Warum unsere Kinder Tyrannen werden
unmittelbarer Nähe vieler Eltern lauert ein mitunter groÃes Problem: die GroÃeltern.
Omas und Opas sind zum Verwöhnen da - Druck in der eigenen Familie
In der GroÃelterngeneration sind die gleichen Probleme zu beobachten, wie ich sie bisher für den pädagogischen Bereich und das nicht familiäre Umfeld beschrieben habe. Diese Generation hat in der Regel ihre eigenen Kinder, also die
heutigen Eltern, im realistischen Machtverhältnis geführt, die meisten davon in der eingangs beschriebenen intuitiven Art und Weise. Die Kinder wurden in ihrem Fehlverhalten gespiegelt, sie wurden gefordert und konnten sich entsprechend psychisch normal entwickeln.
Heute zeigt sich leider häufig, dass dieselben handelnden Personen als GroÃeltern unbewusst darum bemüht sind, die - im besten Falle noch von den Eltern geforderte - Struktur abzubauen und aufzulösen. Sie unterstützen das grenzenlose Verhalten des Kindes, indem sie - in vermeintlich klassischer GroÃelternmanier - versuchen, alle Wünsche des Enkelkindes zu erfüllen. Sie sind damit in der groÃen Gefahr, sich ein narzisstisches Denkmal zu setzen, indem sie ihrem Enkel ein Erbe vermachen, das den jungen Erwachsenen ruinieren kann.
Auch auf diese GroÃeltern trifft die Feststellung der Projektion zu. Sie unterliegen den gleichen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen wie alle anderen Erwachsenen, sind vielleicht zusätzlich durch eine älteren Menschen gegenüber nicht immer positive Umwelt negativ beeinflusst. Sie erleben dadurch die gleiche Ãberforderungssituation und verfallen den gleichen Kompensationsstrategien, haben es zusätzlich durch die generelle Milde, die gegenüber »Oma und Opa« in Erziehungsfragen gilt, noch leichter, dieses Verhalten als normal zu empfinden. Wohlgemerkt: Keinesfalls darf man an dieser Stelle die Begriffe des Verwöhnens und der Projektion durcheinander bringen. GroÃeltern, die sich durch liebevolle Zuwendung zum Enkelkind auszeichnen, es also verwöhnen, sind damit nicht automatisch in der Projektion. Es ist sehr wohl möglich und auch häufig der Fall, dass ein Kind in einem vorgegebenen Rahmen bei den GroÃeltern Dinge tun darf, die es daheim nicht darf, ohne dass die GroÃeltern damit in ein Konkurrenzverhältnis
zu den Eltern treten. Vielmehr basiert dieses Verwöhnen dann auf einer klaren Struktur dessen, was bei Oma und Opa erlaubt ist. Verhält sich das Kind hier entgegen dieser Struktur, würde es entsprechend geregelt werden und hätte trotz Verwöhnprogramms die notwendige Orientierung.
Bei den GroÃeltern-Enkel-Verhältnissen, bei denen das nicht der Fall ist, sondern eindeutig eine Beziehungsstörung in Form der Projektion vorliegt, kommt häufig noch der fatale Gedanke eines Wettbewerbs zwischen Eltern und GroÃeltern hinzu. GroÃeltern, die sich in der Projektion befinden, erliegen dabei gerne der Versuchung, sich gegenüber dem Enkelkind als »noch mehr liebend« als die Eltern darzustellen. Denkbar wäre beispielsweise eine Situation in einem Laden, in dem das Kind auf ein Regal zugeht, um sich dort einfach etwas zu nehmen. Während die Eltern das zu unterbinden versuchen, nutzen die GroÃeltern die Situation und korrigieren die Eltern gegenüber dem Kind, indem sie sich in den Vordergrund schieben und dem Kind den Griff ins Regal erlauben. Dass solche Probleme entstehen können, liegt auch daran, dass zwischen Eltern und GroÃeltern ein Kommunikationsproblem auf Grund unterschiedlicher Denkweisen herrscht. Die GroÃeltern sind in einem sehr starr auf traditionelle Denkweise ausgerichteten Umfeld groà geworden und haben ihre Kinder in diesem Sinne streng hierarchisch erzogen. Die moderne, partnerschaftliche Denkweise, die ihre Kinder als Eltern gegenüber den Enkeln an den Tag legen, passt nicht dazu, zwischen den beiden Denkweisen ist auch keine Vermittlung möglich, was eine Entfremdung zwischen Eltern und GroÃeltern zur Folge hat. Der Effekt ist letztlich folgender: Die GroÃeltern nehmen die Eltern ihrer Enkel nach wie vor als Kinder wahr, nicht als mittlerweile Erwachsene, und sind der Auffassung, diese müssten in ihrem Verhalten korrigiert werden. Gegenüber den
Enkeln führt das dann zum Fehlverhalten und zum Wettlauf in der innerfamiliären Erziehungsdiskussion.
Den Eltern bleibt dann oft gar nichts anderes übrig, als sich diesem unsinnigen Wettlauf zu stellen und
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