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Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Titel: Was deine Augen sagen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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Francesca. »Nando hat keine Arbeit und ist sehr arm. Ich dachte, du könntest ihm vielleicht helfen. Ich weiß, dass du viele Kontakte und Beziehungen nach Argentinien hast.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Wie hättest du sonst erreicht, dass mich das Auswärtige Amt von Genf nach Riad versetzt? Ich weiß, dass sie eigentlich jemand anderen schicken wollten. Und zwar nicht mal eine Frau.«
    Kamal lachte.
    »Ja, das stimmt schon«, gab er zu. »Ich habe wichtige Verbindungen in Argentinien. Außerdem ist Geld ein guter Verbündeter, wenn man ein Ziel erreichen will. Und du warst mein wichtigstes Ziel. Wenn das mit deiner Versetzung nicht geklappt hätte, hätte ich dich entführt.«
    »Ich zweifle nicht daran, dass du dazu fähig gewesen wärst. Also, wirst du Nando helfen?«
    »Ich werde mein Möglichstes tun.«
    ***
    Al-Sauds Villa in Paris lag in der Avenue Foch, ganz in der Nähe des Arc de Triomphe. Sie wurden von einer eleganten Frau im dunkelgrauen Kostüm mit streng nach hinten gestecktem Haar empfangen, die einen Schlüsselbund um den Hals trug. Kamal stellte sie als Madame Rivière vor, die Haushälterin.
    »Madame Rivière«, fuhr er fort, »das ist meine Frau, Madame al-Saud.«
    Die Frau vergaß ihre vornehme Zurückhaltung und machte große Augen. Sie beteuerte, nur selten eine so schöne, bezaubernde Frau gesehen zu haben, und wünschte ihnen Glück und viele Kinder. Sie hatte viele Geliebte kommen und gehen gesehen, darunter auch einige sehr gewöhnliche. Keine dieser Frauen, die reichlich Champagner tranken, während Monsieur al-Saud nur Fruchtsäfte und Wasser trank, und in einem fort lachten, hatte einen so guten Eindruck auf sie gemacht wie dieses junge Mädchen. Nachdem er ihr einige Aufträge gegeben hatte, schickte Kamal sie hinaus.
    Francesca trat ans Fenster, schob den Vorhang beiseite und sah auf die Avenue Foch hinaus. Die Straße war genauso still wie das Haus. Kamal warf das Jackett aufs Sofa. Ohne sie zu berühren, flüsterte er ihr ins Ohr: »Gefällt dir, was du bisher gesehen hast?« Francesca nickte. »Komm, ich zeige dir den Rest.«
    Die Wohnung ging über zwei Stockwerke und hatte so viele Zimmer, dass Francesca ihre Befürchtung zum Ausdruck brachte, sie könnte nicht mehr zum Schlafzimmer zurückfinden. Sie war beeindruckt von den liebevollen Details und der geschmackvollen Einrichtung. Kamal sah sie erwartungsvoll an und hoffte auf ihre Zustimmung.
    »Es ist deine Wohnung, Liebling«, sagte er. »Du bist jetzt die Hausherrin hier. Du kannst nach Herzenslust verfahren und alles verändern, wenn du willst.«
    »Es ist perfekt so, wie es ist. Ich würde nichts daran ändern.«
    An diesem Abend aßen sie im »Tour d’Argent«. Der Maître nannte Kamal »Hoheit« und geleitete ihn mit unterwürfigen Verbeugungen zum besten Tisch am Fenster, von wo aus sie einen Blick auf das abendliche Paris hatten. Francesca fragte sich, wie viele Frauen er in das berühmte Restaurant ausgeführt haben mochte. Als das Essen schon fast vorbei war und sie so still und ernst dasaß, fragte Kamal, was mit ihr los sei.
    »Ich dachte an die vielen Frauen, mit denen du hier gewesen sein musst.«
    Kamal steckte sich eine Zigarette an und lächelte amüsiert, was sie nur noch wütender machte.
    »Es gefällt mir, dass du eifersüchtig bist. Es beweist wieder einmal das Feuer, das du in dir hast und das sich nicht aufs Bett beschränkt, wie ich sehe. Ja, es stimmt, ich war mit vielen Frauen hier, schönen, lebenslustigen und amüsanten Frauen. Ich hatte angenehme Stunden mit ihnen, und ich weiß, dass sie auch mit mir ihren Spaß hatten.«
    Francesca sah ihn unverwandt an, und Kamal lächelte erneut belustigt.
    »Ja, es waren viele Frauen«, sagte er noch einmal, mehr zu sich selbst. »Sehr viele, aber ich schwöre dir beim Andenken meines Vaters, dass ich keiner von ihnen je gesagt habe, dass sie die einzige, wahre Liebe meines Lebens sei. Das kann ich nur zu dir sagen. Zu dir, meiner Frau, Francesca al-Saud, die sich allem zum Trotz an mich gebunden hat – trotz meines Charakters, meiner Herkunft und meines verrückten Lebens und trotz der Unterschiede, die uns trennen.«
    Francesca würde diese Tage in Paris als die glücklichsten ihres Lebens in Erinnerung behalten.
    Manchmal wachte Kamal mitten in der Nacht auf und betrachtete sie, den Kopf in die Hand gestützt. Wenn sie so dalag und schlief, mit entspanntem Gesicht und diesem Hauch von Unschuld, der sie umgab, wirkte sie wie eine Fünfzehnjährige.

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