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Was der Hund sah

Was der Hund sah

Titel: Was der Hund sah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Gladwell
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Polizeibeamten frei.
    Nirgends ist dieser Widerspruch jedoch so eklatant wie auf dem Gebiet der Mammografie. Radiologen haben modernste Röntgengeräte entwickelt und die Brüste von Frauen auf Tumore untersucht, in der Annahme, wenn man ein nahezu perfektes Bild habe, könne man Krebs entdecken und entfernen, ehe er weiteren Schaden anrichtete. Trotzdem bestehen nach wie vor große Zweifel am Nutzen der Mammografie. Kann es sein, dass wir zu großes Vertrauen in Bilder haben?
2.
    Davis Dershaw ist Leiter der Abteilung für Mammografie am Memorial Sloan-Kettering Cancer Center in New York City. Er ist ein jugendlich wirkender Mann um die fünfzig, der erstaunliche Ähnlichkeit mit dem Schauspieler Kevin Spacey hat. Vor einiger Zeit setzte er sich in seinem Büro im Sloan-Kettering Building mit mir zusammen und versuchte, mir zu erklären, wie man eine Mammografie las.
    Dershaw hängte einen Röntgenaufnahme an einen Leuchtkasten hinter seinem Schreibtisch. »Krebs kann in zweierlei Formen sichtbar werden«, sagte er. »Sie können nach Knoten suchen oder nach Kalk. Und wenn Sie Knoten oder Kalk erkennen, müssen Sie entscheiden, ob das, was Sie sehen, in Ordnung ist, oder ob es von Krebs herrühren könnte.« Er zeigte auf die Aufnahme. »Diese Frau hat Krebs. Sie hat diese kleinen Kalkablagerungen. Können Sie das erkennen? Sehen Sie, wie winzig die sind?« Er holte ein Vergrößerungsglas hervor und hielt es über eine Stelle mit kleinen weißen Flecken. Wenn der Krebs wächst, hinterlässt er diesen Mikrokalk. »Und danach suchen wir«, erklärte er.
    Dershaw hängte einige Aufnahmen daneben und erläuterte mir, in welchen Variationen diese weißen Flecken auftreten konnten. Einige Ablagerungen sind oval und hell. »Diese kann man als Eierschalen-Ablagerungen bezeichnen. Die sind im Grunde gutartig.« Eine andere Form der Ablagerung erinnert an Schienenstränge, die entlang der vielen Blutgefäße der Brust verlaufen - diese sind ebenfalls gutartig. »Dann gibt es Ablagerungen, die sind dick und schwer und sehen aus wie Popcorn«, fuhr Dershaw fort. »Das ist nur abgestorbenes Gewebe. Das ist gutartig. Auf diesem Bild hier sind andere Ablagerungen, die aussehen wie kleine Säcke, die in einer Flüssigkeit schwimmen. Das ist ›Kalkmilch‹. Die ist auch gutartig.« Er hängte neue Röntgenaufnahmen auf. »Dann gibt es Mikroablagerungen, die sehen so aus - unregelmäßig. Sie sind unterschiedlich groß und dicht und haben verschiedene Formen. Das ist in der Regel ebenfalls gutartig, es kann aber auch auf Krebs zurückzuführen sein. Erinnern Sie sich an die Schienenstränge? Hier liegt der Kalk auch in einer Röhre, aber das Äußere ist unregelmäßig. Das ist Krebs.« Dershaws Erklärungen wurden immer verwirrender. »Bestimmte Ablagerungen in gesundem Gewebe sind immer gutartig. Andere weisen immer auf Krebs hin. Aber das sind die beiden Extreme. Die meisten Ablagerungen liegen irgendwo dazwischen. Die Entscheidung, ob eine Kalkablagerung in Ordnung ist oder nicht, ist nicht immer einfach.«
    Dasselbe gilt für die Knoten. Einige sind einfach gutartige Zellhaufen. Das lässt sich an der runden und glatten Wand des Knotens erkennen. Handelt es sich um bösartiges Gewebe, wuchern die Zellen so unkontrolliert, dass der Tumor ausfranst und in das benachbarte Gewebe eindringt. Aber auch gutartige Knoten können gelegentlich einem Tumor ähneln und ein Tumor einem gutartigen Knoten. Und manchmal sind eine Menge Verdichtungen zu erkennen, die für sich genommen verdächtig wären, die aber in ihrer Häufung nur den Schluss zulassen, dass die Brust dieser Frau eben so aussieht. »Wenn Sie eine Computertomografie von der Brust aufnehmen, dann sieht das Herz immer aus wie ein Herz, und die Aorta immer wie eine Aorta«, erklärte Dershaw. »Wenn Sie einen Knoten mitten im Herz sehen, dann ist das abnormal. Aber wenn Sie sich eine Mammografie ansehen, dann ist die anders als die Aufnahme eines anderen Körperteils. Alles andere hat eine Anatomie, und zwar eine Anatomie, die bei den meisten Menschen ungefähr gleich ist. Aber im Falle der Brust haben wir keine solche standardisierte Information. Die schwerste Entscheidung, die wir treffen müssen, ist meiner Meinung nach, ob ein Patient normal ist oder nicht. Und wir müssen diese Entscheidung treffen, ohne ein Muster zu haben, das von einer Frau zu anderen identisch wäre, und manchmal auch ohne ein Muster, das von der rechten zur linken Brust identisch wäre.«
    Die

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