Was dein Herz verspricht
Fleisch, klammerte sich wild an ihn, weil sie das Gefühl hatte, sie würde zerspringen, wenn sie ihn losließ. Ein gleißender Höhepunkt explodierte in ihr, und die Lust war so immens, daß sie einen Augenblick lang vergaß zu atmen.
Dann schwebte sie langsam wieder abwärts, zurück ins Bewußtsein, hielt sich an Nicholas fest, spürte seine Lippen an ihrer Wange, einem Ohrläppchen, ihrem Hals.
»Alles in Ordnung?« fragte er zärtlich und ließ sie langsam wieder herunter, bis ihre Satinschuhe den Boden berührten.
Elizabeth lächelte, aber innerlich bebte sie noch. Nicholas hielt sie im Arm. Er hatte sie geliebt! »Mir geht’s gut.« Aber es ging ihr nicht wirklich gut. Sie wußte nicht so recht, was sie überhaupt spürte, begann langsam die Musik aus der Ferne wieder zu hören, Stimmengemurmel. Sie wandte den Kopf zum Haus, sah aber nur das Schimmern der kerzenbeleuchteten Fenster durch die dichte, grüne Dunkelheit des Gartens. Sie glättete ihre Röcke, strich ihr Haar nach hinten. »Was... was tun wir jetzt?«
Nicholas zögerte nicht, sondern nahm ihre Hand und hob sie zu seinen Lippen. »Wir gehen nach Hause.« Er strebte auf das seitliche Gartentor zu und zog Elizabeth hinter sich her, doch sie leistete Widerstand, so daß er stehenbleiben und sich umdrehen mußte.
»Nicholas?«
»Ja, Liebes?«
»Wenn wir zurück sind, wage nur nicht zu sagen, es täte dir leid.«
Seine Mundwinkel hoben sich. Sein Lächeln war warm und zärtlich, voller Gefühle, an die sie nicht zu denken wagte. »Ich bin es leid, daß es mir immer leid tun muß. Wenn ich an dich denke und die Art, wie wir zusammen sind, kann es mir einfach nicht mehr leid tun.«
Elizabeth warf sich in seine Arme, und er küßte sie schnell und hart. »Wir müssen gehen«, sagte er sanft. »Es geht nicht an, daß uns jemand sieht.«
»Nein... das geht wirklich nicht an.« Zum erstenmal wurde ihr klar, welchen Schritt sie gerade gewagt hatte. Sie fragte sich, ob das Nicholas wohl auch klar war, denn auf dem Weg zurück zum Stadthaus wurde er stiller und stiller.
Die Furcht begann an ihr zu nagen. Vielleicht hatte sie seine Gefühle mißverstanden und mehr aus seinem Begehren herausgelesen, als es wirklich war. Vielleicht war sie ihm nur eine willkommene Abwechslung gewesen. Schließlich war er der »Verruchte Graf« und außerdem ein verheirateter Mann. Es gab keine Zukunft für sie.
Sie wußte nicht, was sie glauben sollte, und solange Nicholas nichts sagte, um ihr Sicherheit zu geben, würde sich das auch nicht ändern. Sie fühlte sich, als wäre sie wieder genau an derselben Stelle, wo sie nach ihrer ersten Liebesnacht gewesen war.
Und diesmal fühlte sie sich noch verwirrter als zuvor.
13
Rachael Warring, die Gräfin von Ravenworth, drehte sich auf dem tiefen Federbett in ihrem Schlafzimmer in Castle Colomb auf den Rücken. Das Zimmer war luxuriös in mauvefarbener Seide eingerichtet, die Bettvorhänge einen Ton heller als die Gardinen. An einer Seite stand ein hoher, vergoldeter Cheval-Spiegel, den sie extra so geneigt hatte, daß man darin sah, was im Bett vor sich ging.
»Es tut mir leid, mein Schatz, aber es ist Zeit zu gehen.« Sie schaute auf die Zeiger der Ormolu-Uhr auf dem schwarzen Marmorkaminsims. »Es ist bald zwölf.« Sie warf ihm ein Katzenlächeln zu. »Mein lieber Ehemann muß in weniger als einer Stunde kommen, und ich bin so kaum in der Lage, ihm entgegenzutreten.« Sie ließ einen Finger über den Rücken ihres Liebhabers wandern. »Außer du möchtest gern, daß ich ihn nackt begrüße.«
Greville Townsend, Viscount Kendall, richtete sich auf einen Ellbogen auf. Mit seinem hellbraunen Haar und nußbraunen Augen war er ein gutaussehender, viriler Mann, größer als der Durchschnitt, gut gebaut, und zwei Jahre jünger als Rachael.
»Das ist das letzte, was ich will, und du weißt es. Je weniger du mit deinem verdammten Mann zu tun hast, um so besser.« Er zog sie zu sich herunter und begann ihren Hals zu küssen und an ihrer weichen Haut zu knabbern. Rachael lachte und versuchte, ihn wegzuschieben.
»Sei ein braver Junge, Grey, und laß mich. Nicholas mag vielleicht nicht mehr die Rolle des Ehemannes spielen, aber ich bezweifle, daß es ihm gefallen würde, wenn man ihn so direkt daran erinnert, daß andere Männer das Bett seiner Frau teilen.«
Greville runzelte die Stirn. »Andere Männer? Vielleicht früher, meine Liebe, aber jetzt sollte es besser nur einen geben.«
Sie tätschelte seine Wange.
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