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Was der Hund sah

Was der Hund sah

Titel: Was der Hund sah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Gladwell
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Mittagessen zurückkommt. Einer fragt Pallop, worum es in seiner Doktorarbeit geht. »Ungefähr um das hier«, antwortet er und zeigt müde im Raum herum.
    »Sieht so aus, als müsste ich die schreiben«, mischt sich Taleb ein. »Pallop ist sehr faul.«
    Empirica hat die übliche Investitionspsychologie auf den Kopf gestellt. Wenn Sie und ich auf konventionellem Wege auf dem Markt investieren, haben wir keine schlechten Aussichten, an einem Tag aus Dividenden, Zinsen oder einer generellen Aufwärtsbewegung der Märkte ein bisschen Geld zu machen. Wir haben so gut wie keine Chance, an einem Tag große Summen zu verdienen. Außerdem besteht eine sehr kleine, aber durchaus reale Möglichkeit, dass wir bei einem Einbruch des Marktes hochgehen. Wir akzeptieren diese Risikoverteilung, weil sie sich irgendwie richtig anfühlt. In dem Buch von Kahneman und Tversky, das Pallop las, beschreiben die Autoren beispielsweise ein Experiment, in dem Versuchspersonen gebeten werden, sich vorzustellen, sie hätten 300 Dollar. Sie werden nun vor eine einfache Wahl gestellt: (a) sie erhalten 100 Dollar oder (b) sie werfen eine Münze und bekommen entweder 200 Dollar dazu, wenn sie gewinnen, oder gar nichts, wenn sie verlieren. Die meisten von Menschen entschieden sich für Möglichkeit (a). Dann führten Kahneman und Tversky ein zweites Experiment durch. Nun sollen sich die Teilnehmer vorstellen, sie hätten 500 Dollar und müssten sich entscheiden (c) entweder 100 Dollar abzutreten oder (d) eine Münze zu werfen und dann entweder 200 Dollar zu zahlen, wenn sie verlieren, und nichts, wenn sie gewinnen. Nun entscheiden sich die meisten von uns für Möglichkeit (d). Das Interessante an diesen vier Möglichkeiten ist, dass sie aus Sicht der Wahrscheinlichkeitsrechnung identisch sind. Trotzdem haben wir eindeutige Vorlieben. Warum? Weil wir eher Risiken eingehen, wenn Verluste drohen, und risikoscheu handeln, wenn es um Gewinne geht. Deshalb bevorzugen wir tägliche kleine Gewinne auf dem Aktienmarkt, auch wenn wir langfristig riskieren, bei einem Crash alles zu verlieren.
    Bei Empirica dagegen birgt jeder Tag die kleine, aber sehr reale Aussicht auf einen riesigen Gewinn, kein Risiko eines Totalverlusts und eine sehr große Wahrscheinlichkeit, eine kleine Summe zu verlieren. All diese Optionen im Wert von einem Dollar oder ein paar Cent, die Empirica angehäuft hat, und von denen es kaum Gebrauch macht, summieren sich schon bald. Mit einem Blick auf den Bildschirm kann Ihnen jeder der Mitarbeiter sofort sagen, wie viel das Unternehmen zu welcher Uhrzeit gewonnen oder verloren hat. Um 11:30 Uhr hatten die Mitarbeiter 28 Prozent dessen hereingeholt, was sie an diesem Tag für Optionen ausgegeben hatten. Um 12:30 Uhr waren es 40 Prozent. Das heißt, der Tag war noch nicht halb um, und Empirica hatte bereits mehrere Hunderttausend Dollar Verlust gemacht. Am Vortag hatte es 85 Prozent der Auslagen wieder eingenommen, am Tag davor nur 48 Prozent, davor 65 Prozent. Mit wenigen Ausnahmen - etwa den ersten Börsentagen nach dem 11. September - hat Empirica seit vergangenen April fast nur Verluste geschrieben. »Wir können nicht hochgehen, aber wir können verbluten«, erklärt Taleb. Menschen sind jedoch genetisch darauf programmiert, sich genau vor dieser Ausblutung zu schützen.
    »Nehmen wir an, ein Händler hat russische Staatsanleihen«, erklärt Savery. »Er verdient jeden Tag an ihnen. Eines Tages schlägt der Blitz ein, und er verliert das Fünffache dessen, was er eingenommen hat. Aber an 364 von 365 Tagen verdient er nach wie vor hübsch weiter. Es ist sehr viel schwerer, der andere zu sein, der an 364 von 365 Tagen verliert, denn irgendwann kommen einem die Zweifel. Werde ich das je wieder reinholen? Habe ich wirklich Recht? Was, wenn es zehn Jahre dauert? Werde ich in zehn Jahren noch bei Verstand sein?«
    Der normale Händler bekommt aus seinen täglichen Gewinnen ein Feedback und kann sich der angenehmen Illusion hingeben, Fortschritte zu machen. Bei Empirica gibt es kein solches Feedback. »Es ist, als würden Sie zehn Jahre Klavier üben und könnten noch nicht mal den ›Entertainer‹ klimpern«, meint Spitznagel. »Das Einzige, was Sie noch motiviert, ist die Überzeugung, dass Sie eines Tages aufwachen und spielen wie Rachmaninoff.«
    War es leicht, dabei zuzusehen, wie Niederhoffer, der für all das stand, was sie für falsch hielten, immer reicher wurde, während sie allmählich ausbluteten? Natürlich nicht. Wenn man Taleb

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