Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Titel: Was deine Augen sagen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
Vom Netzwerk:
ihrem Chef sprechen und Unstimmigkeiten ausräumen. Doch Mauricio lud sie nicht ein, mitzukommen, und als kurz darauf das Auto vor der Tür zu hören war, verabschiedete er sich knapp und ließ sie allein zurück.
    Sie lehnte sich in die Polsterkissen und ließ den Blick durch den Raum schweifen. Dann ging sie zum Bücherregal und betrachtete die Buchrücken. Keines davon sprach sie an – die wenigen französischen Bücher, die dort standen, handelten von Pferdezucht, der Behandlung der häufigsten Krankheiten bei Rassepferden und anderen Pferdethemen. Wenn es wenigstens einen Roman oder einen Essay gäbe!, seufzte sie und ließ sich wieder in die Kissen sinken.
    Sadun kam mit einem Stapel Handtücher durch die Verandatür und blieb nicht einmal stehen, um sie zu grüßen, was sie unglaublich verletzte. Ihre Stimmung wurde heute auf eine harte Probe gestellt, und jede Kleinigkeit ärgerte sie. Seit einiger Zeit war auch der Hausverwalter wortkarg und abweisend, dabei hatte er sich am Anfang trotz der Sprachprobleme fast ein Bein ausgerissen, um sie zu bedienen und ihr eine Freude zu machen.
    Sie ging in den Garten hinaus und setzte sich auf den Rand des Springbrunnens. Sie tauchte die Hand ins Wasser, und die Seerosen schaukelten sanft auf ihren großen, dunkelgrünen Blättern hin und her. Ein warmer Windhauch trug den Duft von Rosmarin, Myrte, Maiglöckchen und Lorbeer heran. Sie folgte dem Duft, der sie zum Harem führte, wo sie die halb hinter Pflanzen verborgenen, geschlossenen Fenster betrachtete. Sie überlegte, Sadun darum zu bitten, ein Bad in dem großen Wasserbecken nehmen zu dürfen, verwarf den Gedanken aber wieder, weil es ihr in Abwesenheit von Fadila dreist erschien. Seit dem Morgen mit ihr hatten sich die Ereignisse überschlagen. Ihr Leben hatte eine entscheidende Wendung genommen, und nichts würde mehr so sein wie vorher. Sie war jetzt eine Frau. Al-Sauds Frau. Sie fragte sich, warum Kamals Mutter so überstürzt abgereist war. Sie hatte sich nicht einmal verabschiedet und das Anwesen in Begleitung ihrer Dienerschaft verlassen, als sei etwas Schwerwiegendes vorgefallen.
    Sie fand, dass es eine gute Idee war, einen Ausritt mit Nelly zu unternehmen, und ging rasch nach oben, um sich umzuziehen. In den Stallungen war Fadhil freundlich und aufmerksam zu ihr und ließ unverzüglich die Stute satteln. Nelly erschien in Begleitung zweier weiterer Pferde, auf denen Kamals Leibwächter saßen. Francesca stellte fest, dass sie Feuerwaffen und Messer am Gürtel trugen.
    »Der Herr hat mir aufgetragen, Sie von Abenabó und Kader begleiten zu lassen, wenn Sie alleine ausreiten«, erklärte Fadhil in schlechtem Französisch.
    Francesca warf einen raschen Blick auf die Nubier, die reglos in ihren Sätteln saßen. Jetzt wurde ihr auch noch die einzig angenehme Unternehmung des Tages vergällt. Sie konnte nicht unbefangen sein, wenn diese Männer hinter ihr herritten und sie in ihrer Freiheit einschränkten.
    »Das ist nicht nötig«, versuchte sie es. »Ich habe nicht vor, das Anwesen zu verlassen. Was kann mir schon passieren, Fadhil?«
    »Ach, Mademoiselle! Lassen Sie mich da raus und nehmen Sie die Bewachung durch Abenabó und Kader einfach hin. Wie stehe ich vor meinem Herrn da, wenn Ihnen etwas passiert?«
    Sie ritt mit den Leibwächtern davon, die zwar gebührenden Abstand hielten, Nelly aber trotzdem auf Schritt und Tritt folgten. Weshalb hatte Kamal diese Sicherheitsmaßnahme angeordnet? War ihr Leben in Gefahr? Wer schützte ihn, wenn seine Männer bei ihr waren? Auf den ersten Metern machte sie sich große Sorgen deswegen, doch dann ließen die Schönheit der Landschaft und Nellys Ungestüm, die unruhig auf der Trense kaute, sie ihre dunklen Gedanken vergessen.
    Als sie Stunden später nach Hause kam, war sie enttäuscht, als sie von Méchin erfuhr, dass Kamal immer noch unterwegs war und sie ohne ihn zu Abend essen würden. Die Reitpeitsche hinter sich herziehend, ging sie langsam auf ihr Zimmer, um zu duschen und sich umzuziehen. Als sie vor dem Frisierspiegel saß und lustlos ihr nasses Haar bürstete, sagte sie sich immer wieder, diesmal laut und vernehmlich: »Kamal al-Sauds Frau.« Und sie fragte sich, ob seine Frau zu sein gleichbedeutend war mit endloser Warterei, Tagen voller Langeweile, Leibwächtern, die in ihrem Privatleben herumschnüffelten, schiefen Blicken, Ängsten und Geheimnissen.
    Obwohl sie zuerst überlegte, sich zu entschuldigen und auf ihrem Zimmer zu bleiben, ging sie

Weitere Kostenlose Bücher