Was bisher geschah
direkten Einfluss auf Machthaber zu bekommen. Andererseits schaffen sie in Zeiten der Zensur mit Pamphleten, Artikeln und Büchern das, was man heute eine kritische Öffentlichkeit beziehungsweise öffentliche Meinung nennt. Sie ist die Grundlage unter anderem für die Französische Revolution.
Die erste und kleinste der vielen Revolution, die im 18. Jahrhundert stattfinden, ist die sogenannte diplomatische Revolution: die Formierung von Bündnissen zwischen Ländern, von denen einige bislang verfeindet waren. Diese Revolution bildet 1756 den Auftakt zum Siebenjährigen Krieg. So stehen England, Preußen, Hannover, Hessen-Kassel, Braunschweig und Gotha gegen Frankreich, Österreich, Russland, Schweden, Spanien, Sachsen und andere Fürstentümer des römisch-deutschen Reiches. Dieser wohl erste Weltkrieg der Geschichte erstreckt sich von Europa über Afrika und Indien bis nach Amerika. Der Sieger Großbritannien drängt Frankreich bis 1763 als Kolonialmacht zurück, der Gewinn von Rohstoffen, Märkten und billigen Arbeitskräften ebnet den Weg für das British Empire und die Industrielle Revolution. Allerdings folgt bald nach Englands Zugewinn von Kanada, Louisiana und karibischen Inseln die Revolution, mit der sich die Vereinigten Staaten 1776 vom Mutterland Großbritannien lossagen.
Im 18. Jahrhundert werden die Vereinigten Staaten geboren, die alten Weltmächte England und Frankreich stellen sich neu auf. In Europa formieren sich Preußen, Österreich und Russland als Großmächte und verdrängen Schweden, Polen und das Osmanische Reich. Es ist eine Zeit der Revolutionen, aber auch der merkwürdigen Kompromisse und Verbindungen.
Zwischen Reform und Repression: der aufgeklärte Absolutismus
Während England eine konstitutionelle Monarchie hat und Frankreich und Spanien absolutistische Regime, geht man in Österreich, Russland und Preußen den Mittelweg des aufgeklärten Absolutismus. Den Anfang macht Preußen. Dort schafft der protestantische Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg aus dem Haus Hohenzollern im 17. Jahrhundert nach französischem Vorbild eine Zentralverwaltung und ein stehendes Heer. Kriege gegen Schweden bringen Gebietsgewinne, durch die Aufnahme von aus Frankreich vertriebenen Hugenotten kurbelt man ab 1685 die Wirtschaft an. Der Schöngeist Friedrich I., der 1701 zum König gekrönt wird, verfügt über eine ordentliche Portion Esprit und ist ein großer Förderer der Wissenschaften. So beruft er den Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz (1646 – 1716) zum Präsidenten der Akademie der Wissenschaften. Dessen Bild vom Universum passt zum aufgeklärten Absolutismus: Einerseits sieht Leibniz statt toter Atome geistige Krafteinheiten, die Monaden, als Grundelemente des Lebens; andererseits gibt es die göttliche Zentralmonade und eine »prästabilierte Harmonie«.
Tatsächlich herrschen in Preußen Ordnung und Dynamik. Auf Friedrich I. folgt der sogenannte Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. (König 1713 – 1740). Er prägt bis heute die Vorstellung von den preußischen Tugenden beziehungsweise den Sekundärtugenden Fleiß, Pünktlichkeit, Disziplin. Eine gewisse Ironie besteht darin, dass sich, während der Soldatenkönig Kriege vermeidet und Preußen durch die Einführung der allgemeinen Schulbildung stärkt, sein Sohn Friedrich II., später »der Große« genannt (König 1740 – 1786), als zweiter angeblicher Schöngeist der Familie martialisch aufführt. Er spielt zwar Flöte, dichtet und verkehrt mit dem großen Denker Voltaire, der ihn als »Fürsten-Philosophen« rühmt, zumal der König die »Menschen glücklich machen wird«. Doch annektiert Friedrich II. Sachsen und bricht den Siebenjährigen Krieg vom Zaun. Seine Politik ist so widersprüchlich wie seine Selbstbezeichnung als »erster Diener des Staates«. So schafft der Alte Fritz, wie er im Volksmund heißt, die Folter ab, ist religiös tolerant und führt in Ansätzen die Pressefreiheit ein. Er schreibt ein Buch mit dem Titel Antimachiavell (1739) – verhält sich selbst aber machiavellistisch. Er nutzt die Krise im Haus Habsburg aus, als man nach dem Tod von Kaiser Karl VI. 1740 über dessen Nachfolge streitet; Friedrich bricht Verträge und marschiert ins österreichische Schlesien ein.
Dabei ist das Problem für Österreich langfristig gar nicht der Verlust von Gebieten, sondern ihr Zugewinn. Ähnlich wie die Hohenzollern in Preußen behaupten sich die Habsburger in Österreich. Nach Belagerungen von Wien
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