Warum unsere Kinder Tyrannen werden
Ãberforderungssituation geschaffen, die es der Mutter schwer macht, ihre natürliche Aufgabe zu meistern.
Das normale Verhältnis zwischen Manuel und seiner Mutter wäre ein hierarchisches: Manuel müsste das Briefgeheimnis kennen und akzeptieren, er müsste wissen, dass er auf
eine normal gestellte, berechtigte Frage eine normale Antwort geben sollte. Und er sollte bemerken können, dass sich seine Mutter im Moment seines Hinzukommens in einer Gesprächssituation befindet, die zu unterbrechen schlicht unhöflich und unangebracht ist.
Manuel fehlen ganz offensichtlich bereits psychische Funktionen wie Höflichkeit (in Bezug auf das Gespräch) oder ein Bewusstsein für Begriffe wie »Mein« und »Dein« (in Bezug auf das Lesen fremder Post). Seine Mutter wäre normalerweise die erste Bezugsperson, die für die Ausbildung dieser psychischen Funktionen Sorge zu tragen hätte. Sie müsste Manuels Fehlverhalten erkennen, ihn darauf hinweisen und bei fehlender Einsicht auch entsprechend sanktionieren, die klassische Spiegelung also. Doch nichts davon passiert, weil sie sich bereits auf eine Ebene mit ihrem Sohn begeben und somit die hierarchischen Strukturen aufgelöst hat. Sie akzeptiert ihr minderjähriges Kind als Partner an ihrer Seite, weil sie nicht mehr fähig ist, intuitiv ihre Position als Erzieherin wahrzunehmen, sondern vernunftmäÃig versucht, dem Jungen eine Reife zuzugestehen, die er in seinem Alter noch gar nicht haben kann.
Das Beispiel Manuels und seiner Mutter zeigt, dass das Problem in einer Verschiebung der Ebenen liegt. Erwachsener und Kind begeben sich auf die gleiche Ebene und rangieren auf Augenhöhe nebeneinander, so dass keiner dem anderen eine Richtung vorgeben kann. Dieser moderne Umgang mit dem Kind gilt heute in der Gesellschaft als vollkommen normal. Die Ausgrenzung von Erwachsenengesprächen etwa stellt eine absolute Ausnahme dar: Kinder sitzen ganz selbstverständlich in fast jeder Situation dabei und dürfen alles mithören, was Erwachsene zu besprechen haben. Wurden früher solche Unterhaltungen auf den Abend verlagert, so wird heute häufig alles sofort besprochen, ungeachtet der äuÃeren
Umstände. Auch hier zeigt sich zunehmende Unfähigkeit Erwachsener, mit den alltäglichen Belastungen umzugehen. Das Kind, das als Partner gesehen wird, soll dabei helfen: Es wird ausdrücklich auch in seinen ÃuÃerungen ernst genommen, sei es zu Partnerschaftsproblemen, finanziellen Fragen oder anderen Themen, die eigentlich ganz selbstverständlich auÃerhalb seiner Sphäre liegen müssten. Kinder, die sich in solchen Situationen äuÃern, werden nicht mehr darauf hingewiesen, dass sie für diese Fragen noch nicht alt genug sind, sondern ihre Anteilnahme wird positiv als Reifezeichen gewertet, ein Vorgang, der nur durch den Status als Partner der Eltern möglich ist. Selbst, wenn offensichtlich ist, dass das Kind sich noch gar nicht verständlich zum Thema ausdrücken kann oder Zusammenhänge nicht begriffen hat, endet die partnerschaftliche Sicht nicht. Dann wird wohlwollend noch genauer hingehört, es wird ausführlich erklärt und das Kind damit nur noch tiefer in Belange hineingezogen, von denen Erwachsene eigentlich längst erkannt haben müssten, dass sie das Kind überfordern. Auch Freunde und Bekannte von Eltern, die auf solche Art mit ihren Kindern umgehen, reagieren meist mit groÃem Wohlwollen auf die geschilderte Gesprächssituation. So wurde ja auch Manuels Mutter von ihrer Bekannten nicht auf die missliche Lage hingewiesen, in die sie sich mit ihrem Sohn hineinmanövriert hat.
Läge das Problem lediglich bei den Eltern, gäbe es noch die Möglichkeit, in den Institutionen Kindergarten und Schule entsprechend gegenzusteuern. Besonders problematisch ist die Lage jedoch dadurch, dass auch die modernen Konzepte in diesem Bereich durchgängig auf dem Konzept des partnerschaftlichen Umgangs mit dem Kind beruhen. Werfen wir einen Blick auf den Kindergarten, um uns zu verdeutlichen, welche Veränderungen eingetreten sind und was diese bewirken.
Das Angebot richtet sich nach den Bedürfnissen der Kinder - Partnerschaftskonzepte im Kindergarten
Im August 2007 fand ich folgenden Artikel in einer Tageszeitung, den ich auszugsweise hier zitiere:
»Goldene Wasserhähne gibt es zwar nicht, aber einen Fitness-Saal mit Spiegelwand, einen schmucken
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