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Was dein Herz nicht weiß

Was dein Herz nicht weiß

Titel: Was dein Herz nicht weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Park
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und es war schön, in die Massen einzutauchen. Alle vier hatten sich schick zurechtgemacht: Eun-Mee trug ihren braunen Pelzmantel, Soo-Ja einen marineblauen Pullover mit tiefem Ausschnitt und eine Kamelhaarjacke. Sowohl Yul als auch Min hatten knielange Mäntel an, Yul einen dunkelblauen, Min einen grauen mit winzigen weißen Punkten. Die Frauen gingen vor den Männern, und einmal hakte sich Eun-Mee sogar bei Soo-Ja unter und lächelte sie schalkhaft an wie eine kleine Schwester.
    Das Wiedersehen mit Yul war wie ein unerwartetes Geschenk. Soo-Ja hatte nicht geglaubt, es so bald zu bekommen – wenn überhaupt. In Yuls Augen lag dieselbe bittersüße Freude wie sonst auch. Hier waren sie also, Figuren in einem seltsamen Pas de deux, und wechselten die Partner wie in einer Tanzdarbietung. Soo-Ja traute Eun-Mee nicht über den Weg, aber es gefiel ihr, wie sie zu viert durch die Straßen liefen – es war so alltäglich. Andere Paare machten das wohl immerzu, dachte sie; sie gingen zusammen in Cafés und Restaurants, die Männer sprachen über die Arbeit, die Frauen über ihre Gesundheit. Irgendwie war sie Eun-Mee sogar dankbar, dass sie ihnen die Gelegenheit dazu gab, gemeinsam etwas zu unternehmen. Anscheinend hatte sie beschlossen, dass sie doch alle Freunde waren, und Soo-Ja spielte das Spiel bereitwillig mit.
    Nach etwa zehn Minuten sahen sie eine Menschenmenge, die sich um eine improvisierte Bühne am Eingang zum Park drängte. Darauf standen vier Janggo -Musiker, die traditionelle Dorfmusik machten und Erntedanklieder sangen. Sie spielten so laut, dass man an ein Urvolk denken musste, und ihre Trommelschläge wirkten wie ein altes religiöses Ritual. Die modernen Betongebäude im Hintergrund störten das Bild dabei kaum. Die Männer trugen die bekannten Janggo-Kostüme: schwarze Gewänder mit gelben Schärpen und roten Gürteln, alles aus Seide, dazu weiße, weite Hosen, die zu ihren weißen Stirnbändern passten. Einer von ihnen hatte ein Becken vor sich stehen, ein anderer bediente den Gong. Die beiden anderen saßen hinter großen Trommeln, von denen die eine aussah wie eine Sanduhr, die andere wie ein Fass.
    Soo-Ja fragte sich gerade, ob ihre Begleiter stehen bleiben und den Musikern zuhören würden. Da lief Eun-Mee auch schon los und stürzte sich wie ein aufgeregtes Kind in die Menge, als könnte sie es nicht erwarten, näher an die Bühne heranzukommen. Min folgte ihr. Soo-Ja war erstaunt, dass Eun-Mee sie mit Yul alleine ließ, begriff dann aber, dass Eun-Mee ja nicht wusste, dass Min ihr hinterhergelaufen war. Soo-Ja blieb stehen, wohl wissend, dass Yul direkt hinter ihr stand. Sie musste sich nicht umdrehen, um seinen vertrauten Geruch wahrzunehmen und die Kraft zu spüren, die sie zu ihm hinzog.
    Yul legte ihr die Hand auf den Rücken, und sie schloss die Augen, während die Trommeln in ihr vibrierten. Jeder Schlag war wie eine Warnung, wie eine Aufforderung, loszulaufen. Die Klänge waren so laut wie Felsbrocken, die einen Berg hinabstürzten – Musik für die Götter. Sie öffnete die Augen und hielt Ausschau nach Eun-Mee, die jeden Moment zurückkommen konnte. Soo-Ja wusste, dass sie Yul hätte bitten müssen, seine Hand wegzunehmen, aber sie konnte es nicht. Der Schatten kann den Baum nicht fortschicken.
    Auch Min war nirgends zu sehen. Soo-Ja lauschte den Trommeln und sah zu, während die Musiker ihre Hände wie Zauberer über die Instrumente fliegen ließen. Nach einer plötzlichen Pause erklang ein vierstimmiger Gesang, dann setzten die Trommeln wieder ein und wurden lauter. Sie spielten erst absolut synchron und dann gegeneinander, als würden sie um die Wette trommeln. Man glaubte beinahe, die Musik selbst besäße eine Gestalt, für die die Künstler eine Choreographie schufen.
    Yuls erstaunlich warme Finger strichen über Soo-Jas Hand, und sie zuckte zusammen. Beide schauten starr geradeaus; die Menschenmenge verdeckte ihre Hände. Yul drückte den Mittelfinger zärtlich gegen ihre Handfläche, grub sich beinahe hinein. Soo-Jas Finger schlossen sich um ihn wie die trompetenförmigen Blütenblätter einer gelben Forsythie, die sich einrollen, wenn der Wind weht, und wieder öffnen, wenn die Sonne scheint.
    Auf der Bühne erreichte die Musik einen neuen Höhepunkt, und die Gesänge schwollen an. Die Musiker pausierten ein oder zwei Sekunden, nachdem sie einen einzelnen, scheinbar abschließenden Ton getrommelt hatten. Die Menge johlte, und einige begannen zu applaudieren. Aber gerade, als

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