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Was dein Herz nicht weiß

Was dein Herz nicht weiß

Titel: Was dein Herz nicht weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Park
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gleich alt sind – vierunddreißig. Aber danke. Du siehst auch toll aus.« Das stimmte: Jae-Hwa wirkte ausgeruht und hatte ein schönes, volles Gesicht mit einer vornehmen Blässe, die darauf hinwies, dass sie ihre Zeit nicht mit Arbeit unter der heißen Sonne zubrachte. Sie trug eine leichte rosa Kostümjacke mit einem bestickten weißen Rundkragen und einen weißen Kaschmir-Hut.
    »Nein, ich meine es ernst. Ich bin gerade Zeugin eines Wunders geworden. Ich sehe überhaupt keine Falten in deinem Gesicht. Du bist wirklich das Musterbeispiel einer modernen Frau. Du arbeitest hart, du weinst, du leidest, aber am Ende des Tages denkst du immer daran, dich mit Pond’s einzucremen.«
    Soo-Ja lachte; zum einen, weil sie Jae-Hwa lustig fand, aber auch, um ihr zu zeigen, wie glücklich sie war, wieder mit ihr vereint zu sein. Freundinnen waren so rar und kostbar wie die Schokoladenstücke, die man während des Krieges ergattern konnte. »Du sprichst mehr über meine angebliche Schönheit als die meisten Männer, die ich kennengelernt habe.«
    »Frauen haben ein besseres Auge für solche Dinge als Männer. Wahrscheinlich, weil sie uns direkt betreffen«, erklärte Jae-Hwa und rückte näher an Soo-Ja heran, sodass ihre Knie sich berührten. »Du wirst nie erfahren, wie es sich anfühlt, wie ich zu sein. Du warst immer das hübscheste Mädchen von allen.« Jae-Hwa sprach ganz sachlich und ohne jede Feindseligkeit.
    »Aber du hast doch keinen Grund, mich zu beneiden. Es hat sich alles so gut entwickelt für dich.«
    »Nur deinetwegen, Soo-Ja. Hättest du mich nicht aus meiner ersten Ehe herausgeholt, aus dem Haus dieses bösartigen Säufers, hätte ich nie Woo-suk getroffen.«
    Soo-Ja winkte ab. »Das kannst du mir nicht zugute halten. Du hättest ihn auch ohne mich irgendwann verlassen.«
    »Nein«, erwiderte Jae-Hwa, und Soo-Ja spürte, dass sie es ernst meinte. »Ich hätte nicht den Mut dazu gehabt. Zum Glück schlägt mein jetziger Mann mich nicht. Ich glaube, dazu hat er gar keine Zeit.«
    »Jae-Hwa! Du schreckst meine Gäste ab! Wie lange bist du überhaupt in der Stadt? Hast du Lust, mit mir ins Café zu gehen?«
    Jae-Hwa zeigte ein breites Grinsen. »Ja, sehr gern. Lass uns ein bisschen tratschen!«
    »Ausgezeichnet. Ich bitte Fräulein Hong nur eben, den Empfang zu beaufsichtigen. Es dauert nur eine Minute.«
    Jae-Hwa lächelte und wirkte gleichzeitig, als würde sie den Atem anhalten. Mit ihren behandschuhten Fingern trommelte sie auf ihre Tasche, während die Freundin nach dem Zimmermädchen schaute. Doch Soo-Ja fand weder Fräulein Hong noch deren Besenwagen – und da fiel ihr auf, dass sie sie den ganzen Morgen noch nicht gesehen hatte. Tatsächlich waren auch einige Zimmer noch nicht gereinigt. Soo-Ja wollte gerade in den zweiten Stock laufen, um dort nach ihr zu schauen, als sie beschloss – aus einem Gefühl heraus, von dem sie hoffte, es würde sie trügen – , stattdessen in ihrem eigenen Zimmer nachzusehen.
    Als sie sich der Tür näherte, konnte sie die Stimme ihres Mannes hören. Er sprach in vertrautem Umgangston, ohne die Höflichkeitsform – io am Ende eines jeden Satzes, also wohl kaum zu einem Fremden.
    »Ich tue hier viel mehr, als die Leute denken. Heute war ich schon auf der Bank, um einige Schecks einzureichen. Und vorgestern habe ich ein paar Botengänge für Soo-Ja erledigt. Sie tut immer, als hätte sie die ganze Arbeit, aber das ist nur ein Teil ihrer Märtyrerrolle. Sie spielt einfach gern das Opfer.«
    Mit einem Ruck schob Soo-Ja die Tür auf. Und tatsächlich saß da Fräulein Hong und schaute ziemlich bestürzt drein, als sie Soo-Ja sah. Min hockte neben ihr auf dem Boden. Sie spielten gerade eine Partie Baduk, und es sah so aus, als würde Min gewinnen. Seine schwarzen Steine umzingelten Fräulein Hongs weiße auf dem Holzbrett. Oder war es umgekehrt, und Fräulein Hongs weiße Steine belagerten die schwarzen? Soo-Ja konnte das nie beurteilen, wenn sie auf ein solches Spielbrett schaute – da standen so viele Steine herum. Beide, Min und Fräulein Hong, schauten Soo-Ja an wie kleine Kinder, die bei etwas Verbotenem erwischt worden waren.
    »Halte bitte Fräulein Hong nicht von ihren Pflichten ab. Sie hat Wichtigeres zu tun als dich zu unterhalten«, sagte Soo-Ja kühl zu Min, bevor sie sich Fräulein Hong zuwandte und ihr erklärte, was sie in ihrer Abwesenheit am Empfang zu tun hatte.
    Als Soo-Ja wieder ging, legte sie ihre Maske aus Selbstvertrauen ab und spürte, wie ihre Wut an

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