Was dein Herz dir sagt
das Haus samt Einrichtung ohne weitere Einschränkungen vermacht, oder fällt es nach deinem Tod an seinen Erben oder einen anderen?«
Sie dachte nach, dann wandte sie sich an Edward. »Ich kann mich nicht mehr erinnern. Sie vielleicht?«
Edward schüttelte den Kopf. »Anderes, als dass es an Sie gegangen ist? Ich bin nicht sicher, dass ich mehr weiß.«
»Gibt es eine Abschrift des Testaments?«
Caro nickte. »Ja, in der Half Moon Street.«
»Zusammen mit Camdens Papieren?«
»Nicht am selben Ort, aber ja, sie sind auch im Haus.«
Michael erwog kurz die Alternativen, dann stellte er mit ruhiger Stimme fest: »In dem Fall, glaube ich, müssen wir nach London aufbrechen. Und zwar so schnell wie möglich.«
16
Am Ende war das eigentliche Problem nicht, Caro davon zu überzeugen, mit ihm zu kommen, sondern Edward davon, zurückzubleiben. »Wenn Sie das nicht tun«, warnte Caro, während sie auf und ab lief, »dann wird Elizabeth auch mitkommen - selbst wenn ich sie nicht mitnehme, wird sie sich einen Vorwand einfallen lassen, nachzukommen und bei Augusta oder Angela zu wohnen. Sie ist immer eingeladen, falls sie Einkäufe machen muss, und inzwischen hat sie auch ausreichend Bekannte in der Stadt, um Geoffrey zu überzeugen, sie gehen zu lassen, egal was wir sagen, ehe wir abfahren. So!« Sie machte eine Atempause; die Arme vor der Brust verschränkt, blieb sie stehen und schaute Edward an, der immer noch auf dem Stuhl saß. »Sie, Edward, mein Lieber, müssen hierbleiben.«
»Ich, verflixt noch einmal, soll doch Ihr Sekretär sein.« Edwards Kinn war entschlossen vorgeschoben. Er schaute zu Michael, etwas, das er bislang vermieden hatte. »Sie müssen doch einsehen, dass es die Pflicht von mir verlangt, sie zu begleiten -es wäre viel besser, wenn ich mit in die Stadt fahre und helfe, ein Auge auf sie zu haben.«
Er weigerte sich, zu Caro zu sehen, ihre zusammengekniffenen Augen zur Kenntnis zu nehmen.
Michael seufzte. »Unseligerweise bin ich einer Meinung mit Caro.« Er tat so, als bemerkte er den überraschten Blick nicht, den Caro ihm zuwarf. »Berücksichtigt man die mögliche Gefahr, können wir wirklich nicht riskieren, dass Elizabeth dazukommt. Sie ist als Caros Nichte bekannt, und man sieht sofort, dass sie ihr viel bedeutet.« Er machte eine Pause, hielt Edwards Blick. »Als Caros Sekretär ist es Ihre Aufgabe, sie zu unterstützen, und in diesem Fall - so seltsam es auf den ersten Blick auch aussehen mag - können Sie sie am besten unterstützen, indem Sie Elizabeth von London fernhalten.«
Edwards Entschluss wankte; Michael fügte ruhig hinzu: »Mit dem wichtigen Hinweis in London - ob es nun in Camdens Papieren steht oder in seinem Testament - können wir es uns nicht leisten, demjenigen, der Caro etwas antun möchte, eine Gelegenheit zu geben, sie zu etwas zu zwingen - wir müssen ihnen nicht auch noch eine mögliche Geisel auf dem Präsentierteller anbieten.«
Die Vorstellung von Elizabeth als Geisel neigte die Waagschale in die gewünschte Richtung. Michael hatte das gewusst; er verstand Edwards Dilemma und seine Entscheidung.
»Nun gut.« Widerstrebend und grimmig gab Edward nach. »Ich werde hierbleiben« - seine Lippen verzogen sich zynisch - »und mich bemühen, Elizabeth abzulenken.«
Caro begann sogleich mit dem Packen; Michael blieb noch zum Dinner, um dabei zu helfen, ihren überstürzten Aufbruch - und auch noch ohne Edward - Geoffrey zu erklären.
Nachdem er erfahren hatte, dass Michael Caro auf der Reise zur Seite stehen würde, da er etwas in London zu erledigen habe, hatte Geoffrey wie erwartet keine Einwände gegen den Plan.
Michael verabschiedete sich, sobald das Essen vorüber war. Er musste selbst noch packen und sich darum kümmern, dass die unerledigten Aufgaben auf Eyeworth delegiert wurden. Caro, die auf dem Weg nach oben war, um letzte Hand an ihr Gepäck zu legen, brachte ihn in die Eingangshalle. Sie reichte ihm die Hand. »Bis morgen früh.«
Ihre Finger fühlten sich so zart an; er hob sie an seine Lippen und hauchte rasch einen Kuss darauf, dann ließ er sie gehen. »Um acht. Sei bitte pünktlich.«
Sie lächelte und drehte sich zur Treppe um.
Er schaute ihr nach, wie sie die Stufen emporstieg, dann verließ er das Haus und ging zu den Stallungen.
Drei Stunden später war er wieder da.
Heimlich, still und leise schlich er zum Haus. Es war beinahe Mitternacht. Bramshaw House lag dunkel vor ihm, stand ruhig unter den unsteten Schatten der riesigen alten
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