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Was am See geschah

Was am See geschah

Titel: Was am See geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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Ruder aus dem Wasser zog, das so schwarz und gefältelt war wie Caseys Kleid.
    Während Zero sich eine Zigarette anzündete, sagte Chad: »Ihr macht das also immer so? Ein paar Runden tanzen und dann in einem lecken Boot auf die Mitte des Sees rudern? Schau mal, jetzt steht dir das Wasser aber definitiv bis zu den Knöcheln, du Affe.«
    »Jetzt entspann dich mal. Wir versuchen nur, dich vor Bethanne zu retten. Da, hinter dir auf dem Boden, liegt eine Schwimmweste.«
    Casey unterbrach ihr Lied und lachte. »Sie ist eine Nymphomanin, hast du das nicht gewußt?« Dann sang sie wieder: »Where my sweetie waits for me -«
    »›Sugar’s sweet, so is she«‹, sang Zero. »Komm schon, das Lied kennt doch jeder!«
    Chad sagte: »Du sitzt hier mitten auf dem See in einem sinkenden Boot und singst ›Bye, bye Blackbird‹.« Das war keine Frage, denn genau das taten sie im Augenblick.
    Plötzlich stand Casey auf. Das Boot schwankte. »›No one here can love or understand me‹.«
    »Setz dich!« brüllte Chad.
    »›Oh, the hard-luck stories they all hand me.‹« Zero lehnte sich zurück, seine Beine standen schon zur Hälfte im Wasser. Chad sagte: »Das Boot sinkt.«
    »›...light the light.‹«
    »›I'll be home late tonight.‹«
    Das Ruderboot sank seltsam gleichmäßig und zog die drei mit sich hinab, als wäre es eines von jenen falschen Pappkartonbooten in einem Musical, die sich auf starren, gemalten Wellen über die Bühne bewegen. Das gemalte Boot würde hinter den gemalten Wellen versinken, und das Publikum würde der kleinen Einlage applaudieren. Es war ein gelassenes, fast geduldiges Sinken, fast als warte das Boot darauf, daß die letzte Zeile hinausgeschmettert wurde:
    »›Black - Bird... Bye - ah - Bye - Eye - EYE !‹« Das Wasser reichte ihnen nun bis zu den Schultern.
    Chad schaute über das dunkle Wasser und wurde immer hysterischer. Er trug die Schwimmweste, sicher. Aber wie würde es der kleinen Casey ergehen?
    Klein-Casey lag auf dem Rücken und ließ sich treiben.
    Zero sagte: »Tja, da müssen wir wohl einen Plan machen. Zigarette?« Er strampelte mit den Beinen und hatte einen Arm in die Höhe gestreckt. So holte er sein Silberetui hervor, zog die Beine nach oben und ließ sich rauchend treiben, während das Boot sich inzwischen wahrscheinlich schon auf dem Grund des Sees befand.
    »Nein, danke«, sagte Chad. »Ich versuch grad aufzuhören.« Er spuckte Wasser, schüttelte den Kopf, um das Haar aus den Augen zu kriegen, und hielt sich die Rolex ans Ohr. Ob sie wohl wasserdicht war? »Jetzt haben wir uns ein bißchen in Stimmung gebracht - und was machen wir jetzt?«
    Casey planschte herum, tauchte unter und wieder auf, versuchte, sich das Wasser aus den Augen zu schütteln.
    »Um Gottes willen!« Chad versuchte, sich die Schwimmweste vom Leib zu reißen, um sie ihr zu geben; schließlich war er ja ein recht guter Schwimmer.
    »Sie schwimmt wie ein Hai. Sie schwimmt besser als wir beide zusammen.« Die kleinen Wellen, die durch das Geplansche seiner Schwester entstanden, bewirkten, daß sich Zero im Uhrzeigersinn und dann wieder in entgegengesetzter Richtung drehte. »Warum fuchtelst du so rum? Weißt du nicht, wie das ist mit dem Körpergewicht und dem Wasser? Weißt du nicht, warum die meisten Leute ertrinken? Ganz einfach: wegen der Schwerkraft.«
    »Ach, Scheiße«, sagte Casey, die irgendwie im Kreis geschwommen war und nun auf der Stelle paddelte. »Wenn du jetzt wieder deinen langweiligen Vortrag über die Schwerkraft hältst, hau ich ab.« Und sie zischte in Richtung Ufer davon, auf das Haus zu, das, so langgestreckt und mit der regelmäßig unterbrochenen Beleuchtung, einem Eisenbahnzug glich.
    Zero rief Casey, die inzwischen ein Drittel der Strecke zurückgelegt hatte und bei ihren Zügen die Wasseroberfläche wie mit einem Messer durchschnitt. »Geh nicht ohne uns rein, hörst du?«
    Eine undeutliche Antwort, die sowohl ein »Okay« als auch »Oh, Gott« oder »Tschau« hätte sein können, driftete zu ihnen zurück.
    »Sollen wir den ganzen Abend hier verplempern? Ist das der große Plan?« fragte Chad, dem gerade seine Fünfzig-Dollar-Docksiders von den Zehen rutschten. Mom würde begeistert sein. »Du sagst, du hast sie verloren? Wie kann man denn ein paar Schuhe verlieren? Sie sind dir von den Füßen gerutscht, als du über den Campus gegangen bist, und du hast’s nicht gemerkt?« So würde seine Mutter reden und dabei immer zorniger werden.
    »Willst du zurück zu dieser

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