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Was allein das Herz erkennt (German Edition)

Was allein das Herz erkennt (German Edition)

Titel: Was allein das Herz erkennt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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ihn mit dem Handschuh auf, wie ein Pitcher, der ungeduldig darauf wartet, dass der Schlagmann endlich seine Position einnimmt.
    »Keine Ahnung. Steht da rum. Wirft den Ball gegen die Wand, bis ich ihn nach Hause scheuche.«
    »Was ist mit seiner Mutter?«
    »Die hat selber genug Probleme.«
    »Was will er hier?«
    »Keine Ahnung.« Jim beobachtete den Jungen. »Sich anschauen, wo er vielleicht selbst eines Tages landen wird. Der Apfel fällt bekanntlich nicht weit vom Stamm.«
    »So was zu behaupten ist mies.«
    »Ich sauge mir die Statistiken nicht aus den Fingern«, erwiderte Jim. Ein Wortgefecht auf der anderen Seite des Gefängnishofes weckte seine Aufmerksamkeit und er eilte davon, um nach dem Rechten zu sehen.
    Serge starrte den Jungen an. Wieso hatte er sich überhaupt die Mühe gemacht, Jim zu fragen? Serge wusste, was er dort tat: Er wartete darauf, dass sein Vater kam und mit ihm Baseball spielte. Auf Vernunft kam es hier nicht an. Selbst nachdem Agnes ihn rausgeschmissen und er begonnen hatte, in Saus und Braus zu leben, war er entschlossen gewesen, zurückzukehren und das Wiedersehen mit seinem Sohn groß zu feiern.
    Aber irgendetwas war immer dazwischen gekommen: das nächste Spiel, die nächste Party, das nächste Pferderennen, die nächste Frau. Sein Sohn hatte es nicht verdient, im Stich gelassen zu werden. Martin hatte nie aufgehört, zu warten und zu hoffen, hatte aus dem Fenster auf das Eis geschaut und sich gewünscht, sein Vater möge um die Ecke biegen. Serge wusste es; niemand musste es ihm erzählen.
    »Hallo, Kleiner!«, rief Serge.
    Der Junge stand auf der gegenüberliegenden Seite der schmalen Straße und tat, als hätte er ihn nicht gehört. Er fuhr fort, den Ball zu werfen und zu fangen, mit verbissener Konzentration.
    »Ricky!«
    Der Junge spitzte die Ohren, aber er würdigte Serge keines Blickes. Der Ball prallte gegen den Lederhandschuh, härter und härter.
    »Braver Junge. Redet nicht mit Fremden, vor allem nicht mit solchen, die im Knast sitzen.«
    Nun drehte ihm der Junge den Rücken zu, damit er Serge nicht ansehen musste. Die Würfe wurden noch intensiver.
    »Du vermisst deinen Dad. Ich auch.«
    Der Junge warf und verfehlte den Ball beim Auffangen, so dass er auf dem Bürgersteig auf und ab sprang und gegen einen Baum prallte. Der Junge rannte ihm nach, als gelte es, bei einem Baseballspiel gegen den Uhrzeigersinn um das Innenfeld zu laufen. Er bremste, schlitterte, hob den Ball auf. Dann kehrte er zu der Stelle zurück, an der er gestanden hatte, und begann wieder, den Ball zu werfen und mit dem Handschuh zu fangen.
    »Dein Dad war ein anständiger Kerl«, sagte Serge.
    Der Junge murmelte etwas vor sich hin, und obwohl Serge nicht in der Lage gewesen wäre, es zu beschwören, meinte er zu hören: »Ist.«
    »Er hat mir erzählt, dass du ein guter Baseballspieler bist. Stimmt das?«
    Statt einer Antwort warf Ricky den Baseball, so hoch er konnte. Er schoss wie eine Rakete in den Himmel, in einer geraden Linie, dann landete er mit einem perfekten dumpfen Aufprall im Handschuh.
    »Ausgezeichnet«, sagte Serge.
    Ricky nahm sein Ein-Mann-Fangspiel wieder auf. Es war warm draußen, ein herrlicher Sommertag. Serge dachte an Lac Vert und fragte sich, ob es irgendwo in der Nähe einen See oder Weiher gab. Jungen sollten an schönen Sommertagen schwimmen gehen oder mit ihren Freunden spielen und nicht vor den Toren eines Gefängnisses herumlungern, um auf einen Vater zu warten, der ermordet worden war.
    Serge sah den Jungen an und dachte an Tino. Die Ähnlichkeit war groß: die drahtige Statur, die hohen Wangenknochen, die eindringlichen dunklen Augen, das kurz geschnittene Haar. Wie alt war Tino gewesen, als er auf die schiefe Bahn geraten war und begonnen hatte, sich mehr für die Straße als für Fangspiele zu interessieren?
    »Mein Sohn hat auch schon einige Bälle geworfen«, sagte Serge.
    Der Junge gab vor, nicht zuzuhören.
    »Er hat nie aufgehört, an sich zu arbeiten und zu üben, tagein, tagaus. Heute ist er Profisportler.«
    Ricky bedachte ihn mit einem flüchtigen Blick. Er kam aus dem Rhythmus und der Ball rollte weg. Als er ihn dieses Mal aufhob, trat er unauffällig einen Schritt näher an die Gitterstäbe heran, bevor er sein Spiel wieder aufnahm.
    »Er ist einer von den ganz Großen. Nächstes Jahr wird er den Stanley Cup gewinnen; er spielt Eishockey für die Boston Bruins.«
    Ricky sah herüber, als versuche er zu erkennen, ob Serge die Wahrheit sagte. Er hatte von

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