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Warum so scheu, MyLady

Warum so scheu, MyLady

Titel: Warum so scheu, MyLady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Elizabeth Cree
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mit ihren Tischherrn geflirtet und ihrem Mann herausfordernde Blicke zugeworfen. Das war ihr nicht leicht gefallen, denn es widerstrebte ihr, Lord Bentwood zu ermutigen. Mit seinen lächerlichen Komplimenten hatte er ihr fast den Appetit verdorben. Und Lord Mobley, ein schlaksiger 18-Jähriger, errötete bei jedem Wort, das sie an ihn richtete, und starrte sie mit schmachtenden Kalbsaugen an. Auf die Bewunderung eines jungen Burschen, der noch nicht trocken hinter den Ohren war, konnte sie leichten Herzens verzichten. Von ihrem Gemahl wurde sie gar nicht beachtet. Er saß zwischen Lady Violet Townsley und Caroline Kenton. Lachend hatte die schöne Lady Townsley mit ihm geplaudert, weltgewandt und lässig. Diesen gesellschaftlichen Schliff würde sie, Sarah, sich wohl niemals aneignen.
    Nun beugte sich Lady Filby vor, eine rundliche Frau mit großen Zähnen und einem wissenden Lächeln. “Offenbar ist Lady Townsley fest entschlossen, die Bekanntschaft mit Ihrem Ehemann zu erneuern, meine Liebe”, bemerkte sie und klopfte mit ihrem Fächer auf Sarahs Arm. “An Ihrer Stelle würde ich das nicht dulden.”
    “Also wirklich, Selina!”, mahnte Mrs. Kenton. “Wie kannst du so mit Lady Huntington reden! Sie hat sicher nichts zu befürchten. Insbesondere, weil Lord Townsley keinerlei Bedenken zu hegen scheint.”
    “Oh, ich mache mir wirklich keine Sorgen”, beteuerte Sarah. In ihrer Stimme schwang geheuchelte Zuversicht mit. “Was für ein schönes Kollier Sie tragen, Lady Filby …”
    “Ein Geburtstagsgeschenk von meinem lieben Gatten”, erklärte die Hausherrin voller Stolz und hielt, wie Sarah gehofft hatte, einen langen Monolog über ihre Juwelen.
    Nach einer Weile entschuldigte sich Sarah und stand auf. Das Geschwätz der beiden Damen begann sie zu ermüden. Verstohlen schaute sie zu Devon hinüber, der bei der Tür stand, und beobachtete voller Neid, wie Lady Townsley ihn vertraulich anlächelte. Von ihr, seiner Frau, schien er gar keine Notiz zu nehmen. Entmutigt wandte sie sich ab. Am anderen Endes des Raums sah sie Charles neben Lady Coleridge sitzen, die Devon beobachtete und die Stirn runzelte.
    Zumindest könnte er den Eindruck erwecken, seine Frau würde ihm etwas bedeuten – und sei es auch nur, um die Gefühle seiner Patentante zu schonen. Auch auf Jessica müsste er ein bisschen Rücksicht nehmen. Wie Sarah wusste, hatten ihre Eheprobleme zu einer gewissen Entfremdung zwischen den Geschwistern geführt.
    Und nun schien er mit seinem offenkundigen Interesse an Lady Townsley für allgemeinen Gesprächsstoff zu sorgen.
    Entschlossen durchquerte Sarah den Raum und legte eine Hand auf seinen Ärmel. Verwirrt musterte Devon ihre Finger, und Lady Townsley verstummte mitten in einem Satz. Dann lächelte sie strahlend. “Ah, Lady Huntington, Sie müssen mich für furchtbar unhöflich halten, nachdem ich die Aufmerksamkeit Ihres Mannes schon so lange beanspruche. Aber jetzt will ich den lieben Devon in Ihre Obhut geben und mich um meinen eigenen Gemahl kümmern, der sich zweifellos vernachlässigt fühlt.”
    “Oh – vielen Dank”, erwiderte Sarah verblüfft.
    “Keine Ursache. Was für ein schöner milder Abend … Vielleicht sollten Sie mit Devon im Garten spazieren gehen.” Anmutig schlenderte sie davon, und Devon wandte sich zu Sarah.
    “Stimmt etwas nicht?”, fragte er kühl.
    “Alles in bester Ordnung. Übrigens würde ich sehr gern in den Garten gehen. Hier drin ist es ziemlich stickig.”
    “Vielleicht würde Kenton dir den Gefallen tun.”
    Wollte er sie tatsächlich loswerden und Charles Kenton überlassen? Mühsam verbarg sie ihren verletzten Stolz. “Ich würde lieber mit dir hinausgehen. An diesem Abend haben wir kaum miteinander geredet.”
    “Weil deine Aufmerksamkeit anderen Gentlemen galt.”
    “Während du dich mit gewissen Damen amüsiert hast”, fauchte sie erbost. So leicht würde sie sich nicht geschlagen geben. “Nun, gehen wir in den Garten?”
    Höflich verneigte er sich und bot ihr seinen Arm. “Stets zu deinen Diensten.”
    Sie legte ihre Hand in die Beuge seines Ellbogens und ließ sich auf die Terrasse hinausführen. Schweigend stiegen sie die Stufen zum Rasen hinab. Am Fuß der Treppe blieb er stehen. “In welche Richtung darf ich dich begleiten?”
    “Irgendwohin, wo wir ungestört sind.”
    Spöttisch hob er die Brauen. “Möchtest du etwa allein mit mir sein?”
    “Allerdings”, bestätigte sie und lächelte honigsüß.
    Zu ihrer Genugtuung blinzelte er

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