahren.

18. KAPITEL
    S arah öffnete eine Schublade ihres Toilettentischchens und schob die Schmuckkassette unter ihre Handschuhe. Am liebsten hätte sie ihrem Mann die Perlenkette mit einem sorgsam formulierten Brief zurückgeschickt. Aber dann würde er sie mit kalten Augen mustern und erklären, ihr Verhalten sei lächerlich.
    Seufzend trat sie ans Fenster. Seit dem Mittsommernachtsball, der vor zwei Tagen stattgefunden hatte, war sie völlig durcheinander. Anfangs hatte sie sich für ihren kühnen Entschluss geschämt, Devon in ihr Bett einzuladen, dann war sie über seine Zurückweisung gekränkt gewesen und schließlich in Wut geraten. Wie konnte er ihr sein Verlangen gestehen und dann behaupten, sie würde nur Mitleid für ihn empfinden? Als hätte sie sich aus einem so nichtigen Grund an seinen Hals geworfen! Schlimmer noch – was sie zu sagen hatte, interessierte ihn gar nicht.
    Nun zog er sich wieder in sein Schneckenhaus zurück und erweckte den Eindruck, es wäre nichts Besonderes geschehen. Vielleicht war er zu betrunken gewesen, um sich an die Ereignisse zu erinnern – wohl kaum ein tröstlicher Gedanke. Sarah wäre in tiefster Verzweiflung versunken – hätte Devon sie am letzten Abend beim Dinner nicht mit einer merkwürdigen Sehnsucht betrachtet. Offenbar begehrte er sie viel heißer, als er sich’s eingestand.
    Stöhnend setzte sie sich aufs Bett. An diesem Abend sollten sie in Harrowood dinieren, und das missfiel ihr. Vielleicht könnte sie Kopfschmerzen vorschützen und Devons finsterem Blick wenigstens für einen Abend entrinnen.
    Würde sich die Beziehung zwischen ihnen jemals ändern? Sie hatte überlegt, ob sie sich für einen Monat bei Amelia und John einquartieren sollte. Aber das Glück der beiden würde ihr das eigene Elend nur noch deutlicher vor Augen führen. Vor allem die Tatsache, dass es Amelia Spaß machte, ihren Mann zu verführen …
    Nachdenklich richtete Sarah sich auf. Die Kusine hatte ihr angeboten, sie würde ihr helfen, Devon “zur Vernunft zu bringen”. Würde es ihr doch noch gelingen, ihn zu umgarnen – nach jener katastrophalen Nacht auf Lacey Manor?
    Amelia saß in der Bibliothek und blätterte in einer Frauenzeitschrift. Lächelnd blickte sie auf, als Sarah eintrat. “Gerade habe ich ein traumhaftes Kleid entdeckt. In Kanariengelb würde es mir allerdings nicht gefallen. Eher in Hellblau …” Sie legte das Magazin beiseite. “Aber du bist

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