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Was dein Herz nicht weiß

Was dein Herz nicht weiß

Titel: Was dein Herz nicht weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Park
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wissen.
    »Seit sie aus den Flitterwochen zurückgekommen sind. Ständig ist er besoffen, und dann beschimpft er sie. Babo. Byeongsin «, murmelte Soo-Jas Mutter. Sie zog fest an ihrer Zigarette und stieß eine große Rauchwolke aus. Dann stellte sie das Radio an, und die klagende Stimme einer alten Frau erfüllte das Zimmer mit einer Ballade.
    Mein Bruder, der Musiker, ist so gemein zu mir!
    Immer reizbar, immer in Eile, immer verlogen.
    Warum musst du mir mein Essen stehlen?
    Du stiehlst mein Fleisch und lässt mir nur die Sojabohnen!
    Warum lässt du mich stundenlang allein?
    Als lebte ich mit einem Landstreicher.
    Soo-Ja erinnerte sich daran, wie sie Jae-Hwa kennengelernt hatte. Damals war sie acht Jahre alt gewesen. Die füllige Jae-Hwa war neu in ihrer Schule und hatte mittags allein in einem Verschlag in der Toilette gegessen. Als Soo-Ja das bemerkte, überredete sie Jae-Hwa, sich neben sie an den Tisch zu setzen. Bald waren die beiden unzertrennlich, und Soo-Jas Vater bezeichnete Jae-Hwa scherzhaft als Duljjae Ttal , Tochter Nr. 2.
    »Ich muss Jae-Hwa helfen«, sagte Soo-Ja zerstreut und überlegte, wie sie das anstellen könnte.
    »Nein. Halt dich da raus, Soo-Ja«, erwiderte die Mutter scharf. »Es ist ihr Leben.«
    »Wir müssen es Jae-Hwas Eltern erzählen.«
    »Sie wissen es«, widersprach die Mutter.
    »Und was werden sie tun?«, wollte Soo-Ja wissen.
    »Das, was alle Eltern tun. Den Kopf in den Sand stecken und nicht darüber reden.« Als hätte die Mutter die Gedanken ihrer Tochter gelesen, fügte sie hinzu: »Und es wäre schrecklich unhöflich, wenn jemand ihnen gegenüber das Thema ansprechen würde. Dann würden sie für den Rest ihres Lebens das Gesicht verlieren.«
    »Was ist mit der Polizei?«
    »Die Polizei würde nie in Privatangelegenheiten eingreifen.«
    »Aber irgendetwas muss man doch tun!«, rief Soo-Ja.
    Ihre Mutter schüttelte den Kopf und drückte ihre Zigarette in einem runden, silbernen Aschenbecher aus. »Schau, wie du dich aufregst. Und wo warst du, als Jae-Hwa damals bei dir war? Warum meinst du, ist sie gekommen? Um sich ein paar Chilischoten zu borgen?«
    »Ich kann nicht, Soo-Ja. Ich habe schon mit meinen Eltern gesprochen. Sie denken, ich sollte hierbleiben«, sagte Jae-Hwa mit beinahe zitternder Stimme. Soo-Ja saß neben ihr auf dem Boden, mitten in dem kleinen, fensterlosen Zimmer. Obwohl es ähnlich aussah wie in ihrem eigenen Schlafzimmer – rosa Matten und Kissen, Papierrollen mit Kalligraphie an den Wänden, ein großer Perlmuttschrank mit Bildern von Kranichen –, wirkte die Umgebung beklemmend, als würde das Zimmer während der Nacht Jae-Hwas Unglück aufsaugen und es nun am Tage wieder ausstoßen.
    »Hier bleiben bei einem Verrückten? Was ist das denn für ein Rat?«, fragte Soo-Ja und konnte ihren Ärger nicht verhehlen.
    »Ich habe auch mit meinen Brüdern und Schwestern geredet. Sie haben Angst, meine Eltern zu beleidigen, wenn ich zu ihnen ziehen würde. Ich kann also nirgends hin«, erklärte Jae-Hwa.
    »Dann wohnst du halt bei meinen Eltern.«
    Jae-Hwa schüttelte den Kopf. »Soo-Ja, du weißt, wie die Leute eine getrennt lebende Frau behandeln. Niemand würde mehr eine Tasse Tee mit mir trinken oder mir auch nur in die Augen schauen. Es wäre schrecklich, eine Art Ausgestoßene zu sein.«
    Soo-Ja lehnte sich enger an Jae-Hwa und griff nach ihren Armen. Dann krempelte sie den Pullover hoch, sodass sie die Haut ihrer Freundin sehen konnte, und zuckte zusammen. Jae-Hwas Arme waren mit violetten und grünen Blutergüssen bedeckt.
    »Wann kommt Chul-Moo zurück?«, wollte Soo-Ja wissen.
    Bevor Jae-Hwa antworten konnte, fiel die Eingangstür krachend ins Schloss und sie erstarrten. Jae-Hwas Ehemann war gekommen. Er schob die Tür zu ihrem Zimmer auf und schaute die Frauen an. Noch immer trug er die weiße Baumwollmaske über dem Mund. Soo-Ja sah die Furcht einflößende Brutalität in seinen Augen, wollte sich aber keine Angst einjagen lassen.
    »Sag deiner Frau Auf Wiedersehen. Sie packt gerade, um ein paar Tage bei meinen Eltern zu bleiben«, erklärte Soo-Ja mit höflicher Stimme, die gleichzeitig deutlich machte, dass diese Angelegenheit nicht verhandelbar war.
    Hinter ihr griff Jae-Hwa nach einer wattierten Bettdecke und breitete sie auf dem Boden aus. Dann begann sie, ihre Kleider darauf zu legen, wobei sie genug Platz nach außen ließ, um später die Ecken zusammenbinden zu können.
    »Jae-Hwa, komm her und massier mir den Nacken«, rief Chul-Mo, ohne

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