Was Die Liebe Naehrt
für das, was Gott uns in Jesus Christus geschenkt hat. In ihr könnten wir auch die Dankbarkeit für unseren
Partner und unsere Familie zelebrieren. Wir sollten Gott danken für die Liebe, die er uns geschenkt hat und die in uns Frucht gebracht hat. Dankbarkeit
ist freilich keine Sonntagshaltung. Es geht auch darum, die Dankbarkeit im Alltag zu üben und dem anderen immer wieder durch ein kleines Zeichen – verbalausdrücklich oder zeichenhaft-symbolisch – zu zeigen, dass wir wahrnehmen, was er oder sie für uns tut. Wir danken aber nicht nur für
das, was er tut, für das, was er uns sagt, sondern auch für sein Sein. Manchmal tut es gut, dem anderen einfach zu danken, dass er so ist,
wie er ist, dass er an unserer Seite ist, dass wir einander lieben dürfen.
Einander vertrauen
Eine andere spirituelle Haltung, die für das Gelingen der Beziehung unabdingbar ist, ist das Vertrauen. Vertrauen hat seine Wurzeln in
der Kindheit. Die Mutter vermittelt dem Kind Urvertrauen, der Vater das Vertrauen, in die Welt zu gehen und das Leben zu gestalten. Aber dieses Vertrauen,
das uns von den Eltern zukommt, braucht eine spirituelle Grundlage. Wenn ich mich von Gott getragen fühle, dann kann ich dem anderen Vertrauen
entgegenbringen, selbst wenn das Vertrauen in meiner Lebensgeschichte einmal enttäuscht worden ist. Das Vertrauen ist getragen vom Glauben, dass wir in
Gottes Hand sind, und vom Glauben an den guten Kern im Menschen. Es ist ein Glaube, der immer wieder neu eingeübt werden muss. Denn in jeder Beziehung
gibt es Enttäuschungen. Doch ich lege den anderen nicht fest auf seine Fehler und auf sein Versagen, sondern glaube trotzdem an den guten Kern in ihm. Und
ich glaube auch, dass in mir ein guter Kern ist. Ich erlebe ja auch mit mir selbst Enttäuschungen. Ich tue nicht das, was ich eigentlich möchte. Ich bin
eifersüchtig, obwohl ich es nicht sein möchte. Es gibt dannMenschen, die sich ständig nur verurteilen und meinen, sie kämen einfach
nicht weiter, sie würden keine inneren Fortschritte machen. Sie schreiben sich selbst ab. Der Glaube vertraut darauf, dass das Gute in mir stärker ist als
all die Schwächen, an denen ich leide.
Hoffnung und Geduld
Der Glaube muss verbunden sein mit der Hoffnung. Hoffnung – so sagen die Theologen – ist eine göttliche Tugend. Es ist also eine
Tugend, die wir selbst üben müssen. Aber zugleich ist es eine Haltung, die uns auch von Gott geschenkt wird. Wir sind auf Gottes Gnade angewiesen, damit
wir hoffen wider alle Hoffnung. Ohne Hoffnung kann keine Beziehung gelingen. Ohne Hoffnung können die Eltern keine Kinder bekommen und erziehen. Die
Hoffnung hat einen langen Atem. Sie kann warten. Hoffnung ist etwas anderes als Erwartung. Wenn ich vom Partner erwarte, dass er dies oder jenes ändert,
dann bin ich immer wieder enttäuscht, dass er es doch nicht tut. Und oft genug fühlt sich der andere von meinen Erwartungen erdrückt. Er hat den Eindruck,
dass er sie ständig erfüllen muss. Weil er den Erwartungen nicht gerecht werden kann, wird er aggressiv. Und ich selbst reagiere auf die Nichterfüllung
der Erwartungen mit Enttäuschung. Hoffen ist – so sagt der französische Philosoph Gabriel Marcel – immer Hoffen auf dich und Hoffen für dich. Die
Hoffnung richtet sich immer auf eine Person. Ich hoffe, dass du immer mehr der wirst, der du von Gott her bist. Die Hoffnunggibt nie
auf. Paulus sagt, wir hoffen auf das, was wir nicht sehen. Das ist gerade für die Partnerbeziehung von entscheidender Bedeutung. Viele werfen sich
gegenseitig vor: »Ich sehe nichts von dem, was du mir versprochen hast. Du wolltest doch das oder jenes ändern. Ich sehe nichts davon. Ich sehe bei dir
gar keine Bemühung, etwas zu verbessern.« Solche Worte legen den anderen fest auf das Sichtbare. Die Hoffnung sieht auf das Unsichtbare. Sie hofft darauf,
dass im anderen etwas ist, was ich noch nicht sehe, was aber irgendwann zum Vorschein kommen will. Ohne Hoffnung wird das Zusammenleben zur Hölle, wie
Sartre es beschrieben hat. Dante hat über die Hölle das Wort gesetzt: »Lass alle Hoffnung fahren!« Die Hoffnung gibt den anderen nie auf und auch sich
selbst nicht. Ich fange immer wieder neu an. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass wir einen Weg zueinander finden. Menschen ohne Hoffnung lassen dem
anderen vielleicht zwei oder drei Chancen. Dann ist es mit ihrer Geduld zu Ende. Die Hoffnung hat einen langen Atem. Sie hofft auf das,
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