Was danach geschah
Soldat in diesem Krieg werden, sagte Otto voraus, ein Held. Im Falle eines Scheiterns, versprach Otto, würden ihnen die Kontakte seiner Familie in Deutschland und anderen Ländern, die bereits SS-Standartenführer Gerhardt Haber und weiteren Nazis geholfen hätten, die Flucht nach Südamerika ermöglichen, wo das Geld bereits auf sie wartete.
Tim glaubte Otto jedes Wort und sehnte sich nach seiner Chance auf Ruhm. Doch am zweiten Tag des Wartens auf den echten Kampf setzte die Langeweile ein. Deshalb überprüfte er das Pilzhaus stündlich, kontrollierte mit einer Taschenlampe die Wände und den rohen Boden auf Hinweise darauf, ob ich einen Fluchttunnel grub. Am Ende seiner Inspektion befahl er mir, mich breitbeinig und mit gesenktem Kopf an die Wand zu stellen und mit den Händen abzustützen, damit er mich abtasten konnte. Ich trug noch immer meinen schwarzen Rock und die cremefarbene Bluse von der Arbeit. Meine Strumpfhose war auf dem rauen Boden zerrissen, weswegen ich sie mir schon längst ausgezogen hatte. Bei jedem Abtasten hielt Tim seine Hände immer etwas länger zwischen meinen Beinen und auf meinen Brüsten, dann nannte er mich eine Schlampe oder Hure, bevor er wieder ging. Ich erwiderte nichts, um ihn nicht zu provozieren.
Spät am Abend unseres zweiten Tags im Pilzhaus führte Tim seine übliche Untersuchung der Wände und des Bodens durch und kam am Ende zu mir, wo ich mit Sarah im Schlafsack lag. Er riss mir Sarah aus dem Arm. Ich kämpfte um sie, doch er rammte mir seinen Ellbogen ins Gesicht, so dass ich mit dem Kopf gegen die Mauer knallte. Dann legte er Sarah unsanft in eine Ecke, wo sie anfing, leise zu wimmern, gleich darauf aber wieder still wurde. Noch benommen von dem Schlag, versuchte ich aufzustehen und zu ihr zu gehen, doch Tim schleuderte mich zurück auf den Schlafsack. Im dämmrigen Licht der Taschenlampe begann er, mir die Kleider vom Leib zu reißen.
Ich schrie nach Otto und versuchte, Tim zu kratzen und zu beißen, doch selbst mit zwei funktionierenden Armen wäre ich ihm unterlegen gewesen. Er war groß und ganz und gar kein kleiner Junge mehr, hatte kräftige Arme und einen massigen Oberkörper. Er schlug mir mit der flachen Hand ins Gesicht und verlangte, ich solle aufhören zu schreien, doch als ich nicht gehorchte, schlug er mir mit seinen Fäusten ins Gesicht, bis ich aus Nase und Mund blutete und ohnmächtig wurde. Als ich wieder bei Bewusstsein war, lag er auf mir. Er hatte mir den Schlüpfer ausgezogen, meinen BH nach oben geschoben und sich auch seiner Hose entledigt.
Normalerweise schlief Otto nachts zwei oder drei Stunden am Stück. Er war gerade aufgewacht, um seine Runde zu drehen. Er pinkelte im Freien, als er mein unterdrücktes Stöhnen aus dem Pilzhaus hörte. Noch halb verschlafen, hatte er seine Waffe in der Hütte gelassen. Als er durch die Tür trat und sah, wie Tim sich auf mir wand, dachte er zunächst, er träume seinen nächtlichen Alptraum, in dem seine Mutter, Tante Bette und Tante Amina in Kamenz missbraucht wurden.
Tim blickte sich um und lachte, als er Otto in der Tür stehen sah. »Sie treibt’s nur mit jüdischen Jungs. Die glaubt echt, sie mag sie beschnitten«, sagte er. »Aber es ist Zeit, dass sie herausfindet, wie sich ein echter Mann anfühlt. Warte draußen, bis du an der Reihe bist, dann sehen wir, was sie denkt. Es wird nicht lange dauern.«
Otto wurde wütend. Er raste auf Tim zu und trat ihm mit seinem schweren Stiefel gegen den Kopf, als würde er einen am Bein des Nachbarn rammelnden Hund verjagen. Tim war nur kurz verwirrt, bis er wie der männliche Vertreter aus jeder Spezies reagierte, dem man seine Partnerin wegnehmen will. Er brüllte, entlud auf Otto seine jahrelange Kampfausbildung und seinen gesamten Frust, nachdem er so lange auf diese Gelegenheit hatte warten müssen. Gnadenlos schlug er Otto zusammen und rammte ihn wie eine Puppe gegen die Gestelle und Mauern.
Ich rollte zu Sarah hinüber, um sie mir zu schnappen und zu fliehen, doch dann entdeckte ich Tims Hose und den Halfter in der Ecke. In seinem Verlangen, Otto Bowles mit bloßen Händen zu zerstören, hatte er seine Waffe vergessen. Mein Großvater hatte mir auf seinem Hof beigebracht, mit einer Waffe umzugehen. Also wusste ich, wie ich eine Kugel in die Kammer laden und die Waffe entsichern musste, auch wenn das Ausrichten der Waffe mit nur einer Hand und das gleichzeitige Abdrücken schwierig für mich war und die Kugeln oft danebengingen.
Ich zog Tims Waffe
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