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Was danach geschah

Was danach geschah

Titel: Was danach geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Kimmel
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anderen getötet.«
    »Wieder korrekt«, bestätigte Luas zwischen zwei Zügen an seiner Pfeife. »Göttliche Gerechtigkeit. Doch womit lässt sich sein zweiter Sinneswandel hinsichtlich des Rests der Menschheit erklären? Wegen dieser erstaunlichen Kehrtwende wird heute hinter dieser Tür am Ende des Flurs, im Gerichtssaal, über das Schicksal vieler Seelen verhandelt, ob sie einen Platz im Licht oder in der Dunkelheit bekommen. Sie werden heute ihr Schicksal erfahren und ihrer Ewigkeit begegnen. Weißt du, Brek, jede Geburt eines menschlichen Wesens birgt die Möglichkeit eines Verbrechens und einer bevorstehenden Gerichtsverhandlung. Es ist der Gerichtssaal und nicht ein Kessel voller Gold, der am Ende von Gottes Regenbogen steht. Gott versprach uns, dieser Regenbogen würde dem Menschen in der Welt aus Sonne und Wolken einen Platz sichern, doch über die Welten, die danach kommen, sagte er nichts.«
    Luas erhob sich und bedeutete mir, ihm den Flur entlang zu folgen.
    »Natürlich haben wir es hier nicht mit Bodhisattvas oder Heiligen, mit Schurken oder Dämonen zu tun«, fuhr er paffend fort. »Für sie ist die Sache bereits ausgemacht, die Urteile sind eindeutig und unanfechtbar. Unsere Sorge im Gerichtssaal gilt dem Rest der Menschheit – den Guten, die manchmal mogeln, den Bösen, die manchmal etwas Gutes tun, den Milliarden von Menschen, die zwar nicht alles geopfert haben, um Priester oder Propheten zu werden, dafür aber der Versuchung widerstanden haben, Dämonen oder Halbgötter zu werden. Wir spielen uns hier nicht auf. Wir fragen nicht, ob die Hindus entsagt haben, die Buddhisten erwacht sind, die Muslime ihre Rechnung beglichen haben, die Christen gerettet wurden oder die Juden Buße getan haben. All dies sind bloße Verschleierungen des Göttlichen Gesetzes. Wenn eine Seele gerichtet wird, muss man nur eine Frage klären, und das ist dieselbe Frage, die Gott vor der Sintflut beschäftigt hat: Was fordert die Gerechtigkeit?«
    Wir blieben vor der Tür stehen.
    »Hinter dieser Tür werden die Soll- und Habenkonten miteinander verrechnet, Brek Cuttler«, sagte Luas. »Könntest du dort ehrlich von dir sprechen? Könntest du dich verdammen, wenn die Verdammung das ist, was du verdienst, und Angst und Hass um der Wahrheit willen ablegen? Könntest du vor dem Schöpfer von Energie, Raum und Zeit stehen und ihm standhalten? Könntest du durch diese Tür gehen mit dem Wissen, dass deine Erfahrung von Ewigkeit auf immer von dem geprägt sein würde, was du gesagt und ungesagt gelassen hast? Könntest du erklären, was sich während deines gesamten Lebens einer Erklärung widersetzte?«
    Langsam bekam ich Panik. Ich hätte mir diese Worte nicht ausdenken können, wenn mein Hirn während eines Autounfalls oder bei einem Sturz von einer Klippe durcheinandergeworfen worden wäre. Und ich hätte mir die Erinnerungen nicht ausdenken können, die ich beim Durchschreiten der Bahnhofshalle erlebt hatte – sie waren viel zu lebhaft, fremdartig und echt. Die Möglichkeit, dass ich tot war, drängte sich mir immer mehr auf.
    Ich wich zurück. »Dann bringst du mich hierher, damit ich verurteilt werde? Ich lande tatsächlich in der Hölle, weil ich meinen Arm in einen Miststreuer gehalten habe?«
    »Verurteilt? Du? Natürlich nicht!« Luas war aufrichtig überrascht wegen meiner Frage. »Ich habe doch gesagt, das wurde dir bereits vor langer Zeit vergeben. Ich nehme dich mit, damit du deine himmlische Belohnung erhältst, Brek, nicht um dich in die Hölle zu schicken. Du hast immer gehofft und darum gebetet hierherzukommen. Schemaja war, nachdem du deinen Arm verloren hattest, der Grund hinter all deinen Entscheidungen und die Grundlage für all dein Handeln. Du hast nämlich gemerkt, dass du nicht leidest, weil du nie wieder in der Lage sein würdest, an einem Klettergerüst zu hängen, einen Softballschläger zu schwingen oder eine Geige zu spielen, sondern weil es ungerecht war, dass Millionen anderer Mädchen es tun konnten.«
    Luas schwieg einen Moment, um meine Reaktion einzuschätzen und an seiner Pfeife zu ziehen. Ich hielt mich zurück, überzeugt davon, gleich verurteilt zu werden.
    »Ein Anwalt, nicht ein Priester sorgte nach deinem Unfall für Gerechtigkeit«, erklärte er weiter. »Du entdecktest schon in frühem Alter, dass das Rechtssystem die Wiedergutmachung bietet, die die Religion längst nicht mehr gewährt, und dass Anwälte die wahren Priester und Richter die wahren Propheten sind. Du sehntest dich

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