Was dein Herz verspricht
beim Stadthaus an, als erste Sonnenstrahlen die grauen Regenwolken durchbrachen.
Pendergass brachte sie in den Salon. »Ich werde Seiner Lordschaft sagen, daß Ihr da seid.«
Nicholas erschien wenige Minuten später. »Elizabeth...« Er sprach ihren Namen leise und zögernd aus, sein Gesichtsausdruck war unbewegt, doch schon lag sie in seinen Armen. »Du solltest nicht hier sein«, flüsterte er an ihrem Ohr. »Du solltest überhaupt nicht in meine Nähe kommen. Auch gestern hätte ich dich nach Hause schicken sollen.«
Elizabeth schaute in sein geliebtes Gesicht. »Ich sehe nicht ein, was das jetzt noch ausmachen soll. In den Zeitungen stand die Wahrheit über uns, und inzwischen wird es ganz London wissen.«
Er seufzte. »Unglücklicherweise stimmt das.« Er beugte den Kopf und küßte sie. »Mein Gott, du warst nur ein paar Stunden weg, und schon kommt es mir vor, als ob Tage vergangen wären.« Er küßte sie noch einmal leidenschaftlich und ausdauernd. »Ich begehre dich schon wieder.« Er knabberte an ihrem Hals und drückte seine Lippen warm auf die Stelle, wo ihr Puls raste. »Rand ist da«, sagte er zwischen sehnsüchtigen, zarten Küssen. »Er wartet mit Sir Reginald in meinem Arbeitszimmer.«
Elizabeth machte sich los und errötete. »Du hast das Haus voller Besucher und stehst hier rum und küßt mich?«
Er griente leicht. »Ich denke, ich hätte es dir vorher sagen sollen, aber es hat gerade so viel Spaß gemacht.«
»Du bist wirklich verrucht! Das gehört mit zu den Dingen, die ich am meisten an dir liebe.«
Sein Lächeln schien etwas zu verblassen. Das Wissen darum, daß sie ihn liebte, bereitete ihm offenbar Unbehagen. Das wird sich noch ändern, sagte sie sich, aber trotzdem machte sie sich Gedanken. Jetzt nahm er ihre Hand und ging mit ihr zu seinem Arbeitszimmer, so daß sie abgelenkt wurde.
»Wenn Beldon hier ist, muß irgend etwas passiert sein.«
Nicholas nickte. »Einer der Detektive hat einen Bericht abgeliefert. Offensichtlich hat Viscount Kendall doch nicht eine ganz so weiße Weste, wie er uns glauben machen will.« Er machte die Tür zum Arbeitszimmer auf, und die beiden Männer darin standen eilig auf und begrüßten sie höflich.
»Ich wollte nicht unterbrechen. Nicholas sagte etwas von Neuigkeiten?«
»Richtig«, sagte der Herzog. »Es hat den Anschein, als hätten Lady Ravenworth und der Viscount in letzter Zeit häufiger Schwierigkeiten miteinander gehabt. Die Bediensteten sagen sogar, am Tag des Mordes hätten sie einen heftigen Streit gehabt, und das nicht zum erstenmal.«
»Ja«, stimmte Sir Reginald zu. »Einer der Lakaien hörte ihn am Tag des Mordes Drohungen ausstoßen.«
Elizabeth’ Herz machte einen hoffnungsvollen Satz. »Dann ist vielleicht Kendall der Mörder.«
»Möglich«, sagte Nicholas. »Aber unglücklicherweise hat er ein sehr gutes Alibi. Der Eigentümer des Wirtshauses hat ihn mehrere Stunden bei sich beobachtet. Wenn wir nicht herausfinden, daß er den Mann vielleicht dazu gebracht hat, die Wahrheit zu verdrehen, sind wir nicht besser dran als vorher.«
Elizabeth biß sich auf die Unterlippe. Irgendwie schien jeder Hoffnungsstrahl sofort von einer dunklen Wolke verschluckt zu werden. Sie sah Nicholas nachdenklich an. Sie wollte ihren Verdacht über Oliver Hampton zum Ausdruck bringen. Jeder Aspekt war wichtig, aber was würden die anderen denken?
»Du runzelst die Stirn?« sagte Nicholas sanft. »Wenn du etwas sagen möchtest, Elizabeth, solltest du das unbedingt tun.«
Sie bemerkte die Müdigkeit um seine Augen und die Anspannung in den Linien auf seiner Stirn. »Lord Bascomb ist bei mir gewesen.«
»Bascomb? Der Hurensohn hat die Stirn besessen, dich in deinem Haus aufzusuchen?«
»Ich wollte dich nicht beunruhigen. Ich habe es nur erwähnt, weil... ich weiß, daß du dies kaum glauben wirst, aber...«
»Sprich weiter, was hat Bascomb diesmal gemacht?«
»Vielleicht hat er die Gräfin ermordet?«
»Was!«
Rand beugte sich in seinem Sessel vor. »Mir ist klar, daß die Sache wirklich sehr beunruhigend ist, Elizabeth. Wir suchen alle nach Antworten, aber einen Mann des Mordes zu beschuldigen -«
»Ich weiß, daß es unglaublich klingt. Aber er hat da eine Bemerkung fallenlassen.« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, nicht direkt. Es war eher die Art, wie er es sagte. Auf jeden Fall hat es mich hellhörig gemacht.«
Ihr Blick wandte sich zu Nicholas. »Nichts, was er über uns herausgefunden hat, konnte seine Besessenheit beenden, nein, er
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