Warum so scheu, MyLady
finde.”
Sie nickte, und er verließ das Zimmer. Unglücklich starrte sie die geschlossene Tür an. Also würde er die Nacht in der Ankleidekammer verbringen. Welch eine Farce diese Ehe war …
Eine Viertelstunde später kehrte Devon zurück. “Leider ist keine Zofe verfügbar.”
“Ich verstehe.”
Langsam ging er zum Kamin und lehnte sich an den Sims. “Ich bat deine Kusine, dir zu helfen. Aber sie meinte,
ich
soll deine Zofe spielen. Und meine Schwester kann ich nirgends finden.”
“Ich komme schon zurecht.” Den Kopf gesenkt, die Hände im Schoß gefaltet, sah sie blutjung und verwundbar aus – und sehr begehrenswert.
“Wie denn? Du kannst nur einen Arm benutzen, und Frauenkleider sind schon kompliziert genug, wenn man sie mit allen zehn Fingern abzulegen versucht. Außerdem hast du mir vor einiger Zeit einen ähnlichen Dienst erwiesen. Nun würde ich mich gern revanchieren.”
“Nein. Wie ich bereits sagte … ich kann in meinem Ballkleid schlafen.”
Devon schlenderte zum Bett und griff nach dem Nachthemd, das ihr viel zu groß war. “Wenn du das anziehst, hast du’s bequemer. Vielleicht bin ich keine allzu tüchtige Zofe, aber du musst dich wohl oder übel mit mir begnügen.” Er lächelte sarkastisch. “Und falls du einen Angriff auf deine Tugend fürchtest – ich habe nichts dergleichen vor.”
“Das ist es nicht”, flüsterte sie errötend.
“Nein? Dann steh auf und dreh dich um.” Zögernd gehorchte sie. Erst jetzt sah er ihre nackten Füße. Während er die winzigen Knöpfe am Rücken des Kleides öffnete, versuchte er ihren schönen schlanken Hals zu übersehen, das kastanienbraune Haar, das in glänzenden Wellen auf ihre Schultern fiel. Wie gern würde er sie an seine Brust ziehen und sein Gesicht in diesen seidigen Locken vergraben … beinahe versagten ihm seine bebenden Finger den Dienst. Aber dann war der letzte Knopf geöffnet, und die grüne Seide glitt raschelnd zu Boden. “Jetzt die Lingerie”, murmelte er heiser.
Sofort trat sie zur Seite, als hätte sie sich verbrannt. “Nein, ich schlafe in der Unterwäsche.” Als sie sich zu ihm wandte, sah er ihr gerötetes Gesicht und verstand den Grund ihrer Verlegenheit. Nie zuvor hatte ein Mann sie so leicht bekleidet gesehen. Wie hatte er bloß vergessen können, dass sie noch Jungfrau war …
Er griff wieder nach dem Nachthemd. “Halte das vor deinen Körper.”
“Danke. Ich zieh’s einfach drüber.”
“Hör mal, das ist keineswegs die erste Damenwäsche, die ich sehe”, erklärte er, ohne zu überlegen.
“Natürlich nicht.” Die Röte in Sarahs Gesicht vertiefte sich noch.
Nun hielt sie ihn wahrscheinlich für einen Frauenhelden. “Aber es zählt nicht zu meinen Gewohnheiten.”
“Das habe ich auch nicht vermutet. Außerdem … geht es mich nichts an.”
“Wie meinst du das?”
“Nun, ich meine …” Sekundenlang schloss sie die Augen. “Bitte, könnten wir’s hinter uns bringen?”
Er drehte Sarah herum, sodass sie ihm den Rücken kehrte. “Zuerst der Unterrock”, würgte er hervor und entknotete die Bänder. Schließlich stand sie in ihrem dünnen Hemd da, unter dem sich die Umrisse ihres Körpers deutlich abzeichneten. Unsicher wandte sie sich wieder zu ihm. Wie leicht wäre es, sie in die Arme zu nehmen … aber er durfte seine Frau nicht lieben, obwohl das Verlangen unerträglich war. “So, nun helfe ich dir ins Nachthemd.” Statt ihre Blößen zu betrachten, schaute er entschlossen in ihr Gesicht. Das war ein Fehler. Hingerissen starrte er ihre leicht geöffneten Lippen an, die einen Kuss geradezu herausforderten. Und als er das winzige Muttermal über ihrer rechten Brust entdeckte, stöhnte er beinahe.
“Nicht nötig”, erwiderte sie verlegen. “Ich schlafe in meinem Hemd.”
“Wie du willst.” Darüber wollte er nicht mit ihr diskutieren – nicht in diesem Moment, wo er dringend ein kaltes Bad benötigte. Oder eine Flasche Brandy. “Wenn du mich brauchst – ich bin im Ankleidezimmer.”
“Ja. Und vielen Dank.”
“Also, dann … gute Nacht.” Hastig verschwand er im Nebenraum.
Fast zwei Stunden später öffnete Sarah die Augen und drehte sich auf den Rücken. An Schlaf war nicht zu denken. Und wie ihr der knarrende Sessel in der Ankleidekammer verriet, ging es Devon nicht viel besser. Sie richtete sich auf und schaute zur halb offenen Tür hinüber. Offenbar versuchte er gar nicht zu schlafen. Nebenan brannten noch immer die Kerzen.
O Gott, welch brennende Wünsche
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