Was dein Herz verspricht
Konsequenz. Eine Scheidung hätte das Problem lösen können. Er wäre dadurch wieder ein Ausgestoßener gewesen, doch das machte ihm nicht viel. Nicht wenn er Elizabeth und den Sohn haben konnte, den er sich immer gewünscht hatte.
Er war ein Narr gewesen, und weil er angefangen hatte, von so etwas wie einer neuen Zukunft zu träumen, hatte er Elizabeth wieder weh getan. Mein Gott, was sollte er ihr nur sagen?
Schlimmer noch: Was konnte er tun?
Es gab nur eine Lösung. Die Antwort, gegen die er von Anfang an gekämpft hatte: sie mit einem anderen Mann zu verheiraten.
Bei dem Gedanken wurde ihm ganz elend zumute.
Die große Standuhr schlug. Greville Townsend öffnete die Tür zwischen dem großen und dem kleinen Salon mit einem Stoß. Rachael stand überrascht auf, als er hereinkam, und hob die Hand unbewußt zu ihrer weißen, schlanken Kehle.
Gut, dachte er, geschieht ihr recht, wenn sie Angst hat. So wie sie sich benommen hatte, gebührte ihr entschieden Schlimmeres.
Er blieb erst stehen, als er direkt vor ihr war, packte sie an den Schultern, zog sie hoch und schüttelte sie - kräftig.
»Ich kann nicht glauben, was ich gerade gehört habe. Was dachtest du dir eigentlich dabei? Hast du wirklich daran gedacht, wieder zurück in das Bett dieses Hundesohns zu klettern?«
Sie riß sich los und warf ihm ein abschätziges Lächeln zu.
Sie hatte ihre Fassung sofort wieder zurückgewonnen. Es war fast unmöglich, Rachael Warring aus der Fassung zu bringen.
»Du hast gelauscht, du böser Junge. So etwas darf man aber nicht. Da muß ich dich bestrafen. Ja, ich glaube, das werde ich heute abend tun.«
Er spürte ein Ziehen in den Lenden, und der kupferige Geschmack von Begehren erschien flüchtig auf seiner Zunge, aber sein Ärger verblaßte nicht. »Wir reden über deinen Ehemann, Rachael. Er kam her, um dich um die Scheidung zu bitten. Es war die perfekte Gelegenheit - die Lösung aller unserer Probleme - und du lehnst ab.«
Rachael schüttelte den Kopf. Ihr Haar schimmerte im Licht wie Onyx. Er wußte, wie es sich anfühlte, wenn es über sein Fleisch glitt, wie verführerisch sie es im Bett einsetzte, und die Lust ließ seinen Schaft hart werden.
»Armer Grey«, sagte sie und goß sich ein Glas Sherry ein. »Hast du denn noch nicht bemerkt, daß ich keine Scheidung will? Du hast gehört, was ich gesagt habe. Ich bin gerne die Gräfin von Ravenworth. Ich schätze meine Freiheit.«
Es wurde ihm eng in der Brust. Er liebte Rachael Warring. Er hatte geglaubt, sie würde ihn ebenso lieben. »Und wieder in sein Bett zu schlüpfen? Wärest du bereit gewesen, das zu tun, um dein Freiheit zu behalten? Oder ging es dir nur ums Geld?« Er machte einen Schritt auf sie zu, kämpfte die Eifersucht nieder, die sein Inneres verzehrte. »Oder hast du doch noch Gelüste auf Nicholas Warring?«
Ihre vollen roten Lippen wurden schmal. »Ich wollte ihn ködern, das ist alles. Ich wollte nur genauer verstehen, was er eigentlich vorhatte.«
»Du hast ihn begehrt. Ich habe es in deinen Augen gesehen.«
Sie zuckte gelassen mit den Schultern. »Nicholas war immer ein geschickter Liebhaber. Ein wenig Abwechslung -«
Mit zwei Schritten war er bei ihr, und seine Hände legten sich wie Schlangen um ihren Hals. »Du brauchst keine Abwechslung - jetzt nicht mehr. Du gehörst jetzt mir, Gräfin, und ich teile nicht.«
Sie löste seine Finger von ihrem Hals, schnappte nach Luft und rieb die Druckstellen. »Bist du verrückt?«
»Ich glaube nicht. Ich glaube, was dich betrifft, bin ich bei sehr klarem Verstand. Wir sind ein Paar, Rachael, du und ich. Ich verstehe dich, vielleicht mehr, als jeder andere Mann es je getan hat. Ich liebe dich, Rachael. Ich will, daß du meine Frau wirst. Wenn du dich nicht scheiden lassen willst, muß ich damit leben, aber wenn ich dich nicht haben kann, wird er dich auch nicht bekommen - und auch kein anderer.«
Er lächelte mit einer bitteren Warnung im Ausdruck. »Es wird keine anderen Männer mehr geben, Rachael. Jetzt nicht und nie mehr.«
Rachael schwieg, drehte sich um und ging hinaus.
Er wünschte, er wüßte, was sie dachte.
Während drei der längsten Tage ihres Lebens dachte Elizabeth unentwegt an Nicholas, fragte sich, wo er wohl hingefahren war, und versuchte, sich normal zu benehmen.
Sie hatte sich mit Robert Tinsley getroffen, obwohl ihr Ritt durch den Park nicht besonders entspannend war, denn Elias Moody und Theophilus Swann begleiteten sie notgedrungen. Während Nicholas’
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