Was der Hund sah
beobachteten die Hunde ihre jeweiligen Besitzer. Diese seien »oft besorgt, ob die Hunde sich vertragen«, schreibt sie. »Wenn man statt der Hunde die Herrchen beobachtet, stellt man fest, dass diese die Luft anhalten und mit aufgerissenen Augen und geöffnetem Mund ›Gefahr‹ zum Ausdruck bringen. Da diese Verhaltensweisen unter Hunden Aggression bedeuten, signalisieren die Besitzer unbewusst Spannung. Wenn sie dabei noch an der Leine ziehen, wie viele Besitzer das tun, dann kann es passieren, dass die Hunde sich tatsächlich angreifen. Versetzen Sie sich in die Lage der Tiere: Für sie handelt es sich um eine spannungsgeladene Begegnung, sie werden von ihrem eigenen Rudel beschützt, und die Menschen stehen nervös im Kreis um sie herum, halten die Luft an und starren auf sie herunter. Ich habe schon oft gesehen, wie die Hunde erst in die erstarrten Gesichter ihrer Besitzer blicken und dann den anderen Hund angreifen.«
Als Cesar in den Hof von Scott und Patrice kam und sich hinhockte, beobachtete JonBee jede seiner Bewegungen. Dabei sah er jemanden, der sich auf eine ganz besondere Weise bewegte. Cesars Bewegungen sind fließend. »Er hat eine hervorragende Koordination«, sagt Karen Bradley, Direktorin der Fakultät für Tanz an der University of Maryland, während sie Cesar auf dem Bildschirm verfolgt. »Sehen Sie sich die Beinbewegung an - es sieht aus, als wäre er Fußballer gewesen.« Bewegungsexperten wie Bradley verwenden die Labanotation, um Bewegungsabläufe zu analysieren und um zu beschreiben, wie jemand sein Gewicht verlagert, wie symmetrisch oder flüssig die Bewegungen sind, oder welche Anstrengung bei einer bestimmten Bewegung aufgewendet wird. Ist sie direkt oder indirekt - was kommuniziert sie? Ist sie schnell oder langsam? Ist sie stark oder schwach - welche Absicht vermittelt sie? Ist sie gehemmt oder frei - mit welcher Präzision wird sie ausgeführt?
Um eine Aussage zu unterstreichen, könnten Sie beispielsweise eine Handbewegung nach unten machen. Doch wie Sie Ihre Geste ausführen, hat großen Einfluss auf die Wirkung beim Publikum. Idealerweise würden Sie die Hand in einer explosiven, geschlossenen Bewegung nach unten führen, das heißt, die Hand würde erst beschleunigen und dann abrupt und präzise innehalten, so als würden Sie mit der Faust auf einen Tisch schlagen; gleichzeitig würden Sie Ihren Kopf und Ihre Schultern senken. Haltung und Geste sind harmonisch. Nehmen wir nun aber an, Kopf und Schultern bewegen sich nach oben, während Sie die Hand nach unten führen, und Sie beenden die Bewegung nicht abrupt, sondern lassen den Arm frei auslaufen. Nun vermittelt Ihre Geste, dass zwischen Ihnen und Ihren Zuhörern ein Konsens besteht, und genau das wollen Sie ja gerade nicht sagen. Die Kombination aus Haltung und Geste nennt sich Phrasierung, und am besten kommunizieren die Menschen, die ihre Phrasierung mit der Absicht in Einklang bringen, die sie kommunizieren wollen und die beispielsweise verstehen, dass eine Betonung eine geschlossene, explosive Bewegung erfordert. Nach Ansicht von Bradley hat Cesar eine ausgezeichnete Phrasierung.
Das beginnt in seinem Vorgespräch mit Patrice und Scott. Cesar hat die Hände vor sich, in der Sagittalebene, wie die Laban-Analyse das nennt, in der Region vor und hinter dem Oberkörper also. Dann beugt er sich leicht nach vorn, um eine Aussage zu bekräftigen. Doch dabei führt er die Hände zur Hüfte und hält sie näher am Körper, um die Vorwärtsbewegung der Geste auszugleichen. Als er den Oberkörper wieder zurücknimmt, hebt er die Hände wieder ein wenig und füllt so das entstandene Vakuum. Das fällt kaum auf. Doch wenn man es erst einmal gesehen hat, ist die emotionale Wirkung unmissverständlich. Es ist eine respektvolle und beruhigende Geste. Sie kommuniziert, ohne aufzufallen. Bradley beobachtet Cesar mit abgestelltem Ton. Eine Szene sieht sie sich immer wieder an. Während Cesar sich mit einer Familie unterhält, führt er die Hand in elegantem Bogen vor seiner Brust entlang. »Er tanzt«, sagt Bradley. »Schauen Sie sich das an. Das ist ein schöner kleiner Tanz.« »Es fällt auf, dass seine Phrasen unterschiedlich lang sind«, fährt sie fort. »Einige sind lang, andere ganz kurz. Einige sind explosiv, sie beginnen scharf und laufen dann aus. Andere sind implosiv, sie bauen sich auf und enden mit einem Ausrufezeichen. Vor allem passen sie zu dem, was er sagen will. Er ist vielseitig.«
Bewegungsanalysten bewundern Bill
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