Warum unsere Kinder Tyrannen werden
beteiligten Personen wie Erziehern, Lehrern, GroÃeltern, Tagesmüttern, etc. und den Kindern zu sehen. Die Problemfelder, die zu einer Ãberforderung der Erwachsenen führen, haben gravierende Auswirkungen auf die Art und Weise, wie Kinder heute von ihren erwachsenen Bezugspersonen wahrgenommen werden.
Ich habe ein dreistufiges Modell der entscheidenden Beziehungsstörungen entwickelt, an dem man die Entwicklung dieser Wahrnehmung zeigen und vor allem auch die wahre Dimension des Problems erahnen kann. Dieses Modell setzt sich mit dem Verhältnis zwischen Kindern und Erwachsenen auseinander und beschreibt, wie sich dieses Verhältnis nach und nach von den FüÃen auf den Kopf gestellt hat und alles negiert, was klassischerweise die Beziehungen zwischen den Generationen prägt. Unerlässliche Dinge wie Respekt und Gewissen bleiben auf den einzelnen Stufen des Modells auf der Strecke, und letztlich kommt es zu einem totalen Verlust der Beziehungsfähigkeit des Menschen. Vertrauen, soziales
Miteinander werden unmöglich, weil die Menschen dazu nicht mehr in der Lage sind.
Die drei Stufen des Modells beschreiben Zustände, wie sie heute in der Gesellschaft in hohem MaÃe vorkommen und bereits vielfach als normal empfunden werden. Bei eingehender Betrachtung unter Berücksichtigung der psychischen Hintergründe offenbaren sich jedoch eben jene Abgründe, auf die eine Gesellschaft zusteuert, die ihre BewertungsmaÃstäbe für menschliches Verhalten und menschliche Beziehungen immer weiter nach unten korrigiert und selbst für offensichtliches Fehlverhalten immer neue Erklärungen findet, die jedoch für die Gesamtsituation vollkommen ohne Bedeutung sind.
Kinder werden geliebt, das scheint auÃer Frage zu stehen. Wenn sie sich nicht so verhalten, wie es erwartet wird, setzt reflexartig eine Strukturdebatte ein, die auf Erziehungsformen, Familienpolitik oder auch die problematischen Bildungshintergründe von Erziehungsberechtigten Bezug nimmt und hier Unmengen an Entschuldigungen und fadenscheinigen Begründungen findet. Diese lösen hektischen Aktionismus aus, von der Hortdiskussion übers Elterngeld bis hin zur Väterdebatte wird ständig eine andere Sau durchs familienpolitische Dorf getrieben. Erstaunlich daran ist nur, dass sich so wenig ändert.
Das soll selbstverständlich lobenswerte Ansätze politischer und pädagogischer Natur nicht diskreditieren. Diese sind dringend notwendig, und vermutlich gibt es noch viel zu wenig wirklich gute Ideen in diesem Bereich. Unerlässlich wäre es jedoch, die Verantwortlichen würden sich vor Augen halten, auf welcher Basis all diese Dinge überhaupt erst greifen können, nämlich auf der Basis einer gesunden Psyche der Kinder und Jugendlichen, denen man die Wohltaten angedeihen lassen möchte.
Bevor ich auf die drei Stufen meines Beziehungsmodells eingehe, möchte ich noch einen Blick auf die klassische Art der Kindererziehung werfen, wie sie bis etwa Ende der 80er-Jahre des letzten Jahrhunderts noch weitgehend Konsens war. Diese Beschreibung dient keiner Glorifizierung vergangener Zeiten und Methoden im Sinne eines »früher war alles besser«, sondern soll ein Bewusstsein dafür schaffen, was sich auf den drei Stufen des Systems ins Negative hinein verändert hat.
Erziehung klassisch - Vom Wert der menschlichen Intuition
»Das geht dich nichts an!« Erinnern Sie sich noch mit Schaudern an diesen Satz, den Sie vermutlich in Kindertagen sehr oft zu hören bekommen haben? Immer dann, wenn sich Erwachsene über etwas unterhielten, was den Kindern besonders geheimnisvoll und interessant vorkam, fielen diese schier unerträglichen Worte.
Jeder dürfte diesen Satz und noch eine Reihe ähnlicher elterlicher Verweigerungsaussagen in seiner Kindheit gehasst und das rapide Ende der eigenen Kindheit herbeigesehnt haben, um endlich hinter die letzten Geheimnisse der Welt gelangen zu können, die Eltern, GroÃeltern und Lehrer so beharrlich vor einem verbargen.
Eltern, die Kinder mit diesem und anderen Sätzen von »Erwachsenendingen« fernzuhalten trachteten, taten in der Regel intuitiv das Richtige. Sie bewahrten ihre Kinder vor Themen, die diese emotional und psychisch überfordert hätten, und sie zeigten sich gegenüber dem Nachwuchs abgegrenzt, so dass dieser eine eindeutige Hierarchie erkennen konnte, die nichts anderes bedeutete als: Es gibt Themen
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