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Was der Hund sah

Was der Hund sah

Titel: Was der Hund sah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Gladwell
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geradezustehen. Enron verkaufte Unternehmensteile damit nicht etwa an Banken, sondern an sich selbst. Diese Strategie ist nicht nur in rechtlicher Hinsicht fragwürdig, sie ist auch äußerst riskant. Das Gewirr von Verpflichtungen gegenüber den Zweckgesellschaften war es schließlich auch, was Enron zu Fall brachte.
    Als die Staatsanwaltschaft Skilling vorwarf, das Unternehmen habe seine Anleger in die Irre geführt, meinte sie damit unter anderem diese Zweckgesellschaften. Das Enron-Management sei verpflichtet, so die Argumentation, offen zu legen, inwieweit die finanzielle Gesundheit des Unternehmens von diesen dunklen Nebengeschäften abhing. Das Powers Committee, das den Zusammenbruch des Unternehmens untersuchen sollte, kam zu dem Schluss, das Unternehmen habe »eine entscheidende Pflicht verletzt: Es hat das Wesen seiner Finanztransaktionen nicht in hinreichend klarer Form kommuniziert, um sie den Lesern der Bilanzen verständlich zu machen.« Mit anderen Worten, wir wurden nicht ausreichend informiert.
    Doch so einfach ist die Lektion aus dem Enron-Fall nicht. Die Öffentlichkeit wurde im Spätsommer des Jahres 2001 von einigen von Weils Kollegen vom Wall Street Journal - allen voran John Emshwiller und Rebecca Smith - auf die Zweckgesellschaften aufmerksam gemacht. Und wie war Emshwiller auf das Problem bei Enron gestoßen? Genau wie Jonathan Weil und Jim Chanos: Er hatte die Berichte gelesen, die Enron selbst veröffentlicht hatte. In seinem Buch Verschwörung der Narren , der umfassendsten Darstellung des Enron-Skandals, beschreibt Kurt Eichenwald Emshwillers Geistesblitz so (Beachten Sie den Ausdruck in die Finger bekommen , mit dem Eichenwald beschreibt, wie Emshwiller an die entscheidenden Dokumente herankam. Er meint damit herunterladen.):
    Besonders interessierte sich Emshwiller für Sektion 8 mit dem Titel »Transaktionen mit nahestehenden Unternehmen«.
    Nachdem er auf den Skilling-Rücktritt angesetzt worden war, hatte Emshwiller um ein Interview angefragt und auf der Schatzsuche eine Kopie von Enrons jüngstem SEC-Bericht in die Finger bekommen.
    Was er dort las, verblüffte ihn. Partnergesellschaften wurden von nicht näher benannten »leitenden Managern« geführt. Es war exotisches Zeug, doch die Zahlen waren immens. Enron gab an, dass mehr als 240 Millionen Dollar der Einnahmen des ersten Halbjahrs aus solchen Geschäften stammten.
    Enrons Zweckgesellschaften waren in jedem Fall Beleg eines außergewöhnlichen Grades von Unbesonnenheit und Inkompetenz. Doch man kann Enron nicht vorwerfen, es habe seine Nebengeschäfte verschleiert. Im Gegenteil, das Unternehmen legte sie offen. Man könnte Enron vorwerfen, dass es die Anleger nicht ausreichend über seine Zweckgesellschaften informierte. Aber was bedeutet ausreichend? Enron hatte rund 3 000 Zweckgesellschaften, und die Unterlagen für jede einzelne umfassten mehr als tausend Seiten. Den Anlegern wäre kaum damit gedient gewesen, wenn Enron diese drei Millionen Seiten veröffentlicht hätte. Wie wäre es mit einer Zusammenfassung? Steven Schwarcz, Professor für Jura an der Duke University, analysierte kürzlich zwanzig Bilanzen von willkürlich ausgewählten Zweckgesellschaften unterschiedlicher Unternehmen - also Zusammenfassungen der Abkommen zwischen den beteiligten Parteien - und ermittelte, dass sie im Durchschnitt vierzig eng beschriebene Seiten lang waren. Eine Zusammenfassung aller Enron-Zweckgesellschaften käme damit immer noch auf 120 000 Seiten. Wie wäre es mit einer Zusammenfassung aller Zusammenfassungen? Diese erstellte der Konkursprüfer von Enron, und sie war immer noch tausend Seiten lang. Und eine Zusammenfassung der Zusammenfassung der Zusammenfassungen? Die verfasste das Powers Committee, das sich »die Essenz der wichtigsten Transaktionen« ansah. Der Bericht war immer noch zweihundert hochkomplizierte Seiten lang und »nur im Rückblick und mithilfe einiger der besten Rechtsexperten des Landes verfasst worden«, wie Schwarcz betont.
    Die Lösung eines Rätsels wird mit jedem neuen Puzzlestück einfacher. Wenn ich Ihnen verrate, dass sich Osama bin Laden in Peschawar versteckt, wird die Suche um ein Vielfaches einfacher, und wenn ich Ihnen dann noch sage, dass er sich in einem Stadtteil im Nordwesten aufhält, dann wird die Lösung noch leichter. Doch im Fall von Enron scheinen andere Regeln zu gelten. Nach Ansicht der Autoren des Powers-Berichts schienen sich die Aufsichtsräte von Enron »der wirtschaftlichen Logik,

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