Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was bleibt: Kerngedanken (German Edition)

Was bleibt: Kerngedanken (German Edition)

Titel: Was bleibt: Kerngedanken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Küng
Vom Netzwerk:
motiviert ihren Intellekt dazu einsetzen, Chancen zu erkennen, Risiken zu vermeiden und durch ihre Aktivitäten neue ökonomische, soziale und technische Verhältnisse zu schaffen. Statt des Sachkapitals , das in Zeiten stabiler Entwicklungen für den Erfolg von Unternehmen entscheidend war, wird es nun das Humankapital , das den Zukunftserfolg eines Unternehmens bestimmt.« In der Tat: Nicht der Computer, sondern der Mensch wird den Menschen retten.
    Ethik als öffentliches Anliegen
    Von daher versteht sich programmatisch als Forderung: Ethik , die in der Moderne zunehmend als Privatsache angesehen wurde, muß in der Postmoderne – um des Wohles des Menschen und des Überlebens der Menschheit willen – wieder zu einem öffentlichen Anliegen von erstrangiger Bedeutung werden. Dabei genügt es nicht, in den verschiedenen gesellschaftlichen Institutionen für den Einzelfall ethische Experten hinzuzuziehen. Nein, angesichts der ungeheuren Komplexität der Probleme und der Spezialisierung von Wissenschaft und Technik bedarf die Ethik selber der Institutionalisierung , wie sie in Nordamerika schon weiter fortgeschritten ist als in Europa und in Japan: Ethikkommissionen, Ethiklehrstühle und Ethikcodes besonders in den Bereichen Biologie, Medizin, Technik und Ökonomie (z.   B. ein Verhaltenskodex, Code of Business Ethics, der sich etwa dezidiert gegen die zunehmende Korruption wendet).
    Man vergesse nicht: Auch wirtschaftliches Denken und Handeln sind nicht wertfrei oder wertneutral. Die Meinung etwa, ausschließliche Aufgabe eines Unternehmens sei es, Gewinne zu erzielen, und Gewinnmaximierung sei der beste und einzige Beitrag eines Unternehmens zum Wohlergehen der Gesellschaft, gilt auch unter Ökonomen und Betriebsfachleuten zunehmend als überholter Standpunkt. Auch Ökonomen besinnen sich heute darauf, daß die großen europäischen Wirtschafts- und Gesellschaftstheoretiker von Aristoteles und Platon über Thomas von Aquin bis zum Moralphilosophen und Begründer der modernen Ökonomie Adam Smith Wirtschaft und Politik in einem ethischen Gesamtzusammenhang gesehen haben.
    Wer aber ethisch handelt, handelt deshalb nicht unökonomisch , er handelt krisenprophylaktisch. Manche Großunternehmen mußten erst schmerzhafte Verluste erleiden, bevor sie lernten, daß nicht dasjenige Unternehmen ökonomisch am erfolgreichsten ist, das sich weder um ökologische noch um politische oder ethische Implikationen seiner Produkte kümmert, sondern dasjenige, welches diese – gegebenenfalls unter kurzfristigen Opfern – einbezieht und so empfindliche Strafen und gesetzliche Einschränkungen von vornherein vermeidet.
    Wie die soziale und ökologische Verantwortung von den Unternehmen nicht einfach auf die Politiker abgeschoben werden kann, so die moralische, ethische Verantwortung nicht einfach auf die Religion. Dabei gibt es Unternehmer, die schon am Familientisch von ihren kritischen Söhnen und Töchtern darauf angesprochen werden, ob eine solche Aufspaltung von Ökonomie und Moral, von rein profitbezogenem Geschäftsgebaren draußen und ethischem Privatleben daheim überhaupt glaubwürdig sei. Nein, ethisches Handeln soll nicht nur ein privater Zusatz zu Marketingkonzepten, Wettbewerbsstrategien, ökologischer Buchhaltung und Sozialbilanz sein, sondern soll den selbstverständlichen Rahmen menschlich-sozialen Handelns bilden. Denn auch Marktwirtschaft, soll sie sozial funktionieren und ökologisch geregelt werden, bedarf der Menschen, die von sehr bestimmten Überzeugungen und Haltungen getragen sind. Ja, generell kann man sagen:
    Keine Weltordnung ohne Weltethos
    Denn eines ist sicher: Der Mensch kann nicht durch immer mehr Gesetze und Vorschriften verbessert werden, freilich auch nicht nur durch Psychologie und Soziologie. Im Großen wie im Kleinen ist man ja mit derselben Situation konfrontiert: Sachwissen ist noch kein Sinnwissen, Reglementierungen sind noch keine Orientierungen, und Gesetze sind noch keine Sitten . Auch das Recht braucht ein moralisches Fundament! Die ethische Akzeptanz der Gesetze (die vom Staat mit Sanktionen versehen und mit Gewalt durchgesetzt werden können) ist Voraussetzung jeglicher politischer Kultur. Was nützen den einzelnen Staaten oder Organisationen, ob der EG , den USA oder der UNO , immer neue Gesetze, wenn ein Großteil der Menschen gar nicht daran denkt, sie auch einzuhalten, und ständig genügend Mittel und Wege findet, um verantwortungslos die eigenen oder kollektiven Interessen

Weitere Kostenlose Bücher