Was dein Herz nicht weiß
fürchte, da ist ein Fehler passiert«, erklärte Soo-Ja mit Bitterkeit in der Stimme. »Bitte stornieren Sie das Geschäft. Sofort.«
»Seien Sie doch nicht dumm! Sie wollten das Land so sehr, und jetzt gehört es Ihnen!«, erwiderte Gi-yong übermütig. Soo-Ja konnte die Federn seines Ledersessels quietschen hören, als er sich zurücklehnte.
»Herr Im!«
»Schicken Sie morgen Ihren Mann vorbei, damit er den Vertrag unterschreiben kann. Obwohl ich es natürlich vorziehen würde, wenn Sie persönlich kämen.« Er versuchte nicht, die Lüsternheit in seiner Stimme zu verbergen. »Ich kann mir vorstellen, dass Sie den Vertrag lieber selbst und mit ihrem eigenen Namen unterzeichnen würden, aber ich weiß, dass Sie klug genug sind, ihren Mann nicht das Gesicht verlieren zu lassen.«
»Herr Im! Ich meine es ernst. Dieses Geld … «
»Oh, bevor ich es vergesse«, unterbrach sie Gi-yong, »ihr stiller Teilhaber bat mich, Ihnen etwas auszurichten. Er möchte betonen, dass es nur ein Darlehen ist und Sie es ihm zurückzahlen müssen.«
Soo-Ja schloss die Augen und versuchte, diese Information zu verarbeiten. Yul wusste, dass er sie nur auf diese Art dazu bewegen konnte, seine Hilfe anzunehmen. Aber ich hätte lieber den Mann als das Geld. Kann ich nicht tauschen?
»Jedenfalls bin ich überrascht, dass Sie es geschafft haben. Sie versprachen, am Ende des Monats wiederzukommen, und das haben Sie wahrgemacht, sogar drei Tage früher. Jetzt sind Sie vielleicht an einigen Gerüchten interessiert, die im Rathaus herumschwirren: Ursprünglich hatte ich ja gedacht, sie würden das Land vielleicht in fünfzehn oder zwanzig Jahren bebauen. Und danach wurden die Parzellen auch bewertet. Aber … es gibt da ein paar Gerüchte.«
»Was für Gerüchte?«, fragte Soo-Ja und zog die Stirn kraus.
»Darüber kann ich nicht reden«, antwortete Gi-yong mit gedämpfter Sti mme. »Ich möchte keine falschen Hoffnungen wecken, falls es nicht so kommen sollte. Aber die Leute werden so langsam unruhig. Neuwahlen sind unvermeidbar, und der Präsident steht unter gewaltigem Druck, sich stär ker für die Städte einzus etzen. Diese Saemaul-undong- Bewegung, die etwas für die ländlichen Gebiete tun will, ist ja schön und gut, aber die Regierung kann nicht erwarten, dass die Leute sich von der Stadt fernhalten. Sie kennen ja die Redensart: ›Wenn du einen Sohn hast, schick ihn nach Seoul.‹«
»Das klingt vielversprechend«, entgegnete Soo-Ja und hörte die Untertreibung in ihrer eigenen Stimme.
Gi-yong lachte. »Ach übrigens: Verraten Sie mir, wer Ihr stiller Teilhaber ist?«
Soo-Ja schluckte. »Auf Wiedersehen, Herr Im.«
Behutsam klopfte Soo-Ja an Yuls Tür. Als sie keine Antwort bekam, zögerte sie erst und zog dann ihren Generalschlüssel hervor. Das Zimmer war dunkel und leer. Yul war fort, und mit ihm sein Gepäck. Bevor sie begriff, was geschehen war, stand Hana vor ihr. Ihre Tochter berührte sie sanft am Arm, und als Soo-Ja in ihr ovales Gesicht schaute, sah Hana sie durchdringend an.
»Sie haben vor ein paar Stunden das Hotel verlassen«, sagte Hana.
»Sie sind gegangen?«, fragte Soo-Ja, während sie die Leere des Zimmers in sich aufnahm.
»Ja. Yul hat das hier für dich hinterlassen.«
Hana gab ihrer Mutter einen Zettel. Als Soo-Ja ihn auseinanderfaltete, las sie die Worte: Vergiss mich nicht. Zitternd legte sie den Zettel wieder zusammen, während Yuls Worte sich in ihre Haut brannten.
Als sie gemeinsam das Zimmer verließen, bemerkte Soo-Ja, dass Hana bestürzt wirkte. Sie fragte sich, wie viel ihre Tochter über Yul und sie wusste. Kinder, so glaubte Soo-Ja, hatten einen siebten Sinn, was solche Dinge betraf. Sie musste sich eine Erklärung ausdenken, um Hana davon abzuhalten, zu ihrem Vater zu gehen. Zugleich aber sollte diese Erklärung die Wunde daran hindern, eine Narbe bei ihrer Tochter zu hinterlassen, und sie sollte Hana dazu bringen, ihrer Mutter eine Tat zu vergeben, die sie nicht begangen hatte.
»Ich bin froh, dass er weg ist«, erklärte Hana. »Ich mag ihn nicht.«
»Warum magst du ihn denn nicht?«, fragte Soo-Ja behutsam.
»Er hat seine Frau betrogen«, erklärte Hana. Soo-Ja merkte, dass die Worte ihrer Tochter zwar eine Anklage, zugleich aber auch ein vorsichtiges Vorantasten waren.
»Nein, das stimmt nicht«, widersprach Soo-Ja und beschloss, nicht so zu tun, als wüsste sie nicht, worauf Hana anspielte. »Er war ihr immer treu.«
»Er ist ein schlechter Mensch«, beharrte Hana.
»Das ist
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