Was deine Blicke mir versprechen
drückte seine unhandliche Last fest an seine Brust und beobachtete, wie Rosamunde sich ihm näherte.
Sie blieb vor ihm stehen und streckte die Hand aus, um das dichte Fell ein wenig zur Seite zu streichen, damit sie einen besseren Blick auf das Tier werfen konnte. Anhand der Größe hatte sie gedacht, dass es sich um einen ausgewachsenen Hund handelte, aber bei näherem Hinsehen erkannte sie, dass es noch ein Welpe war. Seine Pfoten und der Kopf schienen im Vergleich zum Körper unförmig groß. Das Tier atmete kaum noch.
»Was ist passiert?«, wiederholte sie und begutachtete stirnrunzelnd die Wunden an der Kehle und der Seite.
»Der Bulle«, antwortete der Junge matt. »Laddie ist zu ihm in die Koppel gelaufen. Er wollte nur spielen. Ist doch noch ein Baby und wusste es nicht besser. Ich hätte mehr auf ihn aufpassen müssen, jetzt ist er tot!« Ein herzzerreißendes Schluchzen folgte, dann stieß er mühsam hervor: »Papa hat gesagt, ich soll ihn außerhalb des Tores begraben.«
Rosamunde erkannte, wie sich Kummer und auch Schuldbewusstsein auf dem Gesicht des Kindes abzeichneten, und verspürte großes Mitleid. »Wie heißt du, mein Junge?«
»Jemmy«, schluchzte er.
»Nun, Jemmy, du solltest deinen Freund besser nicht so schnell begraben. Er ist nicht tot!«
»Ist er nicht?« Der Junge sperrte überrascht den Mund auf, als Rosamunde ihm den Welpen abnahm. »Aber ... er sieht tot aus.«
»Es ist nicht immer alles so, wie es aussieht«, versicherte ihm Rosamunde und ging mit dem Tier auf die Treppe zu. »Komm mit! Wir wollen sehen, was wir tun können.«
Nach einer Stunde, während der Rosamunde sich unablässig mit dem kleinen Hund beschäftigt hatte, war sie mit ihren Bemühungen zufrieden. Sie hatte seine Wunden gesäubert, sie verbunden und ihn in eine Decke gewickelt. Inzwischen war er wach und starrte verwirrt um sich. Er hatte große Schmerzen, und es würde eine Weile dauern, bis er sich erholt hatte. Aber er würde wieder gesund werden.
Vor Erleichterung und Glück über das ganze Gesicht strahlend, umschlang Jemmy sie als spontane Geste der Dankbarkeit mit seinen Armen. Dabei machte es ihm gar nichts aus, dass sie darauf bestanden hatte, den Hund in der Burg zu behalten, um ein Auge auf seine Verletzungen werfen zu können. Der Junge rannte zur Tür hinaus, um seinem Vater mitzuteilen, dass sie seinen Hund »von den Toten erweckt« hätte.
Neben Jemmys begeistertem Bericht, erzählte auch Stallmeister Smithy jedem von ihren Bemühungen um Black, woraufhin sich schnell die Kunde verbreitete, dass die neue Herrin der Burg besondere Fähigkeiten im Umgang mit kranken Tieren habe. Bevor Rosamunde wusste, wie ihr geschah, wurde sie förmlich von Bauern bestürmt. Schweine, Ziegen, Schafe und Hunde marschierten in die Burg. Hühner, Falken, Katzen und deren Babies wurden hereingetragen. Selbst ein Maultier und einige Kühe kamen. Der Rittersaal füllte sich schnell, und bis zum späten Nachmittag war Rosamunde umlagert von kranken Tieren.
»Mit den vielen Männern, die du für die Arbeit abgestellt hast, werden die neuen Ställe in wenigen Tagen fertig sein.«
Arie schaute seinen Vater kritisch an, als sie den Außenhof durchquerten und auf den Hauptturm zugingen. »Aye, und du kannst jetzt aufhören, so ein Theater zu machen. Ich bin meiner Frau nicht mehr böse.« Ein Lächeln zog über sein Gesicht. »Ich hätte mich wirklich beherrschen sollen. Sie hat nur versucht, Black das Leben zu retten. Ich habe zu heftig reagiert. Als ich Smithy sagte, er könne sie um Rat fragen, habe ich nicht erwartet, dass sie sich die Pferde zur Behandlung ins Haus bringen lassen würde.«
»Na ja.« Robert lachte. »Wenn die neuen Ställe fertig sind, wird sie die Tiere wahrscheinlich dort lassen. Obwohl...«
Arie versteifte sich leicht und sah seinen Freund mit zusammengekniffenen Augen an.
»Obwohl mir scheint, dass vieles hätte vermieden werden können. Hättest du ihr den Zugang zu den Ställen erlaubt, hätte sie Black vermutlich dort eingewickelt und wäre an seiner Seite geblieben, um ihn zu beobachten.«
»Und wenn du erst verheiratet bist, kannst du entscheiden, wie du mit deiner Frau umgehen willst! Bis dahin versuche bitte nicht, mir Vorschriften zu machen, wie ich meine zu behandeln habe«, unterbrach Arie ihn und machte sich daran, die Stufen der Treppe hinaufzugehen.
»Wie Ihr wünscht, Mylord«, meinte Robert trocken und lief mit leichten Schritten an ihm vorbei. An der Tür angekommen,
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