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Was dein Herz nicht weiß

Was dein Herz nicht weiß

Titel: Was dein Herz nicht weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Park
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lassen, und selbst wenn sie einen Richter fanden, der ihnen gewogen war, so bestimmte immer der Ehemann die Modalitäten der Scheidung, und dazu gehörte auch das Sorgerecht für die Kinder.
    »Warum willst du, dass wir zusammen bleiben?«, gab Soo-Ja zurück, obwohl sie die Antwort schon kannte. Sie wusste, wie sehr Min sie brauchte. Sie war sein Rettungsanker. Sie hatte ihm Liebe geschenkt, wenn auch nur widerstrebend oder versehentlich, und weil er zuvor nie welche bekommen hatte, konnte er sie jetzt nicht gehen lassen, so wie ein Kind, das sich an seine Mutter klammert. Sie waren beide nicht glücklich in ihrer Ehe, aber Soo-Ja war naiv gewesen, als sie annahm, auch Min wollte dieses Unglück hinter sich lassen – war die andere Option für ihn doch viel schlimmer. Aber als Min jetzt nickte, war Soo-Ja beruhigt und dachte, vielleicht wäre dieses sanfte Nicken das, was sie am ehesten von ihm im Gedächtnis behalten würde. Sie erhob sich, bereit, das Lokal, Min und ihre Ehe zu verlassen. »Auf Wiedersehen.«
    Plötzlich packte Min sie am Arm. Das Pfeifen eines Kessels durchschnitt die Luft, und die Köchin fluchte, während sie das kochende Wasser von der Herdplatte wischte. »Du kannst gehen, Soo-Ja. Aber Hana kannst du nicht mitnehmen«, sagte Min und stand quälend langsam auf, bis er schließlich neben ihr stand.
    Soo-Ja erstarrte. In Mins Augen sah sie nichts als Leere.
    Sie standen so nah voreinander wie Verliebte, ihre Körper klebten beinahe aneinander. »Du kennst doch das Gesetz, oder?«, fragte Min.
    »Das Gesetz?«, wiederholte Soo-Ja so leise, dass sie ihre eigenen Worte kaum hören konnte.
    »Der Mann behält die Kinder«, erklärte Min. Er fixierte sie mit dem einschüchternden Blick eines Richters, der eine Gefangene verurteilt. Es war, als wüsste Min genau, dass er ihr Schicksal in der Hand hielt.
    »Du hast doch nicht ein einziges Mal Hanas Windeln gewechselt. Du hast sie nie gebadet«, wandte Soo-Ja ein und versuchte, die Wut, die in ihr aufwallte, zu ersticken. Mins Hand lag noch immer auf ihrem Arm.
    »Meine Mutter kann sich um sie kümmern«, erklärte Min so beiläufig, als ginge es um einen Babysitter für einen Wochenendausflug.
    Soo-Ja musste sich beherrschen, um nicht loszuweinen. Ihre Hände zitterten leicht. »Das würdest du nicht wagen«, stieß sie hervor.
    »Ich werde niemals zulassen, dass du Hana behältst«, sagte Min. »Du wirst sie nie wiedersehen.«
    »Min, du kannst doch eine andere Frau heiraten und mit ihr Kinder haben, einen Jungen.«
    Min schüttelte den Kopf. »Ich glaube kaum, dass ich noch einmal so eine Partie mache. Also, wenn du Hana nicht verlieren willst, bleib bei mir.«
    Soo-Ja hatte das Gefühl, in einen Abgrund zu stürzen. »Du würdest mir Hana wirklich wegnehmen?« Die Verzweiflung in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
    »Wenn das der einzige Weg ist, dich zu behalten, ja.«
    Soo-Ja nickte. Ihr Magen schmerzte so sehr, dass sie beinahe in Ohnmacht fiel. Sie erschauerte, als er die Arme um sie legte und sie aus dem Restaurant führte. Zu Hause warteten die Schwiegereltern.

TEIL DREI
    Pflaumenblüte
    Neun Jahre später
    Seoul
    1972

10
    Das alles könnte mir gehören, dachte Soo-Ja, als sie durch die leeren Felder von Gangnam südlich des Hangang-Flusses spazierte. Min und Hana folgten ihr. Es war ein kalter Freitagmorgen im Frühwinter, und Soo-Ja war unterwegs, um einen Bauunternehmer zu treffen, der ihren Vater kannte. Gi-yong Im verkaufte Landparzellen in noch unterentwickelten Teilen von Seoul, und Spekulanten (oder Möchtegern-Spekulanten wie sie) kauften und verkauften dieses Land, um einen Gewinn zu machen. Die Verabredung mit Gi-yong war ihr erstes richtiges Geschäftstreffen. Eigentlich hätte sie deswegen aufgeregt sein sollen, doch sie war freudig erregt. Es war Min, der schwitzte. Er hatte wiederholt gefragt, ob er nicht mit Hana zu Hause bleiben könnte. Soo-Ja wäre tatsächlich lieber allein gegangen, aber sie wusste, dass der Bauunternehmer niemals mit ihr als Frau ein Geschäft abschließen würde. Sie musste so tun, als wäre sie nur ein Anhängsel und Min in Wirklichkeit derjenige, der investieren wollte.
    Soo-Ja hatte Min einen eleganten braunen Anzug mit körperbetontem Schnitt herausgelegt, der ihm breite Schultern und ein schmales Profil verlieh. Sie selbst trug eine gelbe Seidenbluse mit Rüschenbesatz entlang der Knopfleiste und eine lange Perlenkette, die ihr bis zur Taille reichte und gerade über ihre rote Polyesterhose

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