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Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Was deine Augen sagen: Roman (German Edition)

Titel: Was deine Augen sagen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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Kamal erfuhr, dass sie vor ihm schon einen anderen geliebt hatte? Oder missfiel ihr, dass Kamal alles über sie wusste, sie aber nichts über ihn?
    »Liebst du ihn immer noch?«, wollte Kamal wissen und versuchte die nagende Eifersucht zu verbergen, die seine Stimme ganz hart werden ließ.
    »Ich habe ihn nie geliebt. Nicht so wie dich.«
    Er beugte sich über sie und sah sie bewegt an, bevor er weitersprach.
    »Du und ich, wir sind jetzt eins. Du kannst dich niemals mehr von mir trennen.«
    »Ich liebe dich, Kamal al-Saud. Warum sagst du so etwas?«
    »Du liebst mich, sagst du?«
    »Ja.«
    »Schwöre es! Bei deiner Ehre!«
    »Ich schwöre.«

13. Kapitel
    Beim Aufwachen wusste Francesca nicht, wo sie war. Als sie sich umdrehte, sah sie Kamal, der, in ein Bettlaken gehüllt, in Richtung Mekka betete, und die Ereignisse der Nacht standen wieder so deutlich vor ihr, dass sie seufzen musste. Sie blieb still im Bett liegen, um das feierliche Gebet nicht zu stören, wie gebannt von den Bewegungen und dem gleichmäßigen Singsang ihres Geliebten. Sie lauschte dem Muezzin, der vom Minarett einer nahen Moschee die Gläubigen zum Morgengebet rief. »Gott ist groß. Es gibt keinen Gott außer Gott, und Mohammed ist sein Prophet. Kommt zum Gebet.« Sie hatte diesen Ruf schon oft in Riad gehört. Damals hatte sie gedacht, dass sie das niemals etwas angehen würde, dass es nichts mit ihr zu tun hatte. Doch nun betete der Mann, dem sie sich hingegeben hatte, mit einer Inbrunst und Ehrfurcht, wie sie nur ein Araber an den Tag legen konnte, zu seinem Gott.
    Es musste gegen fünf Uhr am Morgen sein. ›So früh noch!‹, dachte sie, und nach der Erschöpfung dieser intensiven Nacht fielen ihr die Augen wieder zu. Später, als sie sich müde in den Laken rekelte, war sie sicher, dass nur ein paar Minuten vergangen waren. Aber da Kamal nicht mehr neben ihr lag und sie von den Sonnenstrahlen geblendet wurde, die durch die Ritzen der Verandatür drangen, schloss sie, dass es bereits später Vormittag sein musste. Erschreckt stellte sie fest, dass es tatsächlich schon nach zwölf war. Sie sprang aus dem Bett, zog sich hastig an und rannte die Treppe hinunter zum großen Salon. Jacques Méchin und Dubois wollten sich gerade zum Mittagessen begeben, als Francesca ins Zimmer gestürzt kam.
    »Guten Tag«, sagte sie, während sie nach einem guten Grund suchte, um ihr Fehlen zu entschuldigen. Doch dann kam sie zu dem Schluss, dass es das Beste war, einfach darüber hinwegzugehen.
    »Guten Tag«, erwiderte Méchin ihren Gruß und ging ihr entgegen. »Du kommst gerade rechtzeitig zum Mittagessen.« Und er reichte ihr seinen Arm, um ins Speisezimmer zu gehen.
    Dubois war still und in sich gekehrt, wie so oft in letzter Zeit. Auch Méchin, der sich bemühte, die unterkühlte Stimmung aufzulockern, war nicht mehr derselbe, wie Francesca fand. Sie erinnerte sich an seine Besuche in der Botschaft gemeinsam mit Professor Le Bon und an die angenehmen Gespräche über Politik und Geschichte, und ihr wurde klar, dass er ihre Beziehung zu Prinz al-Saud nicht guthieß. Hielten sie ihr Benehmen für anstößig? Waren sie der Ansicht, dass Kamal eine Frau aus seiner Schicht verdient hatte? Fand Dubois, dass sie sein Vertrauen missbraucht hatte, als sie sich mit seinem besten Freund einließ, einem führenden Mitglied der saudischen Königsfamilie? Hielten sie sie für eine Frau ohne Prinzipien? Das Mittagessen lag ihr wie Blei im Magen.
    Verärgert fragte sie sich, wo Kamal steckte. Sie brauchte ihn so nötig; sie brauchte die Sicherheit seiner gelassenen Miene, die Ruhe seiner besonnenen Bewegungen, sein Lächeln, das ihr zu verstehen gab, dass alles in Ordnung war. Wie hatte er sie nach dem, was letzte Nacht geschehen war, allein lassen können? Sie empfand es als Rücksichtslosigkeit. Keine Nachricht, kein Ton gegenüber dem Hauspersonal, und auch Dubois und Méchin erwähnten ihn mit keinem Wort. Vielleicht würde er sie nun, nachdem sein Appetit gestillt und der Trieb befriedigt war, nie wieder ansehen. Voller Angst erinnerte sie sich an Saras Warnungen, die ihr nun wie eine biblische Strafe erschienen: »Er wird dich pflücken wie eine Blume am Wegesrand, um dich dann achtlos wegzuwerfen.«
    Nach dem Kaffee zog sich Jacques zurück, und Mauricio trug Malik auf, den Wagen zu holen, um in die Stadt zu fahren. Der Gedanke erschien Francesca verlockend. Eine Spazierfahrt durch die Straßen von Dschidda würde sie ablenken, und außerdem könnte sie mit

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