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Was am See geschah

Was am See geschah

Titel: Was am See geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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Weile, ja, vielleicht Jahre, gedauert.
    »Sie werden ihm wohl einen Strafzettel verpassen.«
    »Ich wünschte, mir fiele was ein, damit der das nie wieder vergißt - daß man nicht neben einem Hydranten parken darf. Ein Strafzettel wird dem nicht viel ausmachen. Er hat das Geld, um ihn zu bezahlen.« Sam zuckte mit den Achseln.
    »Wer so ein Auto hat, muß ganz schön reich sein.«
    Sam nahm sein Buch heraus, schrieb den Strafzettel, riß ihn heraus und steckte ihn unter den Scheibenwischer. »Hab ich dich nicht mal mit Mrs. Chadwick gesehen?«
    »Jaa. Ja, Sir.«
    »Bist du ihr Sohn? Sie hat doch einen Sohn, oder?«
    Chad hatte sich ungeheuer gefreut, daß Sam DeGheyn da Zweifel hatte, so als hätte Chad auch einfach bloß ein Freund von Maud Chadwick sein können. »Stimmt. Ich heiße Chad. Früher habe ich Murray geheißen, aber ich hab das geändert.« Er wollte dem Sheriff zu verstehen geben, daß er, Chad, sich seinen Namen selber ausgesucht hatte. »›Murray‹ hat mir nicht gefallen.«
    »Mm-hm. Das kommt vor. Ich bin Sam DeGheyn. Angenehm.«
    »Ganz meinerseits.«
    »Tja, ich hab jetzt Dienstschluß. Ich geh ins Rainbow, einen Kaffee trinken. Willst du mitkommen, oder hast du noch was zu erledigen?«
    Zum zweitenmal während dieses kurzen Gesprächs war Chad verblüfft gewesen. Niemand hatte ihn je gefragt, ob er einen Kaffee mit ihm trinken wolle. Und es freute ihn, daß Sam DeGheyn annahm, er habe vielleicht etwas zu tun, genau wie andere Leute in der Stadt - etwa der Rechtsanwalt, den seine Mutter kannte, oder der Doktor oder vielleicht sogar jemand von der Polizei. Zwar haßte er Kaffee, aber darum ging es ja gar nicht.
    So hatte er sich Sam angeschlossen und war ins Rainbow gegangen, wo Shirl - die er damals nur als stämmige Frau mit grobem Gesicht, die viel und laut redete, kannte - Sam einen Kaffee und eine Limo hinstellte. Seine Mutter arbeitete damals noch nicht im Rainbow.
    Das war das erste Mal seit ihrer Ankunft in La Porte, daß Chad sich hier wohl gefühlt hatte. Zuvor hatte er den Ort gehaßt. Er wollte noch immer nach Sweet Air zurück, aber seit jenem Samstagnachmittag zeigte der Wegweiser nicht mehr so eindringlich in Richtung Sweet Air.
    »Guck doch, ich geh unter.«
    »Nein, tust du nicht«, sagte Zero. Er trieb ein Stück von Chad entfernt dahin und wäre ganz mit der Wasserfläche verschmolzen, wären der weiße Schal und die Hemdbrust nicht gewesen.
    Chad schlug so viele Wellen, wie er nur konnte, platschte und moserte herum, alles, nur um Zeros Gelassenheit zu stören. Bei Gott, es hätte ihn nicht gewundert, wenn Zero plötzlich nach Norden abgebogen wäre, um ins Meer hinauszuschwimmen.
    »Laß dich treiben«, sagte Zero. »Ruh dich aus für die Morgenstunden. Die Party kann noch ziemlich schräg werden.«
    Schräg? dachte sich Chad und versuchte, die Beine hochzuziehen. Tja, so konnte man die Leute, die da tranken und aßen und Musik hörten, während man hier draußen im Smoking mitten auf dem Wasser trieb, sicher auch betrachten. Aber dann, als er anfing dahinzutreiben, fühlte er sich auf einmal angenehm eingekapselt und isoliert. Er blickte zu den Sternen empor, ließ sich vom Wasser tragen und fand es fast angenehm, wäre da nicht der Gedanke an seine Mutter und die Docksiders gewesen. Er lag da auf seinem echten Wasserbett und versuchte, sich eine gute Lüge auszudenken. Er glaubte nicht, daß seine Mutter ihm abnehmen würde, daß er sie mitten auf dem Wasser verloren hatte. »Du mußt endlich mal lernen, auf dem Wasser zu wandeln, Chad. Ich hab immer gewußt, daß du’s kannst.«
    In der Ferne winkte und schrie eine winzige Gestalt in der Dunkelheit. Casey hatte das Ufer erreicht.
    »Sollte mich vielleicht auch mal aufmachen«, sagte Zero, schmiß seine Zigarette weg und sah zu, wie sie in einem Bogen durch die Luft segelte. Dann drehte er sich um und begann zu schwimmen. »Schwimmst du mit um die Wette?«
    »Ach, Scheiße, halt den Mund. Und überhaupt, meine Schuhe liegen auf dem Grund. Sie waren neu.«
    Zero schwamm zu ihm herüber. »Und? Dann bekommst du halt ein Paar von mir. Los, komm.«
    »Das ist nicht dasselbe.« Wasser rann aus Chads Mund, als er das Gesicht drehte, um Luft zu schnappen. »Mom hat verdammt viel dafür bezahlt. Was soll ich ihr denn jetzt sagen?«
    Zero war eine Länge vor ihm und rief zurück: »Die Wahrheit. Was ist denn an der auszusetzen?«
    »O ja, klar.« Chad hustete, weil er beim Aufholen Wasser geschluckt hatte. »Das soll sie mir

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