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Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Titel: Was deine Augen sagen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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Ihre Wut war verraucht, die Schmerzen im Bein vergessen. Sie hörte den Botschafter reden, ohne zu verstehen, was er sagte. Und es war ihr auch egal, so konzentriert war sie auf den Anblick dieses Mannes im weißen Gewand mit seinen Jadeaugen, der ihren Blick ungeniert erwiderte.
    »Danke, dass du Dr. al-Zaki hergeschickt hast«, sagte Mauricio, und Francesca kam wieder zur Besinnung. »Wie ich dir schon sagte, hat der Arzt eine heftige Entzündung der Achillessehne diagnostiziert, die sich aber mit einigen Tagen Ruhe und Medikamenten auskurieren lässt. Er sagt, es grenze an ein Wunder, dass der Schlag keine Knochen im Fuß zerschmettert hat.«
    Kamal trat ans Fenster und sah schweigend in den Garten hinaus. Francesca wartete ungeduldig, dass er sich wieder umdrehte und mit ihr sprach. Sie wollte sicher sein, dass er ihr keine Schuld an dem Vorfall auf dem Markt gab und wirklich glaubte, dass das Verhalten des Religionswächters grausam und unangemessen gewesen war.
    »Wann bist du aus Washington zurückgekehrt?«, erkundigte sich Mauricio.
    »Heute Morgen.«
    »Ein Glück, dass du auf dem Bazar warst. Was hast du eigentlich dort gemacht?«, wunderte sich Dubois.
    »Vor meiner Abreise hatte ich Fatima versprochen, ihr bei meiner Rückkehr einen Ring und eine Halskette zu kaufen. Du kennst sie ja, sie hatte mich kaum gesehen, als sie mich auch schon zum Bazar schleifte, ohne mir Zeit zum Auspacken zu lassen.«
    Fatima, dachte Francesca enttäuscht. So verändert, wie der Prinz auf einmal wirkte, musste es sich um seine Lieblingsfrau handeln.
    Bevor Mauricio das Zimmer verließ, um einen dringenden Anruf entgegenzunehmen, bat er Kamal, ihn in sein Büro zu begleiten. Kamal nickte, machte aber keine Anstalten, ihm zu folgen. Stattdessen trat er zum Nachttisch, wo er das Porträt von Antonina und die letzte Aufnahme von Rex und Don Cívico zur Hand nahm und sie eine ganze Weile aufmerksam betrachtete. Sara, die in der Nähe der Tür stand, sah ihn misstrauisch an, während Francesca überlegte, ob sie etwas sagen sollte. Gleich würde er sie ermahnen, dass in seinem Land die Darstellung von Menschen verboten sei. Sie würde das nicht hinnehmen. Zum Teufel würde sie ihn schicken – ihn, den Koran und Mohammed höchstpersönlich. Sie würde Saudi-Arabien verlassen und nach Argentinien zurückkehren. Also gut, nur zu, sie war bereit.
    Den Bilderrahmen in der Hand, drehte sich Kamal mit einem Lächeln zu ihr um und schaffte es erneut, sie zu entwaffnen.
    »Das auf dem Foto ist Ihre Mutter, nicht wahr?« Francesca nickte. »Eine schöne Frau. Und das ist Ihr Pferd, nehme ich an«, stellte er dann fest.
    »So sollte es eigentlich sein.«
    »Wie das?«
    »Eigentlich gehört Rex der Tochter des Arbeitgebers meiner Mutter, aber sie ist ein solcher Angsthase, dass sie sich nie getraut hat, ihn zu reiten. Als ich zwölf war, habe ich mich seiner angenommen. Es ist, als ob er mir gehörte. Rex und ich haben uns gleich verstanden. Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, und ich weiß auch nicht, ob Sie mich verstehen können – uns eint etwas sehr Starkes, fast so etwas wie Blutsbande. Er schlägt bei allen aus, außer bei mir und Don Cívico, dem Mann auf dem Foto. Don Cívico sagt, dass Rex sich bei ihm benimmt, weil er weiß, dass er mein Freund ist.« Francesca sah zu Boden und setzte dann leise hinzu: »Vielleicht sehe ich ihn nie wieder, jetzt, wo ich so weit weg bin. Vielleicht verkauft ihn der Patrón. Aber ich will Sie nicht mit meinen Geschichten langweilen.«
    »Dem Foto nach zu urteilen«, meinte Kamal, »ist es ein muniqui .« Er lächelte, als er Francescas ratloses Gesicht sah. »Sie haben fast zehn Jahre lang ein muniqui besessen und wussten es nicht? Muniquis sind eine der drei Araberrassen und berühmt für ihre Schnelligkeit. Sie werden hauptsächlich bei Rennen eingesetzt. Araberpferde sind die besten der Welt und von hoher Symbolkraft für mein Volk, wissen Sie? Ein Sinnbild der Stärke, Treue und Freundschaft. Wir Beduinen züchten sie seit Jahrhunderten und haben die Reinrassigkeit auf ein hohes Niveau geführt.«
    Kasem unterbrach al-Saud, um ihm mitzuteilen, dass der Botschafter ihn in seinem Büro erwarte. Kamal stellte die Bilder auf den Nachttisch zurück, verabschiedete sich mit der traditionellen arabischen Verbeugung und verließ den Raum.
    »Es gefällt mir nicht, wie dieser Kerl dich ansieht«, sagte Sara. »Nimm dich vor den Arabern in Acht, Francesca. Sie sind Jäger, und der hier starrt dich

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