Was deine Blicke mir versprechen
habe er einen besonderen Geruch bemerkt.
»Was ... ?«, murmelte der alte Mann verblüfft.
Arie zog fragend eine Augenbraue hoch und blickte dann zu seinem Vater, Shambley und Bischof Shrewsbury hinüber. Das Trio hatte sich inzwischen hinter ihnen versammelt. »Stimmt irgendetwas nicht, Mylord?«, fragte er Lord Spencer.
»Dieser Geruch!« Der alte Edelmann runzelte verunsichert die Stirn.
Auch Arie hob die Nase in die Luft und begann sich im leeren Rittersaal umzuschauen. »Mir ist nichts ...« Seine Stimme brach abrupt ab, als sein Blick auf den Kamin fiel. Er erkannte jetzt, dass der Raum keineswegs leer war. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er entsetzt auf das Pferd, das in aller Ruhe vor dem lodernden Feuer stand. Wenigstens dachte er, es sei ein Pferd. Genau konnte man es nicht erkennen. Das Tier war vollständig eingehüllt. Mehrere Roben, Hemden, Jacken, die unterschiedlichsten Kleidungsstücke waren um seine Beine, um Kopf, Hals, den ganzen Körper und selbst den Schwanz gewickelt. Über allem lag ein großer Umhang. Und - als Krönung des Ganzen - thronte eine Kappe mit Federbusch elegant auf dem Kopf des Tieres.
10
»Es steht ein Pferd in meinem Rittersaal!«, stieß Arie ungläubig hervor.
»Ah, ich wusste doch, ich rieche etwas«, murmelte Lord Spencer zufrieden und ging auf einen der Tische zu. Joseph folgte ihm. Der Bischof zögerte einen Augenblick, um einen neugierigen Blick auf das Pferd zu werfen, ging dann aber den beiden hinterher, als sei nichts Besonderes geschehen.
»Es steht ein Pferd in meinem Rittersaal«, wiederholte Arie und wandte sich mit verwirrtem Gesicht seinem Vater zu.
»Aye, so sieht es aus«, bestätigte ihm Gordon Burkhart. Er schritt durch den Raum und umrundete langsam das Tier, um zu sehen, ob er etwas von dem Pferd unter dem Kleiderhaufen erkennen konnte. Es war jedoch vollständig zugedeckt. Man konnte nicht einmal die Farbe des Fells erkennen. Nur das Gesicht war zu sehen, obwohl auch das zur Hälfte eingehüllt war.
»Es steht ein Pferd in meinem Rittersaal!« Aries Stimme hörte sich richtig wehmütig an, aber niemand achtete auf ihn. Robert beteiligte sich an der Untersuchung des Tieres und murmelte: »Was ist es wohl, ein Hengst oder eine Stute?«
»Nun«, Gordon zögerte. »An der Kleidung kann man es nicht erkennen. Um das eine Bein scheint ein Kleid
gewickelt zu sein. Am anderen sehe ich ein Frauenhemd. Über diesem Bein hängt offensichtlich eine Reithose. Und wenn ich mich nicht irre, liegt Aries Umhang auf dem Rücken.«
Mit kritischem Blick begutachtete Robert das fragliche Kleidungsstück. »Ich glaube, Ihr habt Recht. Das ist sein Umhang.«
»Mein Umhang?«, rief Arie verzweifelt aus und kam näher, um ihn sich anzusehen. Mit fast versagender Stimme meinte er dann: »Mein Gott! Es ist mein Umhang. Es steht ein Pferd in meinem Rittersaal und trägt meinen Umhang.«
»So ...« Robert biss sich auf die Lippen, um nicht laut loszulachen. »Es trägt Kleider und Reithosen. Das macht mir eines klar.«
Lord Burkhart hob fragend die Augenbrauen. »Dass es sich um einen Wallach handelt?«, meinte er sarkastisch.
Robert grinste, schüttelte jedoch den Kopf. »Nein, und ich werde auch nicht nachsehen, um es herauszufinden.«
»Und was sagt Euch dann die Kleidung?«
»Dass dies Lady Rosamundes Werk ist.« Lord Burkhart sah ihn fragend an, und Roberts Grinsen vertiefte sich. »Sie ist die einzige Person, die ich kenne, die sowohl Reithosen als auch Kleider trägt.«
»Macht sie das? Macht sie das wirklich?«, erkundigte sich Gordon interessiert.
»Es steht ein Pferd in meinem Rittersaal!«, brüllte Arie und zog damit die Aufmerksamkeit der beiden Männer auf sein wütendes Gesicht.
»Richtig, Arie. Das haben wir auch schon bemerkt«, entgegnete sein Vater ruhig. So etwas wie Belustigung zeigte sich auf den mühsam beherrschten Zügen des älteren Mannes.
Arie öffnete den Mund, um seinem Zorn weiter freien Lauf zu lassen, aber die Worte blieben ihm im Hals stecken bei einem höchst verdächtigen Geräusch, das von hinteren Ende des Pferdes kam. »Was war das?«, rief er barsch.
»Nun ja«, murmelte Lord Burkhart und hob eine Hand, um sie dezent über seine Nase zu legen. »Es klingt und ... äh ... riecht, als ob das arme Tier ... äh ... eine blähende Darmkolik hat.«
»Blähende ... was?«
Als sein Freund ihn verständnislos anstarrte, versteckte Robert sein Lachen hinter einem Hüsteln und murmelte weniger kompliziert, aber allgemein
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