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Was dein Herz nicht weiß

Was dein Herz nicht weiß

Titel: Was dein Herz nicht weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Park
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hing. Hanboks waren ihrer Meinung nach nur noch etwas für Hausangestellte und alte Leute. Westliche Mode war jetzt der letzte Schrei, besonders der amerikanische und französische Stil: Miniröcke, leuchtende Farben, goldene Pailletten und Muster, die von der Folkmusik inspiriert waren.
    Gi-yong hatte vorgeschlagen, sich direkt bei der Parzelle zu treffen, einer unfruchtbaren Wüste aus Felsen und ausgedörrter Erde, einem braunen und gelben See, so leblos wie Stroh. Über ihnen wölbte sich ein klarer, blauer Himmel, und neben der Parzelle verlief der Fluss, in dem der Himmel sich spiegelte. Sie entdeckte Gi-yong in seinem schweren wollenen Trenchcoat, schwarzen Lederhandschuhen und einer weißen Maske, die sein Gesicht warm halten sollte. Soo-Ja schätzte ihn auf Ende vierzig, obwohl sein Haar noch schwarz glänzte. Es fiel ihr nicht leicht, das Alter von Männern einzuschätzen, da deren Gesichter oft relativ glatt wirkten. Ihren Status dagegen konnte sie viel schneller beurteilen, denn mächtige Männer in Seoul traten niemals bescheiden auf.
    Das Land war trostloser, als sie erwartet hatte. Die nächsten Gebäude waren kilometerweit entfernt. Niemand hatte Interesse, hier zu bauen, und damit war das Land wertlos. Alle Bautätigkeit erfolgte auf der anderen Seite des Flusses, in Gangbuk. Man war sich einig, dass dies die Richtung war, in die Seoul vermutlich weiterwachsen würde – wenn es überhaupt noch wachsen konnte und das maximale Aufnahmevermögen nicht schon erreicht war. Zudem war der Präsident sehr daran interessiert, die ländliche Umgebung zu fördern, um diese Gebiete attraktiver zu machen. Wäre er damit erfolgreich, würde sich der stetige Zuzug in die Hauptstadt bald abschwächen. Aber darin lag natürlich der Reiz des Investierens. In fünf oder zehn Jahren konnte dieses Land zehntausend Won oder gar zehn Millionen Won wert sein.
    Als Soo-Ja auf Gi-yong zuging, griff Min nach ihrem Arm und hielt sie zurück. Einen Augenblick lang glaubte sie, er wollte ihr äußeres Erscheinungsbild prüfen. Also nahm sie ihren roten Schal vom Kopf und wickelte ihn sich um den Hals. Sie wollte ja nicht aussehen, als wäre sie gerade dem Bus aus Sigol entstiegen. Aber stattdessen warf Min ihr einen ernsten Blick zu und schüttelte sanft den Kopf.
    »Gehen wir besser nach Hause, Soo-Ja«, sagte Min. »Das ist nichts für uns. Meoggo-salja. «
    Soo-Ja schaute ihn an und musste ihre Enttäuschung unterdrücken. Das Sprichwort, das Min zitiert hatte, bedeutete wörtlich: »Iss und lebe«, oder mit anderen Worten: Sei zufrieden, wenn du genug zu essen hast, denn das reicht. Es war eine alte Redensart, die von vielen Leuten beherzigt wurde. Aber einfach nur satt zu sein war nicht genug für Soo-Ja. Überall um sich herum sah sie, wie die Leute über Nacht reich wurden, so wie die Besitzer und Geschäftsführer des großen Elektronikherstellers Chaebols .
    Soo-Jas Nation war im Umbruch. Die Bauern plagten sich den ganzen Tag auf den Reisfeldern und kehrten jeden Abend in ihre strohgedeckten Hütten zurück. Die Männer und Frauen aus Seoul (und auch die aus ihrer Heimatstadt Daegu) dagegen zogen in Apartment-Gebäude, die im westlichem Stil erbaut worden waren und die sogar – und das wäre zehn Jahre zuvor undenkbar gewesen – Spielplätze für die Kinder und hell erleuchtete, klimatisierte Einkaufszentren in der Nachbarschaft boten.
    »Das sieht nicht nach einer guten Anlage aus«, fuhr Min fort. »Wer sollte denn hier bauen wollen? Das Grundstück liegt zu nah am Fluss, und es gibt kilometerweit keine Häuser.« Min wies auf das weite, offene Land um sie herum und auf die Felder mit ihrer ausgetrockneten, kargen Erde.
    Soo-Ja bemerkte, dass Gi-yong in ihre Richtung schaute und auf sie wartete. Aber sie wusste, dass sie dieses Gespräch mit Min noch führen musste. Sie trat einen Schritt auf ihren Mann zu und sprach leise, sodass Hana sie nicht hören konnte. »Selbst wenn ich einen Menschen aus der Zukunft anschleppen würde, der uns bestätigt, dass wir reich werden, selbst wenn ich dir einen Laborbericht zeigen würde, der beweist, dass unter dieser Erde Gold liegt, würdest du es mir noch immer nicht erlauben und Nein sagen. Habe ich da nicht recht?«
    Hana, die sie still beobachtet hatte, deutete in die Richtung hinter ihnen. Sie sahen, dass Gi-yong auf sie zukam, da er offenbar keine Lust mehr hatte, noch länger zu warten. Soo-Ja wandte sich von Min ab und schöpfte tief Atem. Sie versuchte, den Ärger aus

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