Was dein Herz dir sagt
bedachte ihn mit einem Blick, der recht deutlich sagte, dass sie kein so albernes Argument gelten lassen würde - oder eine so plumpe Anspielung auf ihre weiblichen Gefühle. »Du, von allen Leuten in dieser Menge als Einziger, benötigst keinen Schutz, den du dir mit deiner glatten Zunge nicht selbst geben kannst.«
Er lachte, und sie fühlte sich gleich besser, fand festeren Boden unter ihren Füßen.
Plötzlich erkannte sie, dass sie sich bei ihm - und in Wahrheit bei ihm allein, wenigstens im privaten Rahmen - nicht so streng unter Kontrolle hatte wie sonst oft. Oder vielleicht versuchte sie es auch, es gelang ihr aber nicht so gut. Sie war nicht davon überzeugt, ihn beeinflussen zu können. Zumindest konnte sie sich nicht darauf verlassen, dass es ihr gelang.
Sie aßen ein wenig, dann schaute sie auf. Er ertappte sie dabei, wie sie ihn musterte, und blickte ihr in die Augen, dann hob er fragend eine Braue.
Sie schob ihr Kinn vor. »Warum klebst du so an meiner Seite?«
Seine Brauen wölbten sich stärker, seine Augen funkelten belustigt. »Ich dachte, das sei offensichtlich - du bist wesentlich unterhaltsamer als alle anderen hier, besonders unsere oft übereifrig hilfreiche Gastgeberin.«
Darin musste sie ihm Recht geben. Muriels Versuche, behilflich zu sein, konnten verstörend sein. Dennoch drohte sie ihm spielerisch mit dem Finger. »Du weißt sehr gut, wie dank-bar du sein kannst, dass sie diesen Abend organisiert hat - du kannst deine Runde vor Ort machen, ohne einen Finger zu krümmen.«
»Ich habe nie gesagt, ich sei nicht dankbar - es ist nur, dass meine Dankbarkeit nicht so weit reicht.«
»Hm. Wenn sie das Supper heute nicht angesetzt hätte, was hättest du dann getan?«
Sein Lächeln war verheerend. »Dich gebeten, es zu tun, natürlich.«
Die Wirkung seines Lächelns nach Kräften ignorierend, schnaubte sie.
Er tat so, als wäre er gekränkt. »Hättest du mir nicht geholfen?«
Sie schaute ihn an, versuchte, streng zu blicken. »Vielleicht. Wenn mir langweilig gewesen wäre. Nur dass mir das im Moment nicht ist, daher solltest du Muriel danken.«
Ehe sie fertig gesprochen hatte, war sein Blick nachdenklich geworden, als wäre ihm ein anderer Gedanke gekommen.
»Vermutlich sollte ich etwas wegen der Gegend südlich von Lyndhurst unternehmen ...«
»Nein.« Sie erkannte, wohin seine Überlegungen gingen, und wehrte rasch ab.
Er sah ihr wieder ins Gesicht, legte den Kopf schief und runzelte leicht die Stirn. Fast schien er wegen ihrer Weigerung weniger zurückgewiesen als viel mehr interessiert. Dann nahm er ihr den leeren Teller ab. »Wir sprechen später darüber.«
»Nein.« Sie würde nie wieder als politische oder diplomatische Gastgeberin fungieren - weder für ihn noch für irgendeinen anderen Mann. Vielleicht würde sie selbst Einladungen geben, aber dann nur für sich und zu ihrer eigenen Unterhaltung, aber nie wieder für einen Mann.
Er wandte sich ab und stellte ihre Teller auf ein Beistelltischchen; als er sich wieder zu ihr umdrehte, bemerkte sie überrascht seine ernste Miene und den ungewöhnlich harten Ausdruck in seinen blauen Augen. Trotzdem war sein Tonfall, als er sprach, beruhigend. »Wir können, und wir werden, aber nicht hier, nicht jetzt.«
Einen Augenblick lang hielt er ihren Blick; sie konnte den Mann sehen, nicht nur den Politiker. Dann lächelte er, und seine Maske war wieder da. Er hob den Kopf und nahm ihren Arm. »Komm und hilf mir mit Mrs. Harris. Wie viele Kinder hat sie inzwischen?«
Sich daran erinnernd, dass sie ihm trotz seiner gelegentlichen Ausrutscher in das, was sie insgeheim als »anmaßendes Männergehabe« bezeichnete, nicht böse war, willigte sie ein, ihn zu begleiten und mit Mrs. Harris zu sprechen.
Und dann noch mit einigen anderen.
Dann aber erkannte sie an einem spekulativen Blick der alten Mrs. Tricket, dass seine Vorliebe für ihre Gesellschaft nicht unbemerkt blieb. Da sie aus Erfahrung wusste, dass eine Diskussion sinnlos wäre, nutzte sie einfach die günstige Gelegenheit, dass Muriel zu der Gruppe gehörte, bei der sie gerade standen. Sie zog sie ein wenig beiseite und sagte leise: »Danke, es war ein sehr schöner Abend.«
Muriel musterte sie nach einem Blick zu Michael, der sich nicht weit von ihr mit Mrs. Ellingham unterhielt, überrascht. »Du gehst schon?«
Sie lächelte. »Ja. Ich wollte noch etwas erwähnen ... ich habe vor, einen Ball am Vorabend des Pfarrfestes zu veranstalten. Es sind ja eine Reihe namhafter
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