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Was allein das Herz erkennt (German Edition)

Was allein das Herz erkennt (German Edition)

Titel: Was allein das Herz erkennt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Knien das Eis, Schmerzen, die laut Auskunft seiner Ärzte andere zum Krüppel gemacht hätten. Eine verschwommene Sicht war also keine große Sache; sie hatte seine Bewegungen nur eine Weile verlangsamt, bis er gelernt hatte, sie zu kompensieren.
    Doch als Martin sich nun sagen hörte, er habe die Beschwerden bereits seit einem Jahr, erschrak er selber. Warum hatte er ein offensichtliches Problem so lange ignoriert? Was wäre, wenn es damals noch zu beheben gewesen wäre, jetzt aber nicht mehr? Teddy machte sich Notizen, äußerte weder Besorgnis noch eine Meinung. Martin konnte May nicht anschauen, wollte die Bestürzung in ihren Augen nicht sehen, aber sie streckte die Hand aus und berührte sein Knie, und als er den Blick hob, lächelte sie ihm ermutigend zu.
    Teddy machte den gleichen Sehtest mit ihm wie Maurice Pilote. Beide Augen in Ordnung, rechtes Auge in Ordnung, linkes Auge nichts.
    »Das war’s«, sagte Teddy. »Kommen Sie jetzt bitte zu mir, ich möchte Ihre Augen untersuchen.«
    »Ich werde ein Augentraining machen«, sagte Martin, als er den Raum durchquerte. »Was immer Sie sagen. Ich weiß, ich hätte früher damit anfangen und schon bei der letzten Generaluntersuchung den Mund aufmachen sollen. Vermutlich habe ich mir eingeredet, erst wenn der Doc von sich aus etwas merkt, habe ich ein Problem. Wenn nicht, muss alles Ordnung sein. Ich hatte immer Sehstärke 6/6.«
    »Ach ja richtig, Sie sind ja Kanadier.« Teddy lächelte, als sie ihn mit einer Geste aufforderte, auf der anderen Seite des Untersuchungstisches Platz zu nehmen.
    Sie saßen sich gegenüber, das Haag-Streit-Spaltlampen- Biomikroskop zwischen ihnen. Teddy forderte ihn auf, sich nach vorne zu beugen und das Gesicht in eine maskenähnliche Vorrichtung zu legen. Sie erklärte, sie werde nun einen Lichtstrahl auf und in sein Auge projizieren und dadurch einen stark vergrößerten optischen Querschnitt erhalten.
    »Stimmt etwas nicht?«, fragte er, nachdem sie eine Weile in das Mikroskop geschaut hatte.
    Sie lachte. »Geduld, junger Mann.«
    »Gehört nicht gerade zu meinen Stärken.«
    »Das kann ich mir denken. Ich habe Sie spielen sehen, wenn Sie sich erinnern.«
    »Ja, richtig.«
    Die Klimaanlage summte. Martin versuchte, Ruhe zu bewahren, aber er spürte, wie ihn eine Welle der Angst ergriff. Er wäre am liebsten aufgesprungen, hätte May an der Hand genommen, und dann nichts wie weg. Er hatte kein ›Sitzfleisch‹, sei es auf seinem Platz im Flugzeug, in einem bequemen Armsessel oder auf der Spielerbank. Seine Muskeln schmerzten und er hatte das unwiderstehliche Verlangen davonzulaufen.
    Teddy sagte ihm, er solle sich entspannen. Das Panikgefühl begann zu verblassen.
    »Sie haben etliche Narben.«
    »Wirklich?«
    »Ja. Ich sehe die Stelle in Ihrem linken Auge, wo sich die Netzhaut abgelöst hat. Das stumpfe Trauma, das Sie erlitten haben.«
    »Madame, die Art, wie ich meinen Lebensunterhalt verdiene, bringt ein stumpfes Trauma nach dem anderen mit sich.«
    »Kann ich mir gut vorstellen«, erwiderte Teddy.
    Nun erklärte sie ihm, dass sie Tropfen in seine Augen träufeln werde, um die Pupillen zu erweitern. Die Tropfen brannten, aber er zuckte mit keiner Wimper. Mit dem Goldmann-Nonkontakt-Tonometer maß sie den Augendruck, um den grünen Star auszuschließen. Zu guter Letzt machte sie mit einer hochleistungsfähigen Kamera, die auf eine Spaltlampe montiert war, eine Reihe von Aufnahmen.
    Dann setzte sie sich aufrecht hin und lächelte, womit sie andeutete, dass die Untersuchung vorüber war. Während sie sich Notizen machte, spähte er über seine Schulter zu May hinüber. Sie hatte schweigend auf der anderen Seite des Raumes gesessen und Martin versuchte, sie scharf zu sehen. Die Tropfen und das seltsame Licht in seinen Augen hatten seine Sicht vorübergehend noch mehr getrübt und alles, was er wahrnehmen konnte, war ein dunkler Schatten, der in der Nähe des Fensters saß.
    »Was haben Sie herausgefunden, Teddy?«, hörte er May fragen.
    »Nun, es gibt Anzeichen der Netzhautablösung, von der Martin berichtet hat.«
    »Das ist also das Problem.« Martin fühlte sich irgendwie erleichtert. »Das ist vor ungefähr vier Jahren passiert, Nils Jorgensens Rache für irgendeine Verletzung, die ich ihm beigebracht hatte. Damals spielte ich für Vancouver, und dort wurde ich mit Laser-Chirurgie behandelt. Der Arzt sagte, er werde die Netzhaut ›punktuell zusammenschweißen‹ und danach sei alles in Ordnung. War es auch, ich hatte

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