Was dein Herz nicht weiß
was ist?«, fragte Soo-Ja besorgt.
»Nichts, nur … also, ich habe dich angeschwindelt. Ich habe dir gesagt, ich könnte dir das Geld nicht leihen, aber das ist nicht wahr. In Wirklichkeit wäre der Betrag, um den du mich gebeten hast, kaum der Rede wert.«
»Jae-Hwa, du brauchst dich nicht zu rechtfertigen. Es war falsch von mir, dich unter Druck zu setzen.«
»Nein, das stimmt nicht. Früher hast du mir immer Geld geliehen. Jedes Mal, wenn wir ausgingen, hast du bezahlt, und du hast das Geld nie zurückverlangt.«
»Es hat mir nichts ausgemacht, dir zu helfen«, sagte Soo-Ja, die mit der langen, beigefarbenen Telefonschnur spielte. Sie stellte sich Jae-Hwa am anderen Ende vor: Wahrscheinlich saß sie gerade in einem Kaschmirkostüm im Wohnzimmer auf ihrem Brokatsofa. »Ich habe es gern getan.«
»Soo-Ja, ich habe dir das Darlehen nicht gegeben, weil … nun, als ich dich besuchte und das Hotel sah und die kleinen Zimmer, in denen du mit deiner Familie wohnst … da dachte ich, du willst das Geld nicht, um es zu investieren, sondern schlicht und ergreifend, um über die Runden zu kommen.«
Soo-Ja fiel die Kinnlade herunter. »Jae-Hwa, ich bin zwar arm, aber nicht so arm. Und ich würde dich nicht anlügen.«
»Ich weiß. Aber ich habe gesehen, wie du angezogen warst, und dachte: Sie wird mir das Geld niemals zurückzahlen können. Und deswegen habe ich es dir nicht gegeben. Es tut mir leid.«
»Das braucht dir nicht leidzutun«, erwiderte Soo-Ja nur. In diesem Augenblick beschloss sie, dass sie Jae-Hwas Geld nicht wollte. Wofür hielt sie Soo-Ja eigentlich? Für eine Bettlerin? Selbst wenn Jae-Hwa angerufen hätte, um ihr das Zehnfache der Summe anzubieten, hätte Soo-Ja es nicht angenommen.
»Ich hoffe, das ändert nichts an unserer Freundschaft«, sagte Jae-Hwa.
»Natürlich nicht«, entgegnete Soo-Ja mühsam beherrscht. Sie würden niemals mehr Freundinnen sein. Der Klassenunterschied stand zwischen ihnen wie eine unüberwindliche Mauer.
Soo-Ja hielt den Telefonhörer in der Hand, war aber noch nicht in der Lage, die Nummer zu wählen. Jeden Moment würde sie Gi-yong Im anrufen und ihm mitteilen, dass sie es nicht geschafft hatte, das Geld für den Kauf der Parzelle aufzutreiben. Sie würde ihm danken, dass er ihr die zusätzliche Zeit eingeräumt hatte. Dann würde sie den Hörer einhängen, und alles wäre vorbei. Und eben weil es vorbei wäre – weil ihr die Hoffnung endgültig genommen und durch die Dornenkrone der Niederlage ersetzt würde – , zögerte sie mit dem Anruf.
»Ah, meine Lieblingskundin, Frau Soo-Ja Choi«, säuselte Gi-yong lebhaft. Er war immer im Verkaufsmodus – egal, ob es um ein Stück Land, eine Idee oder ein Gefühl ging. »Wie geht es Ihnen?«
»Gut. Das heißt, es könnte besser gehen. Darum rufe ich auch an«, erläuterte Soo-Ja und presste den Hörer fest gegen das Ohr. Ihre Hand ballte sich zur Faust.
»Wenn Sie Ihre Meinung geändert haben, ist es jetzt zu spät. Das Geld ist schon unterwegs auf mein Konto, und wenn es einmal dort angekommen ist, werden Sie es mir wohl kaum wieder aus den Fingern reißen können«, scherzte Gi-yong.
Soo-Ja konnte hören, wie er mit einem Bleistift auf seinen Schreibtisch klopfte. »Ja, das Geld. Es tut mir leid, aber ich habe es nicht zusammenbekommen. Deswegen rufe ich an. Um Ihnen zu sagen, dass Sie das Land an jemand anderen verkaufen können. Ich habe mein Bestes getan, aber es war nicht genug.«
»Frau Choi, das Land gehört Ihnen«, erwiderte Gi-yong ruhig. Sie konnte hören, wie er sich nach vorn beugte. Sie hatte seine Aufmerksamkeit erregt. »Ihr Geld ist unterwegs und die Verträge sind aufgesetzt. Ich dachte, Sie rufen an, um einen Termin für die Unterzeichnung zu vereinbaren.«
Soo-Ja war verwirrt. Es kam ihr vor, als hätte Gi-yong in einer fremden Sprache gesprochen, die sie erst langsam übersetzen musste, Wort für Wort. »Sagten Sie gerade ›Ihr Geld ist unterwegs‹?«
»Von Ihrem stillen Teilhaber«, erklärte Gi-yong jetzt ein wenig ungeduldig.
»Von meinem stillen Teilhaber?«
»Ja, und er ist so still, dass ich nicht einmal weiß, wer er ist. Das Geschäft wurde von seinem Finanzberater abgeschlossen. Er hat mich heute Morgen darüber informiert, dass er Ihnen einen Kredit einräumen würde, und jetzt ist alles in trockenen Tüchern.«
Es gab nur einen einzigen Menschen, der das für sie tun würde. Yul, du sturer Bock. Wie oft muss ich dir noch sagen, dass ich dein Geld nicht will?
»Herr Im, ich
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